Stromboli unter Volldampf!
Die Aktivität des Stromboli ist durch regelmäßige explosive Eruptionen am Gipfelkrater charakterisiert. Diese Eruptionen treten meistens mehrmals stündlich auf, zumindest mehrmals am Tag.
Es gibt auch Phasen in denen sich das Verhalten des Vulkans ändert. Starke Explosionen können unvermittelt auftreten und eine ernste Gefahr für Beobachter auf der Cima darstellen. In seltenen Fällen fliegen vulkanische Bomben bis auf die Außenflanken des Stromboli. Solchen Eruptionen gehen oft längere Ruhephasen voraus, in denen die Förderschlote verstopfen, wodurch sich hoher Druck im Vulkaninneren aufbaut. Durch den hohen Druck werden irgendwann die Förderschlote wieder freigesprengt. Man spricht dann von einem Schloträumer.
Sporadisch können auch Eruptionsphasen auftreten, in denen sich die strombolianischen Eruptionen zu kontinuierlichen Lavafontänen steigern, die mehrere Minuten lang anhalten.
Eine sich plötzlich steigernde Tätigkeit, deren Hochphase relativ kurz anhält, nennt man in der Fachsprache Paroxysmus. Paroxysmen sind typisch für den Ätna und kommen dort häufig in Zeiten vor, in denen sich der Vulkan auf eine große Flankeneruption vorbereitet. Am Stromboli entstehen diese entweder unvermittelt, oder in Phasen, in denen die normale Daueraktivität aussetzt. Sowas geschah seit dem Milleniumwechsel zweimal und hing mit Spaltenöffnungen an der Außenflanke des Vulkans zusammen, bei denen Lavaströme entstanden.
Ungewöhnlich starke Eruptionen ereigneten sich in den Jahren 1907, 1912 und 1919. Asche regnete auf dem Festland nieder.
Am 11. September 1930 ereignete sich eine der stärksten explosiven Eruptionen der jüngeren Vergangenheit des Strombolis. Pyroklastika flog bis in die Ortschafen an der Küste der Vulkaninseln. Im Ort Ginostra wurden 14 Häuser beschädigt, bzw. zerstört. Zudem entstanden zwei Ascheströme (manche Berichte sprechen von Pyroklastischen Strömen) die durch den Ortsteil Sant Bartolo flossen und 6 Menschenleben forderten. Nach diesem Ereignis verließen viel Bauern die Insel und wanderten bevorzugt nach Australien aus. Die Landwirtschaft, die bis dahin in Terrassen am Vulkanhang betrieben wurde, verlor drastisch an Bedeutung.
Zwischen 1935 und 1985 bildeten sich 17 mal Lavaströme auf der Außenflanke des Stromboli. Zudem kam es 1941 und 1943 zu starken Explosionen, bei denen vulkanische Bomben in den Dörfern landeten.
Die großen Eruptionen des neuen Jahrtausends am Stromboli
Im Dezember 2002 öffnete sich auf dem Steilhang der Sciara del Fuoco eine Spalte unterhalb des Kraters, und ein Lavastrom floss aus. Bereits nach wenigen Stunden erreichte er die Küste und ergoss sich ins Meer. Mit der Spaltenöffnung ging ein großer Hangrutsch einher, bei dem ein Teil der Flanke der Sciara del Fuoco ins Meer rutschte.Eigentlich waren es zwei Bergstürze: Der erste fand unter Wasser statt und destabilisierte die Flanke so, dass auch der obere Teil ins Rutschen kam. 25 Millionen Kubikmeter Gestein gerieten in Bewegung - das ist so viel wie die Ladung von 400.000 Güterwagen. Der Hangrutsch löste einen Tsunami aus. Die Flutwelle erreichte nach wenigen Minuten den Ort und schob sich zehn Meter weit die Küste hinauf. Viele Häuser an der Uferpromenade wurden stark beschädigt. Bis dahin war der Vulkan als harmlos eingestuft und von den Vulkanologen nur oberflächlich überwacht worden. Eine fatale Fehleinschätzung, die nun in Windeseile korrigiert wurde. Man begann ein Observatorium nebst Tsunami-Frühwarnsystem einzurichten und evakuierte die Insel. Der Lavastrom floss noch bis April auf der Sciara del Fuoco, und die Ausbrüche am Gipfel ruhten bis in den Juni hinein. Allerdings erschütterten in dieser Zeit zwei heftige Eruptionen den Krater, die Lavabomben bis in die Vegetationszone stürzen ließen und den Ort mit Asche bedeckten.
Diese Ereignisse führten nicht nur zur Einrichtung des Observatoriums, sondern weckten auch das Interesse der Wissenschaftler an Stromboli. Sie fanden heraus, dass sich gigantischen Hangrutschungen entlang der Sciara del Fuoco bereits mindestens dreimal in der Geschichte der jungen Vulkaninsel ereignet hatten. Verantwortlich dafür war stets eine Störungszone, die durch den Vulkan verläuft und an der entlang sich nicht nur die Gesteine verschieben, sondern auch Magma aufsteigen kann. An diesen Förderkanälen kann es zu großen paroxysmalen Eruptionen mit hohem zerstörerischem Potenzial kommen. Im langjährigen Mittel gerechnet öffnet sich alle zehn Jahre eine Spalte und fördert Lavaströme, so wie es auch diesmal der Fall war. Bis sich das Ereignis wiederholte, sollten aber keine zehn Jahre vergehen.
Das zweite Ereignis trat im März 2007 ein. Wieder öffnete sich eine Spalte auf der Sciara del Fuoco und schickte diesmal zwei Lavaströme ins Mittelmeer. Innerhalb weniger Tage baute sich an der Küste ein Lavadelta auf, das ca. 50 Meter weit ins Meer reichte. Der Kampf der beiden Elemente Feuer und Wasser tobte vier Wochen lang. Eine mächtige Dampfwolke stieg in den Himmel auf, und vulkanische Gase legten eine Dunstglocke über den Ort. Die Flanke an der Sciara del Fuoco destabilisierte sich erneut. Ein Plateau unterhalb des Kraters sackte um 80 Meter ab, vermutlich weil die Magmakammer im Berg durch die seitliche Fraktur an der Flanke leergelaufen war. Das gleiche Schicksal ereilte auch den Krater. Hier senkte sich der Boden ebenfalls deutlich ab. Erst im August nahm der Krater wieder seine gewohnte Dauertätigkeit auf.
Seitdem hat sich der Krater des Stromboli stark verändert. Im Krater entstand ein neuer Kegel. Eruptionsphasen mit stärkeren Ausbrüchen scheinen nun häufiger aufzutreten. Allerdings könnte diese Einschätzung auch nur auf die systematische Beobachtung des Vulkans zurück zu führen sein, die jede Regung des Vulkans genau erfassen.
Zu weiteren außergewöhnlichen Ereignissen kam es im August 2014, als sich eine neue Spalte im oberen Bereich der Sciara del Fuoco öffnete. Ein Lavastrom floss bis ins Meer und war über mehrere Wochen lang aktiv. Bei dieser Eruption hatte sich Stromboli ziemlich ausgepowert und die Aktivität der Folgejahre war relativ gering. Eine Intensivierung der Tätigkeit erfolgte im Frühsommer 2017: die strombolianischen Eruptionen wurden stärker und es kam zu Phasen mit Lavaspattering. Im Kraterbereich wurden häufiger kurze Lavaströme gebildet. Im Jahr 2019 kam es dann gleich 2 Mal zu Kollaps-Ereignissen am Krater, die pyroklastische Ströme auslösten. Es kam auch häufig zur Eruption von Lavaströmen. Zwei dieser Eruptionen ereigneten sich Anfang Juli und im August 2019. Der Eruption im Juli ging eine besonders starke Explosion voran, bei der eine Person ihr Leben verlor.
Online seit 2012. Letzte Aktualisierung 2021