Uturuncu ist ein Doppelvulkan im Südwesten Boliviens unweit der Grenze zu Argentinien. Der vergletscherte Hauptgipfel ist 6008 m hoch, der Nebengipfel bringt es immerhin auf 5930 m und ist damit deutlich höher als der Kilimandscharo in Tansania. Uturuncu zählt zu den höchsten Vulkanen der Welt.
Der Vulkan ist das letzte Mal vor ca. 270.000 Jahren ausgebrochen, trotzdem kann man ihn noch nicht zu den erloschenen Vulkanen zählen. In Gipfelnähe gibt es einige dampfende Fumarolen. In einer Mine im Sattel zwischen den beiden Gipfeln wurde früher Schwefel abgebaut. Der Komplexvulkan förderte hochviskose Lava dazitischer- andesitischer Zusammensetzung. Es gibt Nebenkrater, Dome und kurze Lavaströme. Die typische Ausbruchsart des Vulkans war explosiv. Bei seinen Eruptionen wurden zwischen 0,1 und 10 Kubikkilometer Tephra gefördert. Somit erreichten die Eruptionen eine Stärke von VEI 6.
Der Uturuncu gehört zur zentralen Vulkanzone der Anden (Andean Central Volcanic Zone) und bildete sich 125 km hinter der Front des Vulkanbogens. Die Erdkruste ist hier mit einer Mächtigkeit von 70 km ungewöhnlich dick. Bezeichnend für diese Vulkanzone ist das Vorkommen mächtiger Ignimbrit-Schichten. Die Ablagerungen pyroklastischer Ströme entstehen in dieser Ausdehnung bei ungewöhnlich starken Eruptionen durch Kollaps von Aschewolken. Solch mächtigen Ignimbrit-Ablagerungen entstehen meistens bei Eruptionen mit einem VEI größer als 6. Damit würde es in der Umgebung des Uturuncu Vulkane gegeben haben, die als Kandidat für Supervulkan-Eruptionen in Frage kommen. Supervulkane sind dafür bekannt, dass deren großen Ausbrüche in Intervallen zwischen mehreren 10.000 und 100.000 Jahren erfolgen.
Besorgniserregend ist, dass sich der Untergrund um den Uturuncu stark aufwölbt. Betroffen ist ein Gebiet von 70 km Radius um den Vulkan. Aller Wahrscheinlichkeit nach strömt Magma in ein Magmenreservoire und zwar mit einer Rate von 1 Kubikmeter pro Sekunde. Das reicht für eine Hebung des Gebietes von 1 - 2 cm pro Jahr. So hob sich der Boden in den letzten 20 Jahren um mehr als 50 cm an. Forscher vermuten nun einen Magmenkörper in ca. 18 km Tiefe. In seinem oberen Bereich soll er stark abgeflacht sein und horizontal verlaufen.
Die Bodenaufwölbung ist mit leichten Erdbeben assoziiert. Diese Erdbeben liefern Hinweise darauf, dass sich im Untergrund Magma ansammelt: die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Erdbebenwellen ist in weniger dichten Medien langsamer als im festen Gestein. Der linsenförmige Magmenkörper wird so durch eine Niedriggeschwindigkeitszone im Gestein markiert.
Wissenschaftler und Journalisten spekulieren über eine bevorstehende Supervulkaneruption. Doch starke Bodendeformationen sind für Supervulkane nichts Ungewöhnliches. Diese gibt es auch in der Yellowstone Caldera und der Campi Flegrei. Hier ist besonders die Küstenregion von Pozzuoli betroffen. Das Phänomen wird hier Bradyseismos genannt und kommt durch Zusammenspiel von Magma und hydrothermalen Tiefenwasser zustande. Die Bodendeformationen betrugen hier schon mehr als 2 Meter. Allerdings ist das betroffene Gebiet nirgendwo so groß wie am Uturuncu.
Ob- und wann der Uturuncu ausbrechen wird ist indes völlig ungewiss. Kein moderner Mensch war bisher Zeuge einer Supervulkaneruption und es gibt keine Überlieferungen, oder gar wissenschaftliche Berichte darüber, wie so eine Eruption abläuft. Es kann morgen soweit sein, oder erst in Jahrtausenden, oder auch nie.
Wer sich den Andenvulkan einmal anschauen möchte kann dies tun. Technisch gesehen stellt der Aufstieg kein Problem dar: es gibt eine alte Minenstraße, die bis 900 m unter den Gipfel führt. Allerdings muss man die dünne Höhenluft vertragen und sollte sich einige Wochen an die Höhe anpassen.
Bild: Der Doppelgipfel des Uturuncu. © Rojk / Wikepedia
Stand 2015