In der Türkei gibt es mehrere Vulkane, die als aktiv eingestuft sind, die derzeit aber nicht eruptieren. Ein Vulkan wird als aktiv bezeichnet, wenn er in den letzten 10.000 Jahren zuletzt ausgebrochen ist und wieder ausbrechen könnte. Bei uns sind die Vulkane der Türkei praktisch unbekannt, allerdings gibt es vulkanisch bzw. magmatisch geprägte Landschaftsformen, die vielen ein Begriff sind: die Kalksinterterrassen von Pamukkale oder die Feenkamine in Kappadokien. Auch der bekannte Berg Ararat ist ein aktiver Vulkan, der derzeit ruht. Insgesamt werden 13 Vulkane als aktiv eingestuft. Sie liegen entlang der Plattengrenzen, von denen es in der Türkei mehrere gibt. Aus gleichem Grund ist die Türkei eines der Länder, welche weltweit am häufigsten von starken Erdbeben heimgesucht werden.
Die Tektonik der Türkei
Die Türkei liegt zum größten Teil auf der Anatolischen Platten. Diese gleicht einer Insel in einem Meer aus anderen Kontinentalplatten: sie grenzt im Norden und Osten an den Eurasischen Kontinent, im Südosten stößt die Anatolische Platte mit der Arabischen Platte zusammen und im Süden liegt die Afrikanische Platte. Im Westen teilt sich die Anatolische Platte eine divergente Grenze mit der Ägäischen Platte. Westlich der Plattengrenze verläuft auch die geografische Grenze zu Griechenland.Die Anatolische Platte wird also von allen Seiten in die Zange genommen. Dadurch entstehen an der 900 km langen Nordgrenze ungemeine Spannungen. Diese Grenze heißt Nordanatolische Verwerfung und ist als Transformstörung angelegt: die anatolische Platte bewegt sich Richtung Westen, die Eurasische Platte in östlicher Richtung. Da keine Subduktion stattfindet, gibt es hier zwar viele starke Erdbeben, aber keine Vulkane. Diese finden sich eher entlang der Ostanatolischen Verwerfung. Dort drückt die Arabische Platte gen Norden auf die Anatolische Platte, was zu einer Aufschiebungszone führt. In der Folge bildet sich das Taurus-Gebirge. Durch Schwächezonen in dieser Kollisionszone kann Magma aufsteigen und es entstehen Vulkane. Das Taurus-Gebirge ist Teil des alpidischen Gebirgsgürtels, zu dem auch die Alpen und das Apennin zählen.
Vor der Südküste der Türkei taucht zudem die Afrikanische Platte unter die Anatolische Platte und wird subduziert.
Erdbeben in der Türkei
Die Türkei zählt zu den Ländern der Erde, die in besonderem Maße erdbebengefährdet sind. Die Erdbeben manifestieren sich insbesondere an der Transformstörung der Nordanatolischen Verwerfung, aber auch am östlichen Pedanten. Hier kommt es besonders oft zu Erdbeben im Grenzgebiet zum Iran. Das letzte katastrophale Erdbeben mit einer Magnitude von 7,8 ereignete sich am 6.2.2023 im Süden der Ostanatolischen Störung, nahe der Grenze zu Syrien. Das Epizentrum lag in der Nähe der Stadt Gaziantep. Es gab mehr als 59.000 Todesopfer.Entlang der Nordanatolischen Verwerfung manifestierten sich in den letzten Jahrzehnten besonders starke Erdbeben. Eines der katastrophalsten ereignete sich 1999 bei Izmet, nur 100 km von Istanbul entfernt. Damals&xnbsp;starben gut 15.000 Menschen. Nun befürchten Seismologen, dass sich bald ein verheerendes Erdbeben im Bereich der Metropole Istanbul ereignen wird. Die Stadt am Bosporus liegt direkt über der Verwerfungszone und das in einer seismischen Lücke: östlich von Istanbul ereignete sich das Beben von 1999 und westlich der Metropole vernichtete 1912 ein Beben den Ort Sarköy. Nur im Bereich von Istanbul gab es länger kein starkes Erdbeben mehr. Während die Spannungen im Gestein durch die beiden benachbarten Erdbeben abgebaut wurden, steht die Erdkruste im Bereich von Istanbul unter Stress. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich jener in einem Erdbeben entladen wird. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das erwartete Erdbeben mindestens eine Magnitude von 7,0 haben wird.
Die Vulkane der Türkei
Im Wesentlichen verteilen sich die Vulkane in der Türkei auf 3 Zonen, welche mit den beschriebenen Plattengrenzen assoziiert sind. Einzig im Norden, entlang der Nordanatolischen Verwerfung gibt es keine aktiven Vulkane, da diese als Transformstörung angelegt ist.Vulkane im Westen der Türkei
Die erste relevante Vulkanzone liegt in der Westtürkei. An einem tektonischen Graben bildete sich das Kula-Vulkanfeld. Es besteht aus einer Reihe von Schlackenkegeln und Maar-Vulkanen sowie aus Lavaströmen. Erste Eruptionen gab es bereits im Miozän, doch seine Hochphase hatte das Vulkanfeld im Pleistozän. Auf Satellitenbildern konnten auch die Umrisse einer Caldera entdeckt werden. Man geht davon aus, dass es auch während des Holozäns Vulkanausbrüche gab.Ganz im Westen bei Bodrum, an der Grenze zu Griechenland, liegt der Akyarlar Vulkan. Er besteht aus mehreren Lavadomen und Magma-Intrusionen aus Andesit und Dazit. Das Alter der Lava wird mit ca. 1,1 Millionen Jahren angegeben. Trotzdem erwähne ich diese vulkanische Erscheinung hier, da es in den letzten Jahren häufig Schwarmbeben in der Gegend gab. Der Vulkanismus hier ist mit den Vulkanen auf Kos und Nysiros in Griechenland assoziiert.
Auf halben Weg zwischen dem Kula-Vulkanfeld und dem Akyarlar-Vulkan liegt das Thermalgebiet von Pamukkale. Die 35 Grad heißen Quellen schufen die berühmten Kalksinterterrassen von Pamukkale. Für die Geothermie in der Region Denizil zeigt sich eine unterirdische Magmenintrusion verantwortlich.
Vulkane der Südtürkei und Zentralanatoliens
An der Südküste Anatoliens findet sich ein Vulkankomplex aus mehreren Stratovulkanen, Schlackenkegeln und Maaren, sowie Lavafeldern. Prominentester Vulkan hier ist der Stratovulkan Karadag. In seiner Nähe liegt Karapinar Vulkanfeld. Die jüngsten Eruptionen fanden hier vor gut 3000 Jahren statt, also zu einer Zeit, in der sich die katastrophale Eruption von Santorin zugetragen hat. Vom Vulkanfeld an der Küste zieht sich eine kleine Vulkankette weiter ins Landesinnere. Diese manifestiert sich auf der Nordwestseite eines Gebirgszugs des Mittleren Taurus. Endpunkt dieser Vulkankette ist der majestätische Erciyes Dag. Dieser Vulkan liegt am Nordende des Sultansazligi Basin und eruptierte die gewaltigen Tuffdecken, in denen die Feenkamine und Höhlenwohnungen von Kapadokkien liegen. Der gut 3900 m hohe Stratovulkan eruptierte zuletzt 6880 v. Chr. Und zeigt heute massive Erosionsspuren. Der heutige Vulkan formte sich vor 900.000 Jahren und durchlebte mindestens 2 Caldera-Bildungen.An der Grenze zu Syrien liegt der Koruhüyügü Vulkan. Er liegt ebenfalls auf einem tektonischen Graben. Dort gibt es relativ junge Schlackenkegel und Lavaströme.
Zurück im Süden begegnen wir dem Schildvulkan Karaca Dag. Er liegt nahe der Grenze zur Arabischen Platte und bildete sich während des Pliozäns. In historischer Zeit eruptierte er aus Rissen auf der Ostflanke.
Vulkane im Südosten Anatoliens
Im Südosten der Anatolischen Platte liegt eine Vulkankette, deren Endpunkte von 2 großen Vulkanen dominiert werden: Nemrut Dag und Ararat. Nemrut Dag liegt am Südufer des Van Sees und ist ein 2949 m hoher Stratovulkan mit einer Caldera am Gipfel. Die Caldera misst 9x5 km und enthält einen Kratersee. Das chemische Spektrum der eruptierten Laven ist groß und reicht vom Basalt bis zum Rhyolit. Nemrut Dag eruptierte zuletzt im Jahr 1441 von einem Riss in der Nordflanke. Im Norden des Van schließen sich die Vulkane Süphan Dag, Girekol und Tendürek Dag an. Den Abschluss dieser Vulkankette bildet der 5165 m hohe Vulkan Ararat. Er wird auch Agri Dagi genannt. Der Ararat hat einen zweiten Gipfel, Kucuk Ararat, welcher mit einer Höhe von 3925 m deutlich niedriger ist. Das Vulkanmassiv ist nicht nur das größte der Türkei, sondern auch das Östlichste und liegt nahe der Grenze zu Armenien (Bild). Die Geschichte des Vulkans ist vielfältig und lang. Auf den Flanken des Vulkans sitzen zahlreiche Parasitärkegel. Die jüngsten Eruptionen ereigneten sich hier im 3. Jahrtausend vor Christi. Es wurden historische Artefakte gefunden und manche Archäologen vermuten hier die Überreste der Arche Noah.Nordwestlich befindet sich der letzte Vulkan der Türkei: Kars. Hierbei handelt es sich um einen 3000 m hohen Stratovulkan, der von einem Feld aus Schlackenkegeln umgeben ist. Der Kars erlebte seine Blütezeit während des mittleren Pleistozäns. Eruptionen in historischen Zeiten werden kontrovers diskutiert.
Reisen in die Türkei
Die Türkei ist eines der beliebtesten orientalischen Reiseländer, wenngleich politisch unsichere Zeiten die Reiselust momentan etwas dämpfen. Landschaftlich gesehen finde ich das Land sehr interessant, auch ohne aktuelle Vulkanausbrüche. Ich besuchte die Türkei mehrfach. So zog es mich z.B. nach Pamukkale, Göreme und Derinkuyu, Side und Antalya. Archäologische Superlative wie Ephesos und Aphrodisias zogen mich in ihren Bann. Dort mit der Videokamera zu filmen war oftmals weniger kompliziert als in Italien. Die Menschen erwiesen sich als sehr freundlich und hilfsbereit. Wer abseits der Touristenhochburgen reist, sollte sich bewusst sein, dass er in einem islamisch geprägten Land unterwegs ist und sich entsprechend respektvoll verhalten.Stand 2018, Copyright der Karte: Bohnhoff/GFZ, das Bild stammt von Artak Petrosyan/Unsplash.