Seit 6 Stunden befindet sich der Stromboli in einer Phase mit erhöhtem Tremor. Solche Phasen hat er in den letzten Wochen immer wieder. Da die Vulkanologen eine größere Eruption für möglich halten, wurde der Aufstieg zum Krater gesperrt.
Stromboli
Stromboli ist ein Inselvulkan und liegt im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien. Er gehört zu den 7 Liparischen Inseln vulkanischen Ursprungs. Der 924 m hohe Feuerberg ist daueraktiv und gilt seit der Antike als das Leuchtfeuer des Mittelmeeres.
Stromboli: Aufstieg gesperrt!
Wie ich soeben erfahre ist der Aufstieg zum Krater des Stromboli bereits seit dem 26. August gesperrt. Grund ist die seit Wochen anhaltende erhöhte Aktivität des Vulkans in Süditalien.
Größere Eruptionen, Intrakrater-Lavaströme, ein dauernd aktiver Hornito und hoher Tremor veranlassten die Behörden zu dieser Sicherheitsmaßnahme. Ein größerer Vulkanausbruch, oder eine Flankeneruption kann nicht ausgeschlossen werden.
Zusammenfassung vulkanischer Aktivität weltweit
In der Wochenzusammenfassung der vulkanischen Aktivität fallen einige gute Bekannte auf:
Puyehue-Cordon Caulle: der Vulkan in Chile ist immer noch aktiv. In den vergangenen Tagen förderte er eine 3,7 km hoch aufsteigende Aschewolke.
Sakura-jima: der daueraktive Vulkan in Japan hatte eine Serie stärkerer Eruptionen.
Katla: die Seismik unter dem subglazialen Vulkan ist in den letzten Tagen wieder besonders hoch.
Stromboli: zeigt erhöhte Seismik mit länger anhaltendem Tremor und stärkeren Explosionssignalen. Auf der Thermalcam sieht es so aus, als würde aus dem Hornito im Westteil des Kraters ein kurzer Lavastrom fließen.
Stromboli: Erhöhte Seismik
Am Vulkan Stromboli auf den Liparischen Inseln vor Sizilien bleibt die Situation spannend. Der Hornito im Westteil des Kraters ist weiterhin gewachsen, dass Gleiche gilt für den Kegel im Ostteil. Der Krater bietet somit eine besondere Ästhetik. Die Seismik zeigt sich heute lebhaft. zahlreiche Explosionssignale mittlerer Stärke und ein hohes Grundrauschen deuten darauf hin, wie munter der daueraktive Vulkan derzeit ist. In diesem Monat machte er mit 2 aussergewöhnlichen Events von sich Reden. Es würde mich nicht wundern, wenn sich ein Drittes dazu gesellen würde.
Vulkanausbrüche im August: Ätna, Stromboli und Co.
Während meiner Abwesenheit zeigten sich besonders die Vulkane Italiens von ihrer aktiven Seite.
Ätna: hier gab es am 12. und 20. August zwei weitere paroxysmale Eruptionen. Der jüngste dieser Ausbrüche (es war der 11. In diesem Jahr) war kurz, aber besonders stark. Eine Aschewolke stieg mehrere Kilometer hoch auf.
Stromboli: am 12. August gab es kontinuierliches Lava-Spattering und einen kleinen Lavastrom im Westteil des Kraters.
Kilauea: nach dem Auslaufen des Lavasees in der ersten Augustwoche, füllt sich der Krater des Pu’u’O’o wieder mit Lava.
Katla: die Seismik des subglazialen Vulkans ist weiterhin erhöht.
Stromboli: Vulkanausbruch mit Lavastrom
Update 20.30 Uhr: Auf der LiveCam des INGV sieht man, dass sich der Lavastrom bereits abkühlt und nur noch sehr wenig Lava aus dem östlichen Förderschlot des Hauptkraters fließt. Scheinbar strebt das Ereigniss nach gut 24 Stunden seinem Ende entgegen.
—–
Update 16.30 Uhr: Dr. Boris Behncke vom INGV berichtet, dass die Lava aus dem östlichen Schlot des Hauptkraters läuft und sich zunächst in der Depression unterhalb des Krater-Kegels sammelt. Von dort fließt sie weiter über die Sciara del Fuoco. Es hat sich also scheinbar kein Riss in der Vulkanflanke gebildet. Die Front des zähflüssigen Lavastroms stagniert derzeit auf einer Höhe von 500 m und hat entgegen früheren Berichten noch den das Meer erreicht.
Seit heute Nacht ist der Stromboli auf den Liparischen Inseln besonders aktiv. Nach einer Serie stärkerer Explosionen läuft nun ein Lavastrom aus dem Hauptkrater über die Ostflanke des Kraterkegels und weiter auf die Sciara del Fuoco. Das Bild der LiveCam ist nicht eindeutig zu interpretieren. Möglicher Weise hat sich ein Förderschlot in der Depression oberhalb der Sciara del Fuoco und unterhalb des Krater-Kegels geöffnet. Die Gipfelaktivität geht tatsächlich weiter. Bei den letzten Vulkanausbrüchen dieser Art stoppten die strombolianischen Ausbrüche während der effusiven Tätigkeit.
Gestern hat es erste Anzeichen des bevorstehenden Events gegeben: das seismische Netzwerk hat Signale aufgezeichnet, die auf kleine Kollapse auf der Sciara del Fuoco hindeuteten.
Über den Vulkan: Stromboli ist seit mehr als 2000 Jahren daueraktiv. In der Antike erhielt er den Beinamen „Leuchtfeuer des Mittelmeeres“, da sich die Seefahrer an seinem roten glühen orientierten, das von seinem Krater ausging. Heute ist Stromboli ein beliebtes Reiseziel von Vulkantouristen, die nachts auf dem Grat der Cima sitzen und die kleinen Ausbrüche beobachten. Stromboli kann aber auch anders: gelegentlich kommt es zu größeren Ausbrüchen, die eine Gefahr für Beobachter darstellen.
Stromboli: stärkerer Vulkanausbruch als üblich!
Letzte Nacht ereignete sich um 02.15 Uhr eine Folge stärkerer Explosionen, als sie für den Stromboli üblich sind. Auf der Seismik des INGV-Catania sieht man deutliche Signale höherer Amplitude. Die Vulkanologen veröffentlichten auch Aufnahmen der Thermalcam, auf denen eine größere Lavafontäne sichtbar ist. Die Explosionsserie endete nach gut 50 Minuten. Pyroklastisches Material wurde dabei bis auf die Aussenflanke des Kraterkegels und der Hochebene unterhalb des Gipfels geschleudert. Normalerweise landen bei den strombolianischen Vulkanausbrüchen die Lavabrocken wieder innerhalb des Kraters, oder auf der Sciara del Fuoco.
Neues Modell für Magmenaufstieg am Stromboli
Der Inselvulkan Stromboli liegt nördlich von Sizilien und ist seit mehr als 2000 Jahren daueraktiv. Von einigen Pausen abgesehen, speit er normalerweise mehrmals stündlich Lava. Die Tephra erreicht bei diesen strombolianischen Eruptionen normalerweise eine Höhe zwischen 80 und 250 Metern. Generell funktionieren explosive Vulkanausbrüche nach dem gleichen Schema: in der Magmakammer ist das Magma an Gasen übersättigt. Durch eine Änderung der Druck / Temperaturverhältnisse einerseits und Änderungen im Chemismus / Rheologie andererseits, wird das Gas freigesetzt. Das Magma steigt im Förderschlot auf und es bilden sich große Gasblasen. Diese steigen immer schneller auf und fragmentieren das Magma. An der Oberfläche explodieren die Gasblasen und schleudern Asche und Lavafetzen aus dem Förderschlot. In Bezug auf den Stromboli stellt sich nun die Frage, wie dieser Mechanismus seit Jahrtausenden funktioniert, besonders, da es einen großen Unterschied zwischen der ausgestoßenen Gasmenge und der tatsächlich geförderten Lavamenge gibt.
Messungen ergaben, dass der Vulkan täglich ca. 200 Tonnen Schwefeldioxid ausstößt. Das Magma des Strombolis enthält ca. 0,28% Schwefel. So müssen täglich 50.000 Tonnen Magma entgasen. Tatsächlich gefördert wird aber nur ein Bruchteil dieser Menge.
Nun liefern Wissenschaftler der Universität Bristol einen neuen Erklärungsversuch über den Verbleib der Schmelze und wie die strombolianischen Ausbrüche funktionieren könnten. Neben einer tief sitzenden Magmakammer postulierte Francis Beckett ein oberflächennahes Magmareservoir. Dort sammelt sich das Magma und steigt zur Oberfläche auf, wo es entgast und ein Teil davon als Lava bei den Eruptionen austritt. Die Restschmelze bildet weitere Kristalle und wird dichter und zähflüssiger. Daher sinkt sie wieder bis in das Reservoir ab.
Experimente mit Sirup haben gezeigt, dass zwei Materieströme verschiedener Viskosität, in einer vertikalen Förderleitung, in unterschiedliche Richtungen fließen können. Trotz des neuen Modells bleiben einige Fragen offen, etwa die, warum sich das Magma in den gleichzeitig auf- und absteigenden Strömen nicht vermischt.
Das sogenannte Magmamingling hat oft katastrophale Folgen. So wird angenommen, dass eine plötzliche Intrusion frischen Magmas in die Magmakammer des Krakataus die gewaltigen Explosionen auslöste, die im Jahr 1883 zum Untergang der Insel führten. Allerdings handelte es sich dabei um zwei sehr unterschiedliche Magmen. Der chemische Unterschied zwischen dem weitgehend entgasten Magma (Lava) das im Förderschlot des Strombolis wieder hinab sinkt, und dem aufsteigenden Magma ist weitaus geringer. Vielleicht verdankt der Stromboli seine langlebige Eruptivität aber auch genau diesem Umstand.