So faszinierend das Naturschauspiel eines Vulkanausbruches auch ist, so beinhaltet es auch ein großes Gefahrenpotential. Dabei gehen die Gefahren nicht nur vom Vulkan selbst aus. Erdbeben und von diesen ausgelöste Flutwellen (Tsunamis) können im Zusammenhang mit Vulkanausbrüchen auftreten und noch in großer Entfernung vom Vulkan für verheerende Schäden sorgen. Klimatische Veränderungen können im Extremfall globale Auswirkungen haben und zu Ernteausfällen und Hungersnöten führen. Neben diesen Katastrophen sind es oft aber auch die kleinen, alltäglichen Gefahren, die ein hohes Unfallpotential bergen. Verbrennungen, oder Atemnot an Gasaustritten, oder Verbrühungen an heißen Quellen sind an der Tagesordnung. Ungewöhnlich viele Verletzte gibt es am Ol Doinyo Lengai in Tansania. Die schwarze und relativ kalte Lava animiert zur Unvorsichtigkeit!
Gegen die großen Vulkangefahren kann man sich kaum schützen. Um diesen zu entgehen helfen nur zuverlässige Informationen und räumliche Distanz. Doch wie groß muss diese sein? Das Beispiel der Mount St. Helens Eruption 1980 zeigt, dass selbst 10 km zu nahe sein können! Damals kam bei einer gerichteten Explosion ein Geologe ums Leben, der sich auf einem 10 km entfernten Bergrücken befand. Er wurde Opfer eines pyroklastischen Stroms, der wohl größten Gefahr an einem Vulkan. Auch das prominente Vulkanologen-Paar Katja und Maurice Krafft starben 1991 am Vulkan Unzen in einem Pyroklastischen Strom.
Vor kleineren Verletzungen kann man sich bedingt schützen. Zur Standartausrüstung eines Vulkanologen zählen auf jedenfall Helm, Gasmaske, Schutzbrille, Lederhandschuhe und alpintaugliche Bergstiefel. Vor Hitzestrahlung schützt Nomex-Bekleidung, oder ein aluminiumbeschichteter Hitzeschutzanzug. Brennbare Textilien wie Fleece und andere Kunstfasern sollten in der Nähe von Lavaströmen nicht getragen werden.
Pyroklastische Ströme (auch PF´s von "pyroclasic flow" genannt) entstehen an dombildenden Vulkanen, wenn Teile des Lavadoms abbrechen. Dann wird eine Menge Gas freigesetzt und es bildet sich ein superheißes Gaskissen auf dem ein Gemisch verschiedenster Lavabrocken, Aschen und glühender Lava hangabwärts rast. Im Inneren des Stroms herrschen Temperaturen zwischen 300 und 800 Grad Celsius. Sie können bis zu 400 km/h schnell werden und Entfernungen bis zu 60 Kilometern (und mehr) zurück legen. Das heimtückische an pyroklastischen Strömen ist, dass sie fast geräuschlos sind. Bei Nebel, oder in der Dunkelheit sind sie fast nicht wahrnehmbar. Zudem ist ihre Größe nicht vorhersehbar. Meistens suchen sie sich ihren Weg durch Täler, können wie ein Luftkissenboot aber größere Hindernisse und Geländeformationen überwinden. Im Zusammenhang mit den Pyroklastischen Strömen fallen öfters die Begriffe Glutlawine und Glutwolke. Sie beschreiben eigentlich das gleiche Phänomen, unterscheiden sich jedoch in ihrer Entstehungsart:
Glutlawinen (base surges) entstehen bevorzugt bei plinianischen Eruptionen durch Kollaps der Eruptionswolke. Sie enthalten mehr feineres Material als pyroklastische Ströme.
Glutwolken (nuée ardente) bilden sich bei einer seitwärtsgerichteten Explosion.
Schlackenwurftätigkeit explosiver Ausbrüche hingegen findet in einem engeren Radius um den Krater statt. Meistens fliegen große Brocken und vulkanische Bomben nur mehrere hundert Meter weit. Im Höchstfall muss man mit einem Bombardement aus Lavabrocken in einigen Kilometern Entfernung rechnen. Die Größe der Pyroklastika kann sehr variieren. Es gibt tonnenschwere Bomben von einigen Metern Durchmesser.
Ascheregen und die damit einhergehende Eruptionswolke lassen feine Partikel auf große Gebiete niederprasseln. Bei starken Eruptionen verdunkeln die Aschewolken das Sonnenlicht, sodass der Tag zur Nacht wird. Das öffentliche Leben wird gelähmt. Es sammeln sich große Aschemengen auf Strassen und Dächer. Besonders im Zusammenhang mit Regenfällen können die Hausdächer unter ihrer Last einstürzen. In Pompeji geschah das bereits nach wenigen Stunden. Wird die Asche eingeatmet droht Erstickungsgefahr. Mit der Feuchtigkeit der Lunge vermengt sich die Asche zu einer betonartigen Masse. Schon leichter Ascheregen ist sehr unangenehm. In etwa vergleichbar, als würde man ständig mit Sand berieselt werden, was auch die Augen reizt! Die Eruptionswolken gefährden zudem den Luftverkehr.
Säureregen stellt besonders für Pflanzen eine ernste Gefahr da. Diese Sterben nach kurzer Zeit ab, was Ernteausfälle zur Folge hat. Saurer Regen reizt Atemwege und Augen.
Explosionen gefährden nicht nur durch umherfliegende Lava und lassen die Eruptionswolken aufsteigen, sondern verursachen auch eine Druckwelle. In Extremfällen ist der so erzeugte Explosionsknall noch in einigen hundert -oder tausend Kilometern Entfernung zu hören. Am Mount St. Helens knickte die Druckwelle Bäume wie Streichhölzer um.
Gaseruptionen können auch Katastrophen verursachen. In Kraterseen kann es zu einer Ansammlung vulkanischer Gase kommen. Zunächst sind diese Gase im Wasser gelöst, doch durch eine Eruption, oder ein Erdbeben können diese schlagartig freigesetzt werden und als Gaswolke zu Tal schweben. 1986 starben1700 Menschen bei einer Gaseruption des Nyos-Sees in Kamerun.
Lavaströme fließen meistens langsam, sodass man sich bequem zu Fuß in Sicherheit bringen kann. Immobilien sind natürlich gefährdet, sobald Lavaströme tatsächlich bewohntes Gebiet erreichen. So werden oft Häuser zerstört und die Menschen verlieren ihre Wohnungen. Doch es gibt auch Fälle, wo dünnflüssige Lava sehr schnell sein kann. Auf Hawaii, oder am Pt. Fournaise wurden schon Geschwindigkeiten von 50 km/h gemessen. Am Lengai können Hornitos kollabieren in denen ein Lavasee kocht. Dieser entleert sich dann in einem wahren Sturzbach 500 Grad heißer Lava!
Schlammströme (Lahare) bergen ein großes Gefahrenpotential. 1985 wurde in Kolumbien die Stadt Armero zerstört. Sie liegt 72 Kilometer vom Vulkan Nevado del Ruiz entfernt. 28.000 Menschen starben damals. Der Schlammstrom bildete sich während einer explosiven Eruption, die Teile des Gletschers am Gipfel des Vulkans schmolz. Auch starke Regenfälle, oder auslaufende Kraterseen können Lahars auslösen. Das Regenwasser vermischt sich mit den Lockerprodukten am Vulkanhang und rauscht in einem Schlammstrom zu Tal.
Schutt und Geröll-Lawinen können sich während einer Eruption bilden, oder auch unabhängig von Ausbrüchen entstehen. Der größte Hangrutsch der Geschichte ereignete sich 1980 am Mount St. Helens. Im Initialstadium der Eruption scherte eine Vulkanflanke samt Gipfel ab und stürzt als gigantische Schuttlawine in den 8 km entfernten Spirit Lake. Durch Druckentlastung fand anschließend eine gerichtete Explosion nebst Glutwolke statt.
Vulkangefahren - Pyroklastische Ströme, Glutwolken und Lahare
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