Die 243.000 Inselbewohner sprechen mehr als 100 Sprachen und Dialekte, und viele von ihnen leben noch in einer Stammeskultur. Zahlreiche Mythen, Legenden und Ahnenkulte widerstanden der Christianisierung. So sind viele der Vulkankrater mit Geistern beseelt und eine Besteigung ist tabu. Selbst Touristen sollten sich vor einer Vulkantour das Einverständnis des Dorfältesten holen.
Der Archipel befindet sich auf der gleichen kontinentalen Naht, auf der weiter westlich auch Indonesien liegt. Geografisch gesehen gehören die Vulkane von Vanuatu zum zirkumpazifischen Feuergürtel und werden vielfach den Subduktionszonen-Vulkanen zugeordnet. Typisch für diesen Inselbogen-Vulkanismus wäre die Aufschmelzung von wasserreicher ozeanischer Kruste, wodurch eine gasreiche, zähe Lava-Art mit hohem explosivem Potenzial erzeugt wird. Allerdings findet man auf den Inseln von Vanuatu eine Reihe sehr unterschiedlicher Vulkane: Das Spektrum der Vulkantypen reicht vom klassischen Stratovulkan über mächtige Schildvulkane mit einer Gipfelcaldera bis zum Schlackenkegel. Schildvulkane entstehen bevorzugt in Vulkanregionen, in denen dünnflüssige, basische Schmelzen gefördert werden, wie sie für die mittelozeanischen Rücken an divergenten Plattengrenzen oder für den Hot-Spot-Vulkanismus typisch sind.
Und tatsächlich liegt die Besonderheit Vanuatus darin begründet, dass die Subduktionszone von einer divergenten Plattengrenze gekreuzt wird. Diese geht von Neukaledonien aus und ist für die Förderung basaltischer Laven verantwortlich. So finden sich in Vanuatu Vulkane, die typisch für Inselbogen-Vulkanismus sind, aber auch Vulkane, wie sie an mittelozeanischen Rücken entstehen.
Im Archipel von Vanuatu existieren aber nicht nur sehr unterschiedliche Vulkantypen nebeneinander, sondern auch die verschiedenen Magma-Arten vermischen sich so weit, dass ein und derselbe Vulkan durchaus mehrere Magma-Arten fördern kann.
Die bekanntesten Vulkane Vanuatus sind:
Ambae/ Aoba/ Lombenben/ Manaro Voui
Ein 1496 m hoher Vulkan, der gleich unter 4 Namen bekannt ist und auf der Insel Ambae liegt. Er ist der atypischste Vulkan Vanuatus. Der Schildvulkan verfügt nicht nur über gleich drei Kraterseen, sondern förderte in der Vergangenheit auch viele Pyroklastika saurer Magmen. Gelegentlich kommt es zu phreatischen Eruptionen vom Grund eines der Kraterseen.Ambrym
Der Vulkan Ambrym ist ein Schildvulkan, der sowohl für seine Lavaseen als auch für seine explosiven Ausbrüche bekannt ist. Vermutlich sind die sporadischen explosiven Eruptionen auf phreatomagmatische Explosionen zurückzuführen, die durch den Kontakt zwischen Magma und Wasser ausgelöst werden. 1913/14 kam es bei diesem Vulkan zu einer Serie von starken explosiven Ausbrüchen, die als die stärksten der vergangenen 400 Jahre in ganz Melanesien gelten. Der Ambrym hat zwei Hauptkrater: Der Krater Benbow hat einen Durchmesser von zwei Kilometern: In ihm brodelten in den 1980er- und 1990er-Jahren Lavaseen. Marum, der eigentliche Gipfelkrater, war zuletzt 1953 aktiv. Ein dritter Krater, der Mbwelesu, ist ein Nebenkrater mit einem frequenten Lavasee.Gaua
Ein weiterer Schildvulkan mit einer großen Gipfelcaldera. In der 6 × 8 Kilometer messenden Caldera befindet sich der See Letas, der etwa die Hälfte des Einsturzkraters einnimmt. Nahe dem Kraterkegel Mount Garet befinden sich heiße Quellen.Lopevi
Ein klassischer Stratovulkan mit einem fast perfekt geformten Kegel. Er erreicht eine Höhe von 1413 Metern. Die sieben Kilometer breite Insel war vor den großen Ausbrüchen 1939 und 1960 bewohnt und wurde dann aufgrund der latenten Gefahr evakuiert. Ausbrüche des Lopevi finden im Gipfelkrater statt, in dem sich ein kleiner Kegel gebildet hat. Aus einem Riss-System an der Vulkanflanke treten gelegentlich Lavaströme aus. Der Lopevi fördert eine basaltische bis andesitische Lava.Yasur
Der Vulkan auf der Insel Tanna gilt als "drive-in volcano" da die Jeep-Piste bis kurz unter den Krater führt. Der knapp 400 m hohe Kegel wird offiziell als Stratovulkan geführt, erinnert aber eher an einen großen Schlackenkegel. Er ist der einzige daueraktive Vulkan Vanuatus und ist strombolianisch tätig. Häufig sind die Eruptionen so stark, dass Lavabomben auf dem Kraterrand landen und Beobachter gefährden.Stand 2010