Die Fossa II auf Vulcano.
Vom Wirken des Gottes zeugen auch heute noch dampfende Fumarolen, die den höllischen Gestank nach Schwefeldioxid verbreiten. Die Fumarolen säumen nicht nur das Schwefelfeld am Südrand des Kraters, sondern verbreiten ihren Gestank auch an der Küste. Vor allem am Stand von Porto di Levante und am Felsen "Il Faraglione". Dort befindet sich auch der Schlammpool, dessen Fangobad zahlreiche Touristen anlockt. Der Schlammpool ist aber nicht natürlichen Ursprungs: er entstand bei einer Probebohrung des AGIP-Konzerns. Man wollte testen ob es sich hier lohnt, geothermale energie">geothermale Energie zu gewinnen, doch unkontrollierbare Dampferuptionen aus dem Bohrloch vereitelten den Versuch.
Geologisch gesehen ist Vulcano eine junge Insel. Die Tätigkeiten hier begannen vor 136.000 Jahren im Südteil der heutigen Insel und verlagerten sich weiter in den Norden. Es werden 6 eruptive Phasen unterschieden, während derer 2 sich überlappende Calderen entstanden. In prähistorischer Zeit -vermutlich mit Beginn des Präglazials vor gut 10.000 Jahren- entstanden die Krater von Vulcano Fossa. Große, explosive Eruptionen ließen den Kegel auf seiner heutigen Höhe anwachsen. Die meisten Gesteine bestehen hier aus Trachyt, einem intermediären Vulkanit. Typisch für die Eruptionen der Fossa war der explosive Auswurf erstarrter, oder zumindest hochviskoser Laven: dieses Verhalten wurde als vulcanischer Ausbruchstyp definiert. Ebenfalls ein Charakterzug dieses Ausbruchstyps sind die relativ langen Ruhepausen mit fumarolischer Tätigkeit. In einer solchen Phase befindet sich der Vulkan heute.
Ein mögliches Warnsignal für eine bevorstehende Eruption ist die Temperaturerhöhung der ausströmenden Gase. Die Maximaltemperaturen liegen hier bei ca. 500 °C, gemessen 5 cm unter der Oberfläche. Auch die Änderung des Risssystems deutet darauf hin, dass sich etwas am Berg tut. Doch keine Panik, der Vulkan ist mit den Messinstrumenten der Vulkanologen gespickt und eine überraschende Eruption ohne ausreichende Vorwahnzeit erscheint unwahrscheinlich.
Die jüngste eruptive Phase begann am 3. August 1889 und endete am 22. März 1890. Die Eruption begann mit einer starken phreatischen Explosion, der weitere folgten. Am 15. März 1890 förderte die stärkste Explosion tonnenschwere vulkanische Bomben, die mehrere Meter Durchmesser hatten und noch heute an der Fossa zu bewundern sind.
Die drei geomorphologischen Einheiten von Vulcano
Die Insel wird geomorphologisch in drei Einheiten unterteilt. Im Süden befinden sich mehrere Stratovulkane mit dem 500 Meter hohen Monte Aria. In der Inselmitte liegt die große Caldera mit einem Durchmesser von 3000 Metern. In ihr befindet sich der Kegel von Vulcano Fossa, einem 391 Meter hohen Komplex aus einem alten- und einem neuen Krater. Letzterer ist als Fossa 2 bekannt und ist der jüngst Aktive. Hier fanden zuletzt 1889 Ausbrüche statt.Die dritte Einheit ist die "Halbinsel an der Insel", die aus dem Kegel Vulcanello besteht. Von der Geburt dieses kleinen Vulkans gibt es einen fesselnden Augenzeugenbericht des Historikers Polybios. Er stammt aus dem Jahre 183 vor Christus.
Zunächst war Vulcanello eine eigenständige Insel, die erst im 16. Jahrhundert durch eine flache Landzunge mit der Hauptinsel verbunden wurde.
Ein trauriges Kapitel in der Geschichte Vulcanos ist das der Sträflingskolonie. Im 19. Jahrhundert mussten Gefangene den kostbaren Schwefel abbauen, diente er doch zur Herstellung von Schießpulver. Neben Schwefel wurden auch Salpeter und Alaun abgebaut. Doch die schweren Eruptionen gegen Ende des Jahrhunderts machten den schottischen Minenbetreibern einen Strich durch die Rechnung und ließen keinen Stein auf dem anderen. Der Schürfbetrieb wurde eingestellt und die Insel ging wieder in Besitz einheimischer Fischer über. Erst in den letzten Jahrzehnten erlebt Vulcano mit zunehmendem Tourismus eine Renaissance.
Aktuelle Situation auf Vulcano
Im Jahr 2021 steigerte sich die Seismizität unter Vulcano und die Sensoren der Vulkanologen entdeckten eine leichte Bodendeformation, die sehr wahrscheinlich durch eine Ansammlung magmatischer Fluide hervorgerufen wird. Zeitgleich verstärkte sich die fumarolische Aktivität und die Temperatur der ausgestoßenen Gase stieg. Daher wurde vom INGV der Alarmstatus auf "gelb" gesetzt. Es könnte sein, dass sich der Vulkan langsam auf eine Eruption vorbereitet, auch wenn noch keine unmittelbare Gefahr eines Vulkanausbruchs besteht.Online seit 2009. Aktualisiert 2021.