Glutspur eines pyroklastischen Stroms.
Pyroklastische Ströme sind ein Phänomen das überwiegend an Subduktionszonen-Vulkanen vorkommt. Diese Vulkane fördern eine besonders zähflüssige Lava aus der Gase schlecht entweichen können. Die Lava quillt aus dem Förderschlot und schiebt sich um ihn herum auf, so dass ein Lavadom wächst.
3 Arten pyroklastischer Ströme
Pyroklastische Ströme können auf 3 Arten entstehen und werden in der Fachliteratur auch mit unterschiedlichen Namen (pyroklastischer Strom, Glutwolke und Glutlawine) bezeichnet. Im Prinzip beschreiben sie aber das gleiche Naturphänomen: in einer Suspension aus superheißem Gas und vulkanischer Asche werden Lavabrocken unterschiedlichster Größe hangabwärts transportiert. Asche und Gas bilden dabei eine Wolke die mehrere Kilometer hoch aufsteigen kann. In Bodennähe ist das Gaskissen so heiß, das die vulkanische Asche glüht. Nachts kann man sehr schön eine Spur aus glühender Asche erkennen, die den Weg des pyroklastischen Stroms markiert. Daher auch der Name Glutwolke.Bilder Pyroklastischer Ströme
Pyroklastischer Strom am Sinabung.
Pyroklastischer Strom am Sinabung.
Pyroklastischer Strom mit vulkanischen Blitzen.
Pyroklastische Ströme bilden sich, wenn von einem Lavadom große Gesteinspakete abbrechen. Explosionsartig wird das in der Lava gelöste Gas freigesetzt und das Lavagestein fragmentiert. Dieser Prozess hält an, während die ersten Lavabrocken zu Tal rasen. Daher wächst der pyroklastische Strom im Laufe seiner Abwärtsbewegung am Vulkanhang. Auf den ersten Metern sind kleine pyroklastische Ströme kaum von einem Steinschlag zu unterscheiden. Ein Steinschlag, oder der Abgang eines kleinen pyroklastischen Stroms kann den Lavadom soweit destabilisieren, dass ein großer pyroklastischer Strom entsteht, oder sogar der gesamte Lavadom kollabiert und anschließend explodiert.
Je größer und steiler der Lavadom ist desto Wahrscheinlicher ist die Entstehung pyroklastischer Ströme.
In den letzten Jahren konnte ich auch öfters pyroklastische Ströme beobachten, die von der Front eines sehr zähflüssigen Lavastroms abgingen, oder die entstanden, wenn sich ein neuer Lavastrom seinen Weg durch den Vulkanhang brennt.
Glutlawinen (base surges) bilden sich durch den Kollaps großer Eruptionswolken, bevorzugt bei plinianischen Eruptionen. Reißt der Gasschub in einer Eruptionssäule ab, dann können die ausgestoßenen Pyroklastika plötzlich zu Boden sinken und in Form einer Glutlawine am Vulkanhang abwärts rasen. Glutlawinen enthalten mehr Asche und Gas und weniger große Blöcke als pyroklastische Ströme.
Glutwolken (nuées ardentes) entstehen bei peleanischen Eruptionen. Eine seitwärtsgerichtete Explosion verstärkt die Glutwolke. Es werden mehr große Lavablöcke transportiert.
Die Kraft hinter den pyroklastischen Strömen
Die treibende Kraft hinter den pyroklastischen Strömen ist die Gravitation. Ähnlich wie bei Lawinen hängt die Geschwindigkeit eines pyroklastischen Stroms in erster Linie von der Hangneigung des Vulkans ab. Im Gegensatz zu Steinschlaglawinen reduziert ein heißes Gaskissen an der Basis des pyroklastischen Stroms dessen Reibung mit dem Untergrund. Die Glutwolke schwebt wie ein Luftkissenboot einige Zentimeter über den Boden und kann so Geschwindigkeiten von mehr als 400 km/h erreichen. Normalerweise reisen sie aber mit Geschwindigkeiten zwischen 50 und 80 km/h.Typische Reichweiten pyroklastischen Ströme liegen zwischen einigen hundert Metern bis zu 7 Kilometer. Besonders große pyroklastische Ströme können aber auch bis zu 60 Kilometer fließen und weite Strecken über Wasser zurücklegen.
Hohes zerstörerisches Potenzial katastrophaler pyroklastischer Ströme
Ihr zerstörerisches Potenzial beruht auf den Umstand, dass im Inneren der pyroklastischen Ströme Temperaturen zwischen 300 und 800 Grad Celsius herrschen und tonnenschwere Lavabrocken transportiert werden. Ihre Wirkung auf Gebäude kann man mit der Wucht eines Tanklastzuges vergleichen, der geräuschlos in ein Haus donnert und explodiert.Die größten beobachteten pyroklastischen Ströme vernichteten ganze Orte. 1883 legte ein pyroklastischer Strom, der durch die Explosion des Krakatau entstand eine Entfernung von mehr als 50 Kilometer zurück und vernichtete mehrere Dörfer auf Sumatra.
1902 explodierte der Dom des Montagne Pelée auf der Karibikinsel Martinique und zerstörte die Stadt Saint-Pierre. 29.000 Menschen starben. Der einzige Überlebende war ein Strafgefangener, der durch die dicken Mauern des Gefängnisses geschützt wurde.
Eine der gewaltigsten seitwärtsgerichteten Eruption ereignete sich 1980 am Mount St. Helens. Eine Druckwelle mit anschließenden pyroklastischen Strömen zerstörten ein Gebiet von 600 Quadratkilometer Fläche.
1996 zerstörten pyroklastische Ströme des Vulkans Soufrière Hills die Inselhauptstadt Plymouth auf Montserrat. Die Stadt wurde wenige Monate zuvor evakuiert.