Stromboli und die Geschichte
Bereits im Neolithikum 2000 bis 1400 Jahre vor Christus waren die Vulkane der Äolischen Inseln durch den Handel mit Obsidianwerkzeugen (
Obsidian = vulkanisches Glas) bekannt. In der Moderne setzte sich der Mythos von Stromboli fort. Wanderte zu Anfang des Jahrhunderts wegen der wirtschaftlichen Krise noch der Großteil der Bevölkerung aus, so schaffte die Insel mit Hilfe des legendären Filmes "Stromboli, Terra di dio" von Roberto Rosselini den Sprung in die Gegenwart. Der große Filmerfolg von 1949 mit Ingrid Bergmann in der Hauptrolle war der Startschuss für den Tourismus, von dem die Insel heute lebt. Dennoch entstanden hier keine Hotelanlagen, der äußere Eindruck ist unverändert. Das Geld floss in die Renovierung der alten Häuser, die zu schmucken Feriendomizilen wurden. Der Tanz auf dem Vulkan zieht die Leute magisch an, doch die wenigsten wissen, dass der kleine, harmlose Schauvulkan, zu dem Stromboli so gerne gemacht wird, so klein und harmlos gar nicht ist. Schon bei seiner Größe beginnt das Dilemma. 924 Meter Höhe mögen neben Vulkanen wie dem Ätna kaum beeindrucken, bedenkt man jedoch, dass das Tyrrhenische Meer an dieser Stelle 2000 m tief ist, so kommt der Stromboli auf stattliche 3000 Meter, die der Vulkan in nur knapp 40.000 Jahren aufgebaut hat. Dass ein 3000 m hohes Vulkangebäude nicht nur durch kleine strombolianische Eruptionen entstanden ist, erklärt sich eigentlich von selbst. Es gab durchaus heftige Eruptionsphasen, die sich auch heute wiederholen könnten. Bekannt ist, dass es in den letzten Jahrhunderten immer wieder zu stärkeren Eruptionen kam, bei denen Lavabrocken bis in bewohntes Gebiet geflogen sind. Man kann die vermeintliche Gutmütigkeit des Vulkans Stromboli getrost ins Reich der Mythen packen! Vulkanbesteiger sollten sich im Klaren sein, dass es jederzeit und ohne Vorwarnung zu größeren Explosionen kommen kann, die einen in Teufelsküche bringen. Eine Stromboli-Besteigung ist zu jedem Zeitpunkt gefährlich, wobei es Zeiten gibt, in denen sie gefahrvoller ist als in anderen.
Bilder vom Stromboli
Luftaufnahme vom Stromboli.
Eine starke strombolianische Eruption.
Strombolianische Eruption vom Pizzo aus gesehen.
Nächtliche Eruption während einer Hochphase der Aktivität.
Stromboli und die Äolischen Inseln
Der Stromboli gehört zum Vulkankomplex der Äolischen Inseln, der neben den sieben Inseln noch weitere fünf unterseeische Erhebungen vulkanischen Ursprungs umfasst.
Neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge weisen die geförderten Magmen einen ähnlichen Chemismus auf, wie er von Vulkanen an
Subduktionszonen produziert werden. Das Ausgangsmaterial dieser Magmen ist aufgeschmolzene Ozeanische Kruste- hier des afrikanischen Kontinents, der sich östlich Kalabriens unter den europäischen Kontinent schiebt. Hinter dieser Subduktionszone steigt Magma durch Risse auf und bildet den vulkanischen Inselbogen des Äolischen Archipels.
Komplizierend kommt hinzu, dass im Mittelmeerraum diverse Kleinplatten kollidieren und sich über und untereinander schieben. Bei einer dieser Platten handelt es sich um die Ionische Platte, die Auf Höhe des Ätnas subduziert wird. Einem älteren Erklärungsversuch zufolge steht die Entstehung der Äolischen Inseln in direktem Zusammenhang mit der Absenkung des Tyrrhenischen Beckens.
Entstehung der Insel
Die Entstehung der Äolischen Inseln begann im Tertiär. Die älteste Insel ist Filicudi, danach entstanden Panarea und Salina. In der Haupttätigkeitsphase vor 160.000 bis 130.000 Jahren entstanden die andesitischen Stratovulkane von Lipari und gegen Ende dieser Phase die Insel Alicudi. Erst in der letzten Tätigkeitsphase entstand vor gut 120.000 Jahren Vulcano und vor 40.000 Jahren der Jüngling im Vulkangeschäft, der Stromboli.
Doch zuvor entstand ein wenig nordöstlich des heutigen Vulkans ein Feuerberg, von dem nur noch ein schroffer Felsen übrig ist. Der Stromboliccio erblickt vor gut 230.000 Jahren das Licht der Welt und erodiert bis auf den Schlotpfropfen völlig. In den ersten 30.000 Entstehungsjahren des heutigen Stromboli errichtete sich der 942 Meter hohe Stratovulkan Vancori. Er besteht aus einer Wechsellagerung von andesitischen bis trachyandesitischen Tuffen und Lavaströmen. Die Trachyandesite sind reich an Biotit, Hypersten, Plagioklas und Alkalifeldspäten, jedoch olivinarm. Die Andesite sind reich an Augit, Plagioklas, Olivin und Glas.
Vor ca. 10.000 Jahren stürzte der Vancori ein und 500 m weiter nördlich errichtete sich ein zweiter Stratovulkan im nach Nordosten geöffneten Einbruch des ersten. Die Cima brachte es auf eine Höhe von 918 Metern. Sie förderte hauptsächlich andesitische Magmen.
Am Anfang der Nacheiszeit stürzte auch der nordwestliche Teil der Cima ein. Übrig blieb der Grad, auf dem die Besucher heute den Ausbrüchen des neuen Kraters zusehen. Eigentlich muss man hier von Kratern sprechen, da z.Z. vier unterschiedliche Einheiten beobachtet werden können. Der Kraterkomplex bildete sich 200 m unterhalb und 300 m nordwestlich der Cima. Basalte und Trachybasalte sind Hauptbestandteil der heutigen Eruptionen. Ein Teil der geförderten Schlacken fällt auf den Steilhang "Sciara del Fuoco", der Feuerrutsche. Einige Brocken poltern sogar ins Meer. Die Sciara entstand bei einem Kollaps des "Neo-Strombolis" vor gut 5000 Jahren.
Die Daueraktivität des Stromboli
In der Geschichte wanderten die Ausbruchszentren des Strombolis von Südosten nach Nordwesten. Der heutige Kraterkomplex ist seit dem Jahr 300 v.Chr. dauernd tätig. Diese Dauertätigkeit besteht im abwechselnden Auswerfen von Aschen und Laven aus den aktiven Schloten. Die einzelnen Eruptionen folgen in Zeitabständen von Minuten bis Stunden. Während einige der 0,5 bis 1 Meter durchmessenden Schlote Lavafetzen auswerfen, kommen aus den anderen Gase und Aschen. Der Mechanismus, der hinter dieser Tätigkeit steckt, wurde schon im Kapitel über den Ätna erläutert, beruht aber im Wesentlichen auf einer Entgasung des Magmas durch den beim Aufstieg abnehmenden hydrostatischen Druck. Die Anzahl der Schlote und die Morphologie der Krater ändert sich ständig.
Durch die Explosionen im Krater, den Magmenaufstieg und die Bewegungen des Magmas in der Magmakammer ist Stromboli einer starken seismischen Tätigkeit ausgesetzt. Die Folge sind zahlreiche Mikrobeben.
Lavastrom am Stromboli
An der Küste wächst ein Lavadelta.
Nachts sieht man den Lavastrom besonders gut.
Ungewöhnliche Eruptionen
Die normale Daueraktivität am Stromboli wird alle paar Jahre durch besondere Ereignisse unterbrochen. Zwischen 1907 und 1910 ruhte der Vulkan für 3 Jahre.
Am 11. September 1930 kam es zu einer großen Explosion, die Lavabomben bis in die Ortschaften fliegen ließ. In Ginostra wurden 14 Häuser zerstört. Es setzte eine Phase mit kontinuierlichen Lavafontänen ein und später entstanden 2 Ascheströme, die große Ähnlichkeiten mit Pyroklastischen Strömen hatten. Durch diese Ascheströme starben 6 Menschen.
Im Dezember 2002 öffnete sich auf dem Steilhang der Sciara del Fuoco eine Spalte unterhalb des Kraters, und ein Lavastrom floss aus. Bereits nach wenigen Stunden erreichte er die Küste und ergoss sich ins Meer. Mit der Spaltenöffnung ging ein großer Hangrutsch einher, bei dem ein Teil der Flanke der Sciara del Fuoco ins Meer rutschte. In der Folge entstand ein kleiner Tsunami.
Das zweite Ereignis trat im März 2007 ein. Wieder öffnete sich eine Spalte auf der Sciara del Fuoco und schickte diesmal zwei Lavaströme ins Mittelmeer. Innerhalb weniger Tage baute sich an der Küste ein Lavadelta auf, das ca. 50 Meter weit ins Meer reichte.
Im August 2014 floss erneut Lava ins Meer. Diesmal gab es sehr schöne litorale Eruptionen an der Küste. In den Monaten zuvor wurden oft kurze Lavaströme generiert, die sich im Bereich des Kraters bewegten. Zudem gab es starke strombolianische Eruptionen.
Eruption vom 3.Juli 2019
Nach der effusiven Eruption von 2014 wurde es ruhiger um Stromboli. Seine berühmte Daueraktivität pausierte und wurde nur durch sporadische Eruptionen unterbrochen. Seit Mai 2017 wird der Vulkan wieder munterer und er nahm seine reguläre Aktivität wieder auf. Die Eruptionen sind allerdings bei weitem nicht so stark wie in den Monaten vor dem Lavastrom von 2014.
Im Sommer 2017 steigerte sich die Aktivität weiter. Seitdem wechselten sich ruhigere Phasen mit starken Episoden ab.
Im Mai 2019 begann eine Hochphase der Aktivität. Sie gipfelte am
3 Juli in eine besonders starke paroxysmale Eruptionen. Bei der stärksten Explosion der letzten Jahrzehnte wurde Vulkanasche bis auf einer Höhe von 9.100 Metern gefördert. Ein pyroklastischer Strom rauschte bis auf das Meer hinaus. Es entstanden neue Schlote im Westen der Krater-Terrasse. Lavaströme begannen zu fießen. Bis jetzt (Mitte August 2019) ist die Aktivität erhöht. Der Aufstieg ist aber auch gesperrt.
Tourismus auf Stromboli
Die Daueraktivität ist der große Reiz des Stromboli. Jährlich kommen Tausende von Besuchern, um selbst Zeuge des feurigen Spektakels zu werden. Der über 900 Meter hohe Aufstieg verschreckt nur die wenigsten Abenteurer, doch der Aufstieg sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Eine gute
Ausrüstung ist unabdingbar: robuste Wanderschuhe oder Bergstiefel, warme Kleidung, eine Regenjacke und eine zuverlässige Taschenlampe sind unerlässlich. Als zusätzliche Schutzausrüstung sind Helm und Atemmaske empfehlenswert. Auch ausreichend Trinkwasser muss man mit sich führen. Führer kennen den Berg sehr genau und können auch die vulkanischen
Gefahren gut einschätzen. Sie stehen im permanenten Funkkontakt mit dem Observatorium und können so evtl. vor größeren Eruptionen gewarnt werden. Vom Grad der Cima hat man einen guten Blick auf den wenige 100 m entfernten Krater. Diesen Sicherheitsabstand sollte man keinesfalls unterschreiten. So klein und harmlos die glühenden Fontänen auch aussehen, man sollte bedenken, dass die Brocken um die 800° C heiß sind. Im Ernstfall schützt einen nichts vor den heranfliegenden Geschossen. Schon unzählige Male steigerte sich die Aktivität unvorhersehbar in gefährlichem Ausmaß.
Seit einigen Jahren darf man den Vulkan nur noch in geführten Gruppen besteigen. Die Plätze sind limitiert, sodass in der Hauptsaison eine frühzeitige Buchung der Touren sinnvoll sein kann. Das Gleiche gilt für die Unterkünfte.
Besteigung des Vulkans Stromboli seit 2020
Leider gibt es am Stromboli neue Zugangsregeln, die aus Sicht der Behörden und der Inselverwaltung nötig wurden, da der Stromboli sein Eruptionsverhalten änderte. Schuld an dieser Einschätzung sind einige Episoden paroxysmaler Eruptionen, bei denen auch pyroklastische Ströme entstanden. Zwar waren sie nicht so stark wie die Eruption von 2019 gewesen, stellten aber eine Gefahr für Vulkanbeobachter dar. Wie dem auch sei, ein Aufstieg in die Gipfelregion ist verboten worden und wird mit 500 € Strafe sanktioniert, wenn man bei einer illegalen Besteigung erwischt wird. Seit April 2023 kann man ohne Führer noch bis zum Aussichtspunkt auf 290 Höhenmeter steigen. Mit Führer kommt man 110 m höher, doch auch dann ist auf Quota 400 m schluss. Die Zugangsbeschränkungen änderten sich in den letzten Monaten häufig und in Phasen verstärkter Aktivität ist meist jeglicher Aufstieg untersagt. Es ist empfehlenswert sich vor einer Reise zum Stromboli genau zu erkundigen, was noch möglich ist.
Online seit 2001. Letzte Aktualisierung: April 2023