Ein Lahar kann metergroße Gesteinsbrocken und Baumstämme etc. mitführen und ablagern. Da der Lahar aufgrund seines Sedimentanteils eine höhere Dichte als Wasser hat, haben Felsbrocken mehr Auftrieb und schwimmen praktisch ohne (oder mit verringertem) Bodenkontakt im Schlamm. Nicht zuletzt wegen dieser Fracht haben Lahare ein großes zerstörerisches Potential. Zudem treten sie sehr schnell auf und können Wanderer oder Badende in einem Flussbett überraschen. Oft bleiben nur wenige Sekunden zur Flucht! Fernes Rauschen und ein polterndes Geräusch können einen Lahar ankündigen, bevor man ihn sieht.
Lahare entstehen an Vulkanen, wenn nach einem Vulkanausbruch unverfestigte &xnbsp;pyroklastische Ablagerungen durch Wasser mobilisiert werden und den Vulkanhang hinabfließen. Die Gravitation wirkt dabei als treibende Kraft. In Abhängigkeit von der Hangneigung können Lahare Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h erreichen und in Extremfällen auch über 100 Kilometer weit fließen. Wenn Lahare während eines Vulkanausbruches entstehen, kann der Schlamm heiß sein. Darüber hinaus können Lahare auch noch Monate oder Jahre nach einem Vulkanausbruch entstehen.
Das Risiko der Bildung eines Lahars steigt mit der Zunahme der Niederschläge. Besonders tropischer Starkregen kann einen Lahar auslösen. Schmelzwasser von einem Gipfelgletscher oder Wasser aus einem auslaufenden Kratersee sind auch häufige Auslöser eines Lahars.
Ob tatsächlich ein Lahar entsteht, hängt von mehreren Faktoren ab. So spielt neben der Wassermenge die Morphologie der Vulkanflanken eine wichtige Rolle. Genauso wichtig ist es, wie verfestig die vulkanischen Ablagerungen sind. Die lockeren Ablagerungen pyroklastischer Ströme können sehr leicht mobilisiert werden. Normalerweise fließt ein Lahar durch bereits existierende Flussläufe und Abflussrinnen. Diese können durch die Sedimentablagerungen des Lahars verstopfen und der Lahar kann dann weite Flächen überfluten. Baumstämme und Felsbrocken können Brücken und Gebäude einrammen.
Die erosive Wirkung von Laharen ist ebenfalls sehr groß. Brückenfundamente, Straßen, Eisenbahnschienen können unterspült werden und einstürzen.
Die Ablagerungen eines Lahars können meterhoch sein und eine Landschaft verändern. Am Vulkan Chaiten in Chile verlagerte sich der Flusslauf des Rio Blanco. Die Ortschaft Chaiten wurde überflutet und in den Straßen lagerte sich eine Sedimentschicht ab, die an einigen Stellen mehr als ein Meter mächtig war.
Am Merapi konnte ich im November 2010 selbst einen kleinen Flutstrom bzw. Lahar beobachten: er floss durch den Fluss Bebeng und führte Felsbrocken mit, die einen Durchmesser bis zu 80 cm hatten. Die erste Flutwelle hatte eine Geschwindigkeit von ca. 3 m/s. Das Ereignis dauerte 45 Minuten.
Der Lahar mit der katastrophalsten Auswirkung ereignete sich 1985 in Kolumbien. Am 13. November löste sich ein Lahar vom Nevado del Ruiz und flutete in die 47 km entfernte Stadt Armero. Der 5 m hohe Lahar tötete dort ca. 19.000 Menschen.
Katastrophale Lahare entstanden ebenfalls am Mount St. Helens in den USA und am Ruapehu in Neuseeland.
Einer der größten Lahare wurde am Mt. Rainier in den USA entdeckt. Er ereignete sich vor ca. 5600 Jahren und hatte ein Volumen von 3,8 Kubikkilometern. Er legte eine Strecke von 120 km zurück, bevor er in den Pazifik mündete, und floss dort noch 20 km unterseeisch weiter. Täler wurden mit einer Sedimentschicht verfüllt, die bis zu 200 m mächtig ist.