Busstation auf dem Ätna.
Wenn auf einer Vulkanseite von Vulkanen und Tourismus die Rede ist, handelt es sich meisten um Touristen, die einen Vulkan besteigen möchten und gezielt die Nähe eines Vulkans suchen. Den umgekehrte Fall gibt es aber auch: Touristen werden während ihres Urlaubs von einem Vulkanausbruch überrascht, oder fürchten, von den Folgen einer bevorstehenden Eruption in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Dieser Artikel wendet sich an diesen Personenkreis.
Spätestens seit dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull und dem beinah-Ausbruch des Gunung Agung wissen wir es: Vulkane und ihre Eruptionen können einem Urlauber die Reise vermiesen! Auf Island war es die hoch aufsteigende Aschewolke, die den Flugverkehr lahmlegte und nicht nur Islandreisenden einen Strich durch die Rechnung machte. Tagelang war der Luftraum über Nord- und Mitteleuropa gesperrt. Unzählige Reisende strandeten. Ein paar Jahre später drohte auf der indonesischen Ferieninsel Bali ein Ausbruch des Vulkans Gunung Agung. Zu früh wurde die höchste Alarmstufe ausgerufen und dass kurz vor den Herbstferien. Obwohl der Vulkan noch nicht ausgebrochen war, verunsicherte dies viele Urlauber. Sollten sie trotz einer drohenden Katastrophe die Reise antreten? Wie sicher war es auf Bali im Falle einer Eruption und drohte wieder ein Flugverbot? Die Verunsicherung der Touristen ist verständlich, zumal sie kaum Auskunft von offizieller Seite bekamen. Wie sollte man sich in so einem Fall verhalten?
Zuverlässigkeit der Vorhersagen von Vulkanausbrüchen
Generell wird von den zuständigen Vulkanobservatorien nicht leichtfertig Alarm gegeben. Doch trotz modernster Technik kann man einen Vulkanausbruch nicht 100%ig sicher vorhersagen. Meistens wissen die Vulkanologen nur, dass der Vulkan dabei ist eine Eruption vorzubereiten. Die Aufheizphase eines Vulkans kann nur kurz sein, oder Monate und Jahre dauern. Oft beruhigt sich ein Vulkan erst einmal wieder, um dann relativ unerwartet zu eruptieren. Es gibt genügend Fälle von Fehlalarmen. Oft müssen die Vulkanologen dann den Kopf dafür hinhalten. Doch geben sie keinen Alarm und es sterben dann bei einer Eruption Menschen, rollt der Kopf noch schneller. Ein, im Nachhinein, oft gehörter Satz von Vulkanolgen ist: "Wir wussten, dass der Vulkan zu einer Eruption bereit war, wir wussten aber nicht, wann und wie er ausbrechen würde". So muss jeder Reisende für sich selbst entscheiden, ob er eine Reise in ein potenzielles Krisengebiet antreten möchte, oder nicht. Meistens ist nur das direkte Umfeld eines Vulkans von einer Eruption betroffen. Direkte Lebensgefahr für Touristen besteht dann nur, wenn man sich innerhalb der Sperrzone aufhält. Dennoch kann die Eruption plötzlich an Stärke zunehmen, so dass auch Gebiete außerhalb einer Sperrzone betroffen werden können. Zudem können Vulkane auch völlig ohne vorherige Anzeichen eruptieren, oder werden nicht systematisch beobachtet, so dass Anzeichen nicht erkannt werden und Warnungen ausbleiben. Am gefährlichsten sind die sogenannten "grauen Vulkane", die explosiv ausbrechen und Aschewolken, pyroklastische Ströme und Lahare hervorbringen. Die sogenannten "roten Vulkane" fördern Lavaströme und Lavaseen, von denen relativ selten eine Lebensgefahr ausgeht, solange man sich nicht zu nahe an die Lava heranwagt.Ein Problem großer Ascheeruptionen ist die Vulkanasche. Diese kann sehr hoch aufsteigen und in Abhängigkeit der Windrichtung sehr weit verfrachtet werden. Die Vulkanasche gefährdet den Flugverkehr. Oft werden Flughäfen in Vulkannähe gesperrt. Der Reisende sitzt dann entweder fest, oder muss sich auf den Weg zu einem weiter entfernten Flughafen machen. Wird ein Flug wegen einem Vulkanausbruch storniert, wird meistens auf Kulanzbasis ein späterer Flug kostenlos angeboten. Ein Anrecht des Reisenden darauf besteht allerdings nicht, da es sich bei einem Vulkanausbruch um "höhere Gewalt" handelt. Im Fall des Falles muss der Reisende eine Umbuchung ggf. selbst bezahlen. Dass gilt natürlich auch für Folgekosten eines längeren Aufenthaltes. Stornokosten bei einer Warnung vor einem Ausbruch muss der Reisende meistens auch selbst tragen. Nur wenige Reiserücktrittsversicherungen springen hier ein. Im Zweifelsfall sollte man sich bei Buchung der Reise erkundigen, ob so etwas abgesichert ist.
Besonders gefährdete Urlaubsregionen
In den seltensten Fällen sind sich Urlauber darüber im Klaren, dass es in der Nähe des Urlaubsziels Vulkane gibt, die ausbrechen könnten. Nicht jeder potenzielle Ausbruch erregt in den Medien viel Aufmerksamkeit. So kann es sein, dass sich Urlauber nichtsahnend auf den Weg in die Katastrophe begeben. Doch welche Urlaubsregionen sind in Bezug auf Eruptionen potenziell gefährlich?Ein Blick auf die Weltkarte verdeutlicht die Gefahrenzonen. Vulkane bilden sich meistens in der Nähe kontinentaler Plattengrenzen. Besonders gefährlich ist der Ring of Fire. Die Küsten um den Pazifik sind gespickt mit aktiven Vulkanen. Die Inselbogen-Vulkane vor den Küsten Asiens sind besonders gefährlich, und lange nicht jeder Feuerberg wird ständig überwacht. Das Gleiche gilt für die Vulkane der pazifischen Inselstaaten östlich Australiens. Die meisten Reisenden wissen, dass die Kanarischen Inseln vor Westafrika vulkanischen Ursprungs sind, doch wer rechnet mit einem Vulkanausbruch in der Ägäis, oder der Türkei? Auch andere Inseln des Mittelmeeres sind vulkanischen Ursprungs, allen voran die Liparischen Inseln nördlich von Sizilien. Und im Osten der größten Insel -Sizilien- des Mittelmeeres droht der Ätna, Europas mächtigster Vulkan.
Am Sichersten ist man etwa auf Sardinien, Mallorca und Ibiza. Auf den meisten griechischen Inseln wie Kreta, oder Rhodos droht auch kein Vulkanausbruch. Hier ist die Gefahr von einem Erdbeben betroffen zu werden allerdings gegeben.
Vorsichtsmaßnahmen
Zugegeben, die Gefahr während eines Urlaubs von einem katastrophalen Vulkanausbruch überrascht zu werden ist vergleichsweise gering. Opfer eines Erdbebens zu werden schätze ich als etwas höher ein, zumal diese kaum vorhersagbar sind. Trotzdem halte ich es für sinnvoll, sich vor Reiseantritt zu informieren, ob es potenzielle Gefahren gibt. Diese können natürlich auch von anderen Naturkatastrophen herrühren. Das Internet bietet reichlich Möglichkeiten für entsprechende Recherchen.Ein wichtiger Faktor ist die Bausubstanz des Hotels, in dem man sich einbucht. Sieht das Gebäude vertrauenerweckend aus? Flauchbauten sind alten Hochhäusern zu bevorzugen. Ältere Hotels in Stadtkernen historischer Städte können besonders schnell zur Todesfalle werden, wenn die Erde bebt. Bei großen Vulkanausbrüchen drohen Dächer unter der Last der Asche einzustürzen, sollte sich denn welche ablagern. Vor Ort sollte man sich mit Fluchtwegen vertraut machen. Im Fall der Fälle ist es wichtig an Trinkwasser zu kommen, bzw. welches zu haben. Neben einem Handy, um Hilfe zu rufen ist auch eine Trillerpfeiffe ein wichtiges Utensil um im Notfall auf sich aufmerksam zu machen. Sollte man wegen einem gesperrten Flughafen festsitzen, kann es nützlich sein über Geldreserven zu verfügen und die Telefonnummer des Arbeitgebers parat zu haben, falls man seinen Urlaub verlängern muss.
Checkliste
Fahren, oder Stornieren?
Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten, sondern ist von der Situation des Betroffenen abhängig. Wie gut kann ich einen finanziellen Verlust verkraften? Welche Reisealternativen bieten sich kurzfristig? Wie groß ist das Gefahrenpotenzial? Solange der Vulkanausbruch noch bevorsteht sind zuverlässige Prognosen sehr schwer und beruhen meistens auf Vergleiche früherer Eruptionen. Sicherlich ist auch entscheidend, wie wohl man sich bei den Gedanken fühlt in ein (potenzielles) Krisengebiet zu fahren. Besonders wenn Kinder dabei sind, sollte man sich so etwas doppelt und dreifach überlegen. Selbst wenn man selbst nicht direkt betroffen ist, kann der Anblick zerstörter Städte, von Toten und Verletzten sehr verstörend wirken und Traumata verursachen. Bei einem gefährlichen Vulkanausbruch sterben möglicherweise Menschen. Touristen binden Ressourcen, die direkt Betroffenen bitter benötigen und oft nicht bekommen. Auf der anderen Seite können vielfache Reisestornierungen eine Urlaubsregion in finanzielle Bedrängnis bringen. Wer sich wissend in eine lebensgefährliche Situation begibt handelt darüber hinaus fahrlässig. Sollte einem etwas passieren, können Lebensversicherungen evtl. den Hinterbliebenen nichts zahlen. Es gibt also viele Punkte zu beachten. Im Zweifelsfall würde ich an der Stelle eines Touristen sehr wahrscheinlich eine Reise in ein Gebiet einer (drohenden) Naturkatastrophe absagen, ungeachtet der Tatsache, dass ich selbst die Nähe zu Vulkanausbrüchen suche.Disclaimer: Die Informationen in diesem Artikel sind sorgfältig recherchiert, dennoch übernimmt der Autor keinerlei Haftung für Entscheidungen, die Aufgrund des Artikels getroffen wurden.
Stand 2017