Die 7 Liparischen Inseln (oder auch Äolische Inseln) liegen nördlich von Sizilien und westlich Kalabriens im Tyrrhenischen Meer. Die bekanntesten Inseln sind Lipari, Stromboli und Vulcano. Die anderen Inseln heißen Salina, Panarea, Filicudi und Alicudi. Alle 7 Inseln sind vulkanischen Ursprungs, aber nur die Vulkane auf Stromboli und Vulcano gelten als aktiv.
Seit der Jungsteinzeit profitieren die Menschen vom Vulkanismus der Inselgruppe, indem mit dem vulkanischen Glas Obsidian gehandelt wurde. Aus Obsidian wurden Pfeilspitzen und Messerklingen hergestellt, die so scharf wie ein Skalpell waren. In späteren Jahren wurde auf den besonders fruchtbaren Vulkanböden Ackerbau betrieben. Heute ist die wichtigste Einnahmequelle der Tourismus.
Generell erfolgt die Anreise über Milazzo, oder Neapel. Letzteres kann direkt angeflogen werden. Die Fähren von Neapel fahren derzeit 2 mal wöchentlich (Dienstag und Freitags um 21 Uhr, Ankunft am folgenden Morgen) und kosten pro Fahrt ca 50 Euro einfache Fahrt. Von Stromboli aus startet die Fähre Montags und Donnerstags gegen 20.30 Uhr.
Tragflächenbote von Neapel aus starten zwischen Juli und September um 14.30 Uhr, vom kleinen Hafen Mergellina Sannazzaro aus. Die Fahrt dauert ca. 4 Stunden und ist doppelt so teuer wie die Fähren, die für die Strecke die ganze Nacht brauchen.
Milazzo erreicht man am besten per Bus von Catania, Messina, oder Palermo aus. Von Millazzo verkehren fast stündlich Tragflächenboote nach Lipari und Vulcano. Die anderen Inseln werden zwar auch täglich angefahren, aber oft nur morgens und nachmittags, wobei der Winterfahrplan stark eingeschränkt ist.
Wer mit dem eigenen Wagen auf Rundreise ist, sollte ihn in einer Garage in Milazzo einmieten, oder auf Lipari stehen lassen.
Lipari
Hauptinsel des Archipels ist die Insel Lipari. Hier ist die Infrastruktur sehr gut ausgebaut und der Hafen ist die Drehscheibe zu den anderen Inseln. Lipari wird ganzjährig per Fähre und Tragflächenboot von den Häfen Neapel, Messina und Milazzo angesteuert, teilweise auch von Palermo und Genua aus. Zu den anderen Inseln sind Direktverbindungen besonders in der Nebensaison stark eingeschränkt, sodass meistens der Umweg über Lipari genommen werden muss. Der Fährhafen liegt im Norden von Lipari-Stadt, die Tragflächenboote starten hingegen vom Südhafen aus! Dazwischen liegen gut 1000 m fußläufige Gasse, über die Umgehungsstraße kann man mit Taxi, oder Minibus fahren.Lipari wird vom Burgfelsen mit der Spanischen Festung dominiert. In ihr befindet sich ein kleines Heimatkundemuseum mit Artefakten aus der Jungsteinzeit. Die Stadt mit ihren engen Gassen und netten Geschäften zu Füssen der Festung lässt Urlaubsstimmung aufkommen.
Sehenswert sind auch die Bimssteinbrüche im Norden der Insel. Der Bimsabbau war lange Zeit wichtigste Industrie und Einnahmequelle von Lipari. Die weißen Halden bei Auqucalda stehen heute unter dem Schutz der Unseco, ebenso der Obsidianstrom "Rocce Rosse". Dieser Lavastrom stammt wahrscheinlich von der letzten Eruption des Monte Pilato im Jahre 729. Vom Südzipfel Liparis aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Nachbarinsel Vulcano.
Vulcano
Vulcano ist die Kurinsel des Archipels. Der Fangopool (Eintritt) am Porto di Levante verbreitet den Gestank von faulen Eiern. Dieser charakteristische Geruch stammt vom Schwefelwasserstoff, der aus den Fumarolen entweicht. Mark Twain bezeichnete den höllischen Geruch auf dem Vulkan Kilauea (Hawaii) als " ... nicht übel, für einen Sünder wie mich", und diesem Kommentar möchte ich mich in meiner Eigenschaft als Geonaut anschließen. Ein Bad im warmen Fango soll bei Gelenk- und Hauterkrankungen helfen, sowie gegen Depressionen wirksam sein, allerdings findet im Pool fast kein Wasseraustausch statt und so sammeln sich allerlei organische Abfallstoffe (Haare, Hautschuppen) im Becken an. Generell sind Schwefelgase für die Lunge auch nicht sonderlich gesund.Am Strand neben an sorgen Fumarolen für einen natürlichen Whirlpool im seichten Meerwasser. Vorsicht, ohne Badelatschen kann man sich hier die Füße verbrühen! Vulcano verfügt über 2 nette Badestrände und einige schöne Buchten. Bootstouren zur "Grotta del Cavallo" sind zwar kein Muss, aber durchaus empfehlenswert. Zahlreiche Boutiquen und Restaurants sorgen für Urlaubsatmosphäre allerdings sind die Preise recht abschreckend. Kleine Lebensmittelgeschäfte liegen etwas außerhalb des eigentlichen Dorfzentrums.
Hauptattraktion ist natürlich das Schwefelfeld am Kraterrand der Fossa 2, das über einen recht guten Weg erreichbar ist. Trotzdem ist der knapp 300 m hohe Aufstieg nichts für Badelatschen: im oberen Bereich gibt es tiefe Erosionsrinnen und die Fumarolen am Schwefelfeld sind mehrere 100 Grad heiß. Die Schwefeldämpfe sollte man nach Möglichkeit nicht inhalieren.
Auf der Halbinsel Vulcanello gibt es bizarre Lavaskulpturen im "Valle dei Mostri" zu bewundern, sowie einige Hotels der für gehobene Ansprüche, die durchaus empfehlenswert sind. Für den schmalen Geldbeutel gibt es zwei Campingplätze, wobei ich den "Camping Eden" im Westen der Insel bevorzuge.
Stromboli
Stromboli ist DIE Vulkaninsel des Archipels und der Dauerbrenner des Mittelmeeres. Der Vulkan ist seit gut 2000 Jahren praktisch ununterbrochen aktiv. Mehrmals stündlich gehen von seinem Vulkankrater kleine Explosionen aus, die Lavabrocken bis zu 200 m hoch auswerfen. Gelegentliche stärkere Eruptionen können aber auch zur Gefahr für die Vulkanbeobachter werden, die auf dem Rand der Cima, oder dem Pizzo stehen.Seit dem Jahr 2003 darf die Gipfelregion des Strombolis nur noch in geführten Gruppen besucht werden. Die meisten Touren starten am späten Nachmittag vom Kirchplatz im Ortsteil San Vincenzo. Dort konzentrieren sich auch die Büros der Vulkanführer. Besonders in der Hauptsaison ist eine langfristige (Tage vorher) Reservierung nötig, da die Plätze limitiert sind. Schlechtes Wetter, oder zu starke Aktivität können einem trotzdem den Aufstieg vermiesen. Der Aufstieg dauert 2,5 - 3 Stunden und sollte nur von gesunden und nicht ganz unsportlichen Leuten gewagt werden. Für den Aufstieg empfehle ich eine solide Trekkingausrüstung: Wanderschuhe und lange Hosen zu tragen, sowie eine Warme Jacke, eine Taschenlampe und ausreichend Trinkwasser gehören in den Rucksack. Helme und Staubschutzmasken gibt es bei den Vulkanführern. Wer Fotografieren will, sollte unbedingt an ein Stativ denken. Da Stromboli praktisch ganz vom Tourismus lebt gibt es zahlreiche Unterkünfte. Das Spektrum reicht von der einfachen Pension, bis zu Hotels für gehobene Ansprüche. Auch Ferienwohnungen und Häuser sind zu mieten. Mietwagen gibt es nicht, die schmalen Gassen sind fußläufig und dürfen nur von Mopeds, Dreirädern und kleinen Elektroautos befahren werden. Wer trotzdem mit dem eigenen Wagen (Fähre) anreisen will, muss ihn auf einen Parkplatz am Hafen stehen lassen.
Ansonsten gibt es zwei Tauchbasen auf Stromboli, sowie ein Kanuverleih. Bootstouren zur Sciara del Fuoco können bei entsprechender Aktivität des Vulkans interessant sein. Das Essen ist hier Glücksache und oft von Betrieb und Laune der Besitzer abhängig. In der Hochsaison geht es hektisch zu, Service und Qualität der Speisen lassen stark nach. Im Winter haben nur 1 - 2 Restaurants auf und ein kleiner Teller Pasta kostet mindestens 10 Euro; oft gibt es auch nichts anderes! Glücklich, wer selbst kochen kann! Ein Bäcker backt frisches Brot, ist damit aber selten vor 8 Uhr fertig. Man findet ihn an der Hauptgasse, ein gutes Stück hinter der Kirche von San Vincenzo.
Empfehlenswert sind die Restaurants "La Laterna" und die Pizzaria im alten Osservatori am Punta Labronzo. Diese liegt schon ein Stück außerhalb des Ortes an der alten Aufstiegsroute zum Krater und bietet abends einen schönen Blick auf die Eruptionen. Dorthin gibt es auch einen Taxiservice.
Reiseinfos auf einen Blick
Beste Reisezeit: Frühjahr und Herbst. Den August meiden, ebenso November - Februar.Anreise: mit der Fähre (2 x wöchentlich), oder dem Tragflächenboot (1x täglich im Sommer) von Neapel. Im Sommer von Messina und Milazzo täglich gute Verbindungen, im Winter eingeschränkter Fahrplan. Einen Flugplatz gibt es nicht, nur Heliservice.
Mobilität: ein eigenes Auto macht bestenfalls auf Lipari sinn, auf Vulcano kann man seinen Wagen mitnehmen, auf Stromboli zwecklos. Leihwagen und Scooter gibt es auf Lipari. Auf Vulcano kann man sich Roller und Fahrräder mieten.
Unterkunft: auf den Inseln gibt es zahlreiche Pensionen und Hotels. Ganzjährig große Auswahl auf Lipari, Stromboli und Vulcano im Winter eingeschränkt. Camping nur auf Vulcano und Lipari.
Preise: deutlich über dem Landesdurchschnitt.
Stand 2013