White Island aus der Luft.
Bei den Maori heißt der Vulkan "Te Puia o Whakaari", was soviel bedeutet wie: "der dramatische Vulkan". Diese Bezeichnung deutet darauf hin, dass Whakaari ein sehr aktiver Vulkan ist.
Auf den ersten Blick scheint es sich bei White Island um einen kleinen Vulkan zu handeln. Die Insel hat einen Durchmesser von ca. 2 Kilometern und ist an der höchsten Stelle 321 m hoch. Allerdings befindet sich der größte Teil des Vulkans unter Wasser. Zu seiner tatsächlichen Höhe vom Meeresboden aus gemessen, scheint es unter den Autoren Uneinigkeiten zu geben. Die Angaben variieren zwischen 760 m und 1600 m. Auf jeden Fall gehört der White-Island-Vulkan zu den größeren vulkanischen Strukturen Neuseelands.
White Island ist der nordöstlichste Vulkan der Taupo Volcanic Zone oberhalb des Meeresspiegels. Der Vulkanismus der Taupo-Volcanic-Zone ist bereits seit 1,6 Millionen Jahren aktiv. Die Geburt von White Island reicht ca. 150.000 Jahre zurück. Die Vulkaninsel entstand aus zwei andesitischen Stratovulkanen, die sich überlappten und zusammenwuchsen.&xnbsp;
Das Spektrum an Magmen reicht von basaltischem Andesit über Andesit und Dacit. Das Magma reift in einer verzweigten Magmakammer, die in einer Tiefe zwischen 2 und 7 km liegt. Nach kleineren Eruptionen bleiben oft Restschmelzen in der Magmakammer, die frisches Magma kontaminieren und zu einer recht komplexen Zusammensetzung der entstehenden Gesteine sorgen. In der Lava bilden sich häufig zahlreiche Phänokristalle, die von der Vermischung unterschiedlicher Schmelzen zeugen.
Seit 1826 (dem Zeitpunkt der Landnahme Neuseelands durch weiße Siedler) eruptierte White Island Volcano mehrfach. Es scheinen Eruptionsphasen mit schwachen und moderaten Ausbrüchen zu überwiegen, doch der hufeisenförmige Krater lässt erahnen, dass es auch zu starken Eruptionen mit Hangrutschungen kommen kann.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts baute man in einem kleinen Minenbetrieb Schwefel ab, doch das Unternehmen führte zu einem Desaster, als 1914 ein Teil der Kraterwand kollabierte und eine Schuttlawine 11 Arbeiter verschüttete. Der Betrieb wurde 1930 eingestellt und seitdem ist White Island unbewohnt. Einen vergleichbaren Werdegang in Bezug auf den Schwefelabbau durchlebte die italienische Insel Vulcano. Im 19. Jahrhundert wurde Schwefel überwiegend zur Herstellung von Schießpulver verwendet.
Während der Eruptionsphase zwischen 1981 und 1983 erfuhr White Island einen starken topografischen Wandel: Im Hauptkrater bildete sich ein Kratersee und ein Wald verschwand. Zwischen 1986 und 1992 war der Vulkan strombolianisch aktiv und im Jahr 2000 gab es überwiegend phreatische Eruptionen.
Die jüngste Aktivitätsphase begann im August 2012. Die Seismometer registrierten erhöhte Erdbebentätigkeit. Zeitgleich stieg der Wasserspiegel im Kratersee und es wurden vermehrt vulkanische Gase ausgestoßen. Am 5. August kam es zu einer kleinen explosiven Eruption, die wahrscheinlich phreatischen Ursprungs war.
White Island ist ein beliebtes Ausflugsziel, aber eigentlich nur in organisierten Touren zu erreichen. Diese beginnen in Whakatane, einem kleinen Ort, den ich persönlich sehr mag. Hier starten bei gutem Wetter Ausflugsboote mit Inselführung. Man kann die Insel auch per Hubschrauber erreichen.
Eruption im Dezember 2019
Die bisher jüngste Eruption ereignete sich am 9. Dezember 2019. Es war eine moderate phreatomagmatische Eruption, die zu einer Katastrophe führte. Da der Inselvulkan ein beliebtes Ausflugsziel für Vulkantouristen ist, befanden sich mehr als 50 Menschen im Krater des Vulkans, als es zum explosiven Vulkanausbruch kam. Zu allem Überfluss entstand ein pyroklastischer Strom, der durch die Bresche in der Kraterwand bis aufs Meer hinaus floss. Aktualisierte Zahlen nennen 22 Todesopfer. 25 Personen wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Sie erlitten starke Verbrennungen.Stand 2010