Der Golf von Neapel weist gleich 2 vulkanische Highlights auf: der Vesuv mit den Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum, sowie die Campi Flegrei mit der Solfatara und dem Marcellum. Im Einzugsgebiet liegen auch die touristischen Hot Spots der Inseln Ischia und Capri, die Straße von Sorrent und die Küste von Amalfi.
Um die legendäre Schönheit Neapels ist es indes schlecht bestellt, Umweltverschmutzung, Müllberge, Verkehrschaos, Bausünden, Armut und hohe Kriminalität schaden dem guten Ruf von "Bella Napoli" zunehmend. Trotzdem hat zumindest die Altstadt von Neapel viele kulturelle Sehenswürdigkeiten zu bieten und konnte einiges von ihrem besonderen Charme bewahren. In unserem Zusammenhang besonders erwähnenswert ist das Nationalmuseum von Neapel, indem viele originale Fundstücke aus Pompeji, Herculaneum und Stabiae ausgestellt sind.
Neapel
Wer in Süditalien unterwegs ist, kann verkehrstechnisch um Neapel praktisch keinen Bogen machen: hier liegt der Flughafen der Region, am Hafen starten die Fähren Richtung Liparische Inseln. Wer sich einen Mietwagen nimmt, um Pompeji, oder die Solfatara zu besuchen, muss zumindest über die Tangenziale (Kleingeld für Mautgebühren parat halten) fahren. Wer auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, muss vom Flughafen zum Bahnhof fahren. Von dort gibt es Verbindungen nach Pompeji und zur Solfatara bei Pozzuoli. Vom Flughafen aus gibt es auch eine Busverbindung zum Hafen.Seinen Wagen in Neapel zu parken kann eine richtige Herausforderung sein. Am besten wird man ihn noch am Yachthafen am "Castel dell Ovo" los. Von dort aus hat man an klaren Tagen auch einen schönen Blick auf den Vesuv. Die Restaurants dort sind wenig zu empfehlen.
Den besten Blick über den Golf von Neapel und den Vesuv hat man übrigens vom Castel Sant Elmo aus.
Vesuv
Die meisten Vulkaninteressierten zieht es kurz nach ihrer Ankunft Richtung Vesuv und Pompeji. Den Vulkan erreicht man am besten mit dem eigenen Wagen, es werden aber auch zahlreiche organisierte Bustouren angeboten. Man verlässt die A 3 Richtung Salerno bei Torre del Greco und sucht sich seinen Weg über die Via Vesuvio zur Stazione Inferiore. Die serpentinenreiche Straße führt durch schöne Wälder, ist allerdings nur sporadisch mit kleinen, braunen Wegweisern beschildert, sodass man gerade im unteren Bereich der Route leicht vom Weg abkommt und sich dann irgendwie durch den Dschungel enger Gassen bergauf kämpfen muss. Früher fuhr man direkt zum Parkplatz am Ende der Straße. Seit 2017 muss man während der Hauptsaison in einer kleinen Seitenstraße (kostenpflichtig, 5 Euro) parken. Diese befindet sich ca. 1 km vom oberen Parkplatz entfernt. Ebenfalls kostenpflichtige Shuttlebusse fahren dorthin. Am Ende der Stichstraße liegt ein kleines Café, welches in Containern untergebracht ist. Die Besitzerin weiß so manche Anekdote zu erzählen und kann einem wertvolle Tipps geben. Sie weiß z.B. wie man zum Krater kommt, wenn der Zugang abends geschlossen ist. Sie warnt überdies vor Einbrüchen in den Fahrzeugen. Zu Fuß oder mit dem Shuttle, geht es dann zur kleinen Touristenstation am oberen Parkplatz. Der Eintritt zum Kraterbereich des Vesuvs kostet derzeit 10 Euro p.P. Ein gut ausgebauter Wanderweg führt zum Krater hoch, den man nach ca. 20 Minuten erreicht. Für ältere Menschen kann der Weg schon beschwerlich sein. Auf der Fahrt hinab kommt man an einigen Restaurants vorbei. Hier machen viele Touristenbusse Halt. Wenn man weiter nach Pompeji will, lohnt sich hier ein Stopp zur Lunchtime, allerdings sind Essen und Service bestenfalls mittelprächtig. Mein persönlicher Eindruck nach meiner letzten Reise im Juni 2017 dorthin war, dass man nun mit allen Mitteln versucht die Touristen abzuzocken. Der Eintritt stieg von 6,50 Euro auf 10 Euro. Sicherlich noch bezahlbar, aber trotzdem eine enorme Preissteigerung.&xnbsp; Update 2024: Mittlerweile muss man die Tickets zum Vesuv online buchen. Es werden feste Timeslots vorgegeben. Alle 10 Minuten werden maximal 60 Leute auf den Weg um den Krater gelassen. Da der Datenempfang oben am Parkplatz schlecht ist, sollte man unbedingt vorher das Ticken buchen. Der Prozess dauert länger, da man sich registrieren muss. Vorischt: Wer im Internet die offizielle Buchungsseite sucht, stößt zunächst auf Seiten von Tourenanbietern, die ordentlich verdienen wollen. Die Buchung erfolgt am besten über die Website des Veusv-Nationalparks.
Pompeji
Pompeji ist über die A3 erreichbar, aber auch per S-Bahn mit der Circumvesuviana (Haltestelle vor den Ausgrabungen) oder per organisierter Bustour. Seinen Wagen wird man auf kostenpflichtigen privaten Parkplätzen los, die meistens mit Campingplätzen verbunden sind. Hier zu übernachten, macht wenig Spaß, da die S-Bahn direkt hinter den Campingplätzen verläuft. Daher steige ich dann doch lieber in einem der Hotels ab. Gut gelegen und nicht zu teuer ist das Hotel Villa Misteri, direkt an den Ausgrabungen. Unangenehm ist mir allerdings ein Kellner im Hotel Villa Misteri geblieben, der uns pünktlich um 10 Uhr vom Frühstückstisch vertrieben hat, weil er Feierabend machen wollte.Wer bei den fliegenden Händlern am Eingang zur Ausgrabung was kauft, ist selbst schuld. Die Cafeteria im Grabungsbereich von Pompeji ist ganz o.k. und für die Gegebenheiten nicht zu teuer.
Zur eigentlichen Ausgrabung schreibe ich an anderer Stelle (siehe Link weiter oben). Hier sei noch erwähnt, dass es für 20 Euro ein Kombiticket für Herculaneum, Pompeii, Oplontis und Stabiae gibt, das auch zum Eintritt in die römische Villa und das Antiquarium von Boscoreale ermächtigt. Die Einzelkarte für Pompeji kostet 11 Euro (Stand 2010). Wer Zeit hat, sollte die kleine Ausstellung des Antiquariums besuchen. Diese ist sehr anschaulich. Die Sommermonate sollte man meiden, dann ist Pompeji total überfüllt. Meine schönsten Besuche erlebte ich im Frühjahr und Herbst.
Update 2024: Auch hier hat sich einiges getan: Der Eintritt kostet 18 € und es wurden Sonderbezirke eingerichtet, deren Besuch nur mit Aufschlag möglich ist. Wer z.B. die Villa Mysteri besichtigen will, bezahlt dann 22 €.
Solfatara und Pozzuoli
Auf der anderen Seite des Golfs von Neapel liegt Pozzuoli. Die Stadt hat ihr Gesicht in den letzten Jahren deutlich gewandelt; viele durch den Bradyseismos zerstörte Häuser wurden saniert, die Stadt erscheint etwas sauberer und nicht mehr so ärmlich. Das römische Amphitheater kann man sich angucken, ist aber kein Muss, wohingegen ein kurzer Blick auf das Marcellum obligatorisch ist.Lohnenswert ist die Solfatara der Phlegräischen Felder. In dem Vulkankrater dampfen Fumarolen und ein Schlammpool köchelt vor sich her. Besonders idyllisch ist der Campingplatz im Krater. Die Bedienung im kleinen Café habe ich als besonders freundlich in Erinnerung. Wer die Atmosphäre im Krater ohne Touristenmassen genießen möchte, sollte hier übernachten und frühmorgens den Krater besichtigen, bevor er auch für Tagesgäste geöffnet wird. Der Eintritt für den Krater (8 Euro) ist in den Campingplatzgebühren inklusiv.
Seit einem Unfall mit Todesfolgen im Jahr 2017 ist der Zugang zur Solfatara gesperrt. Wann er wieder geöffnet wird steht in den Sternen.
Ischia
Von Pozzuoli aus starten auch Fähren Richtung Kurinsel Ischia. Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist, sollte diesen nicht mit nach Ischia nehmen, da die Fährpassage unverhältnismäßig teuer (ca. 30 Euro einfache Fahrt) ist. Besser ist es den Mietwagen, oder Scooter erst auf Ischia zu buchen. In Sachen Unterkunft sollte man auf Ischia nicht sparen, ansonsten ist man enttäuscht. Ein Hotel unter 100 Euro für das Doppelzimmer ist selten zu empfehlen. Das Preisniveau ist sehr hoch. Dafür scheinen hier die Probleme Neapels fern und man kann seinen Urlaub genießen. Ein Besuch auf der Insel lohnt schon wegen einem Bad in den "Poseidon Gärten", oder der Thermalanlage von "Negombo". Eine Thermalkur dauert mindestens 14 Tage und empfiehlt sich bei Gelenkrheuma, oder Knochen- und Gelenkschäden, aber auch bei Gicht, Stoffwechselstörungen, Hautkrankheiten, Depressionen oder für Wellnesskuren.Besonders malerisch ist das Städtchen Sant Angelo, in dem keine Autos fahren dürfen.
Bei meinen zahlreichen Aufenthalten in der Gegend wurde ich von den Gastgebern unterschiedlich aufgenommen. Von Nepp und Touristenabzocke bis hin zur freundlichen Gastlichkeit war das gesamte Spektrum vertreten. Wenn die Neapolitaner ihr Müllproblem in den Griff kriegen würden und die maroden Vororte sanieren würden, dann könnte man bald wieder das Lied von "Bella Napoli" singen. So tendiere ich dazu zu sagen, dass es unglaublich ist, solche Verhältnisse in einem Land der EU vorzufinden!
Reiseinfos auf einen Blick
Beste Reisezeit: Mai - Juni und September - Oktober. Die Hochsaison im Sommer sollte man meiden.Anreise: Neapel ist ein Verkehrsknotenpunkt. Flüge ab ca. 160 Euro. Bahnfahrt und Anreise mit dem Auto sind recht teuer.
Mobilität: öffentlicher Verkehr ist gut ausgebaut, Mietwagen ab ca. 40 Euro pro Tag. Nur was für Leute mit starken Nerven.
Unterkunft: zahlreiche Pensionen und Hotels. Campingplätze bei Pozzuoli, Pompeji, Sorrent und auf Ischia
Preise: über dem Landesdurchschnitt. Ischia recht teuer.
Online seit 2010. Aktualisierung 2024