Kolumbos leitet sich vom griechischen Wort für Taube ab und ist der Name eines submarinen Vulkans, der ca. 7 km nordöstlich der Vulkaninsel Santorin liegt. Beide Vulkane bildeten sich entlang einer tektonischen Störungszone, die in Richtung Südwest-Nordost streicht. Auf dieser Störungszone befinden sich weitere aktive und inaktive Vulkane, von denen die meisten unter Wasser liegen.
Kolumbos ist ein Calderavulkan, dessen Rand heute ca. 18 Meter unter dem Meeresspiegel liegt und deren Boden bis auf einer Wassertiefe von 505 Metern abgesunken ist. Das war nicht immer so, denn während eines Vulkanausbruches im Jahr 1649 tauchte Kolumbus Überwasser auf. Ein Jahr später ereignete sich ein großer Ausbruch, der als die stärkste Eruption im östlichen Mittelmeer gilt, der sich innerhalb der letzten 1000 Jahre ereignete. Der Ausbruch ging mit starken Erdbeben einher, die auf der Nachbarinsel Santorin große Schäden verursachten. Pyroklastische Ströme flossen über das Meer und töteten auf Santorin mindestens 50 Menschen. Zudem beeinträchtigte starker Ascheniederschlag das Leben der Region und schädigte die Landwirtschaft. Am Ende der 2 monatigen Eruption stürzte der junge Vulkan in sich zusammen und bildete die Caldera, die zunächst von einem weißen Tuffring umgeben war. Durch den Kollaps entstand ein Tsunami, der große Schäden an den Küsten der Ägäis verursachte.
Die Wellen fraßen den Tuffring innerhalb kurzer Zeit auf und Kolumbos versank endgültig im Meer. Doch das bedeutete nicht das Ende der vulkanischen Aktivität an dieser Stelle.
Eine Tauchexpedition der Universität von Rhode Island machte im Jahr 2006 eine fantastische Entdeckung: am Boden der Caldera befinden sich hydrothermal Quellen, die den Black Smokers an den kontinentalen Nahtstellen der Tiefsee ähneln. Die hydrothermalen Quellen am Kolumbos bauten sich 4 m hohe Schornsteine auf und fördern wässrige Lösungen mit einer Temperatur von 220 Grad Celsius. Das beweist, dass sich unter dem Vulkan eine aktive Magmakammer befindet. Aufgrund der Nähe zu Santorin, lässt sich nicht ausschließen, dass die Magmakammern beider Vulkane ein System bilden.
Die hydrothermalen Lösungen sind nicht nur sehr heiß, sondern fördern einen interessanten Cocktail aus Sulfiden und Metallen, darunter auch Silber. Die Kombination aus Sulfiden und Wärme schafft ein Environment, das Bakterien gedeihen lässt: Wissenschaftler entdeckten dicke Bakterienmatten in der Nähe der heißen Quellen.
Die Entdeckung der heißen Quellen war eigentlich ein Nebeneffekt der Tauchexpedition, die unter Mitwirkung bekannter Vulkanologen wie dem Isländer Haraldur Sigurdsson stattfand und die vulkanischen Ablagerungen der Minoischen Eruption untersuchen wollte. Die Ablagerungen erstreckten sich in einem Umkreis von 30 km um Santorin und hatten eine Mächtigkeit zwischen 10 und 80 Metern. Der Ausbruch war vermutlich noch stärker als bis dahin angenommen.
Im Dezember 2011 ereignete sich am Kolumbos ein Erdbeben der Stärke 3,2. Dieses Beben stellte den Auftakt für eine Phase erhöhter seismischer Aktivität in der Region dar. Im Februar 2012 erschütterte eine Bebenserie die Störungszone, auf der Santorin und Kolumbos liegen. Die Schwarmbeben konzentrierten sich nicht nur auf die Caldera von Santorin, sondern besaßen ein 2. Hypozentrum, ca. 50 km südwestlich der Insel. Zahl und Stärke der Beben lassen vermuten, dass dort am Grunde des Mittelmeeres ein neuer submariner Vulkan heranwächst.
Unter der Caldera von Santorin scheint sich ebenfalls wieder Magma zu sammeln. Ob und wann der Vulkan ausbricht und wie stark die Eruption sein wird, lässt sich bisher noch nicht vorhersagen.
Die Grafik links zeigt die Erdbebenherde, die sich alle entlang der SW-NE verlaufenden Störungszone aufreihen. Unten links im Bild der vermutete Unterwasservulkan, in der Mitte Santorin und Kolumbos.
Stand 2012