Phreatische- und phreatomagmatische Eruptionen werden heutzutage in einem Topf geworfen und unter dem Begriff Hydrovulkanismus, bzw. Hydromagmatismus zusammengefasst. Trotzdem gibt es einen unterschied zwischen den beiden Eruptionsarten, den man nicht unter den Tisch fallen lassen sollte. Worin dieser Unterschied besteht lest ihr in den folgenden Zeilen.
Phreatische Eruptionen
Phreatische Eruptionen entstehen, wenn externes Wasser im Untergrund durch Magma oder heißes Gas so aufgeheizt wird, dass es zu einer plötzlichen Dampfexplosion kommt. Allerdings kommt die Wärmequelle nicht in direktem Kontakt mit dem Wasser. Die Dampfexplosion kommt meistens zustande, wenn es zuvor zu einer Druckentlastung kam: dann verdampft das überhitzte Wasser schlagartig und expandiert um das 2500-fache. Dabei sprengt sich der Dampf seinen Weg zur Oberfläche frei und schleudert altes anstehendes Material aus dem Boden. Typisch sind phreatische Eruptionen für Vulkane mit Kraterseen, oder Solfataren. In solchen Gebieten können phreatische Eruptionen ohne Vorwarnung auftreten, was diese Eruptionsform unberechenbar und sehr gefährlich macht. Besonders oft kommt es zu phreatischen Eruptionen, wenn der Krater ein See enthält.
Phreatomagmatische Eruptionen
Bei einer phreatomagmatische Eruption kommt das Wasser in direktem Kontakt mit dem Magma. Bei der Eruption kann auch frische Lava in Form von Klasten und Vulkanasche gefördert werden.
Bei der phreatomagmatischen Eruption kann es zu verschiedenen Arten des Kontakts zwischen Wasser und Dampf kommen: entweder kommt das Wasser zum Magma, indem es durch Risse im Boden eindringt, oder das Magma steigt auf und kommt zum Wasser.
Eine besondere Gefahr phreatomagmatischer Eruptionen ist die Entstehung von base surges: es entsteht eine Mischung aus heißem Wasserdampf, Gasen und fein fragmentierter Pyroklastika (Vulkanasche) die ähnlich einem pyroklastischen Strom den Vulkanhang hinab rast. Als Antrieb dieses Dampf-Partikel-Stroms dient nicht nur die Gravitation, sondern auch die Druckwelle der Explosion.
Oft kommt es erst zu einer Serie phreatischer Eruptionen, welche den Weg für phreatomagmatische Eruptionen frei machen.
Im April 2017 gab es am Vulkan Poás in Costa Rica genau so eine Abfolge: zunächst manifestierten sich mehrere phreatische Eruptionen aus dem Kratersee. Dabei stiegen beeindruckende Fontänen aus Wasser und Schlamm auf. Nach gut 2 Wochen war der Weg zu phreatomagmatischen Ausbrüchen frei und es wurden glühende Lavabrocken und Vulkanasche gefördert. Ein Teil des Kratersees verdampfte.
Maarvulkane und Hydrovulkanismus
Neben Vulkanen mit aktiven Solfataren und Kraterseen, sind Maarvulkane typische Erscheinungsformen des Hydrovulkanismus. Maare sind praktisch Sprengtrichter, füllen sich oft nachträglich mit Wasser und bilden Seen. Das heraus gesprengte Material akkumuliert sich in Form eines Ringwalls um den Sprengtrichter.Es gibt auch eine Evolutionskette von phreatischen Eruptionen über phreatomagmatischen Eruptionen bis zu normalen magmatischen Ausbrüchen. Der häufig als Maar-Vulkan geführte Laacher-See-Vulkan durchlief sehr wahrscheinlich diese eruptiven Entwicklungsstufen.
Litorale Eruptionen
Streng genommen müsste man noch in eine 3. Klasse phreatischer Eruptionen unterscheiden: phreatolavatische Explosionen. Denn es kann auch zu explosiven Eruptionen kommen, wenn bereits eruptierte Lava eines Lavastroms, oder ein heißer pyroklastischer Strom mit Oberflächenwasser in Kontakt kommt. In der jüngeren Vergangenheit hatten wir 2 solcher Fälle: Im März 2017 floss ein Lavastrom am Ätna über ein Schneefeld. Unvermittelt kam es zu Explosionen nahe der Lavafront, an der sich zahlreiche Personen aufhielten. Dabei wurden einige Personen leicht verletzt und die Kontrollen am Vulkan wurden verschärft. Als 2. Beispiel möchte ich den ocean entry am Kilauea auf Hawaii nennen: hier stürzte Anfang des Jahres 2017 ein dicker Lavastrom aus 20 m Höhe über eine Klippe direkt ins Meer und bildete einen spektakulären Lavafall. Dabei entstanden starke Explosionen, die die Lava so fein fragmentierten, dass lange Zeit kein neues Lava delta wuchs. Doch statt phreatolavatische Eruptionen nennt man diese Eruptionsart litorale Eruptionen.
Stand 2017, Quellen der Bilder: Ovsicori, Wikipedia