Der Krater des Ol Doinyo Lenagi.
Anders als der Grand Canyon in den USA entstand der Afrikanische Grabenbruch nicht durch die erosive Kraft des Wassers, sondern durch die Kräfte der Plattentektonik.
Mantelplume als Motor der Riftöffnung
Die Öffnung des Riftvalleys begann vor ca. 35 Millionen Jahren und hält bis heute an. Wissenschaftler vermuten, dass sich im Erdmantel unter Ostafrika eine Zone etablierte, in der sich ein Mantelplume bildete in dem heißes Mantelgestein nach oben steigt und zu den Seiten wegdriftet. Dabei schleppt es den Kontinentalsockel mit sich und zerreißt die Erdkruste in 2 Platten. das geschieht am Scheitelpunkt der entgegengesetzten Bewegungen des Mantelmaterials. Diese Platten entfernen sich pro Jahr um ca. 2 cm voneinander. Die Erdkruste in der Talsohle sackt ab und wird auf grund der Dehnung immer dünner. Sie ist von zahlreichen Risssystemen durchzogen, durch die Magma aufsteigt. Daher gibt es hier zahlreiche Vulkane.Das Tansania-Kraton
Die Nahtstelle durch den Schwarzen Kontinent beginnt am Oberlauf des Sambesi und teilt sich weiter nördlich in einen westlichen und einen östlichen Arm. Grund für die Teilung des Rifts in 2 Arme ist der Tansania-Kraton. Hierbei handelt es sich um ein dickes Stück alter Kontinetalkruste, dass älter als der Afrikanische Kontinent ist. Der Kraton ist wie ein inselförmiger Härtling im jüngeren Krustengestein Afrikas eingebettet. Er ist zu dick, als das er einfach zerreißen würde und so umläuft ihn das Risssystem.Das westliche Rift heißt Albert-Rift und wurde nach Prinz Albert (dem Ehemann der britischen Königin Victoria) benannt. Man spricht auch vom "Zentralafrikanischen Rift". Der östliche Riftarm ist als "Ostafrikanischer Grabenbruch" bekannt und wurde nach seinem Entdecker Gregory auf Gregory-Rift getauft. Beide Arme umschließen den Victoria-See, und während der Westarm kurz dahinter ausläuft, zieht sich der Ostarm weiter durch Tansania und Kenia, um im äthiopischen Afar-Dreieck und bei Somalia ins Rote Meer zu münden. Dort verzweigt sich das Ostafrikanische Rift Valley: Ein Teil biegt weiter nach Osten ab und mündet in den mittelozeanischen Rücken des Indischen Ozeans. Der nördliche Teil des Grabenbruches spaltete bereits die Arabische Platte ab und schuf das Rote Meer, sowie das Tote Meer und das Jordantal.
Sodaseen als embryonale Ozeane
In dem Teilstück südlich des Roten Meeres trennt sich eine neue Kontinentalplatte vom Rest des Afrikanischen Kontinents ab: die Somaliaplatte. In einigen Millionen Jahren könnte sich hier ein neuer Ozean öffnen. Ähnlich wie Madagaskar wäre Ostafrika dann eine große Insel vor der Ostküste des Restkontinents. Schon heute markieren zahlreiche Seen den Verlauf des großen Tales. Wie Perlen auf einer Schnur reihen sich diese embryonalen Ozeane aneinander: Lake Bogoria, Lake Magadi und Lake Natron, um nur einige zu nennen; letzterer liegt übrigens nur wenige Kilometer nördlich des Vulkans Ol Doinyo Lengai. Er ist Sitzt des Gottes Engai, der von den Massai verehrt wird. Dieser Vulkan fördert die kälteste Lava der Welt.In den flachen Natronseen des Gregory-Rifts lebt eine einzigartige Flora und Fauna. Cyanobakterien färben das Wasser der Seen häufig rot. Heerscharen von Flamingos ernähren sich von den Blaugrün-Algen Spirolina und Pelikane fressen die kleinen Buntbarsche, die als einzige Fischart den basischen pH-Wert des Wassers überleben. Dieser liegt zwischen 9 und 11. Das Natron der Sodaseen wird aus den Highlands angespühlt und stammt überwiegend aus der Lava des Ol Doinyo Lenagi. Zudem gibt es am Grund mancher Natronseen Sodageysire.
Vulkane im Riftvalley
Der Ol Doinyo Lengai ist nicht der einzige Vulkan in dieser Region. Ähnlich wie die Seen den Verlauf des Risses durch den Kontinent markieren, wird er auch von einer ganzen Reihe von Vulkanen flankiert. Der Kilimandscharo und der Mount Kenia sind die bekanntesten Vertreter der Gattung Feuerberg am Grabenbruch; aber allein in Sichtweite des Ol Doinyo Lengai befinden sich noch ein halbes Dutzend weitere Vulkane; so erhebt sich im Osten der gewaltige Schild des Gelai, im Süden der Vulkankegel des Keremasi. Das Gebiet westlich des Ol Doinyo Lengai wird von der 800 Meter steil ansteigenden Kante der Riftschulter dominiert. Auf ihr befindet sich die Hochebene der Serengeti; weiter südlich und ebenfalls auf der Riftschulter liegen die Krater-Highlands mit dem berühmten Ngorongoro-Krater.Das Afar-Dreieck und die Danakil
In der äthiopischen Danakil-Depression, die auch als Afar-Dreieck bekannt ist, stehen zahlreiche Vulkane dicht beieinander. Der bekannteste dieser Vulkane ist der Erta Alé. Seit mehr als 40 Jahren brodelt in seinem Krater permanent ein Lavasee. Im November 2008 machte der bis dahin unbekannte Vulkan Dalaffilla von sich reden: An ihm öffnete sich eine Spalte, aus der so viel Lava strömte, dass sie schließlich ein 30 qkm großes Gebiet bedeckte. In der Nähe des Vulkans Dabuha entstand ein Riss-System auf einer Fläche, die eineinhalbmal so groß ist wie Berlin; erstmals wurden einheimische Vulkanologen Zeugen, wie sich dort Spalten öffneten. Diese wenigen Beispiele verdeutlichen, wie aktiv die dynamischen Prozesse der Plattentektonik auch in unserer Gegenwart sind. Die Formung der Oberfläche unseres Planeten ist keineswegs abgeschlossen, sondern noch voll im Gange!Eine geologische Besonderheit des Afar Dreiecks ist der Umstand, dass sich hier eine "Triple-Junktion" befindet. In der Nähe des Erta Alé treffen 3 aktive Störungszonen zusammen, an denen sich der Grabenbruch aufsplittet. Entlang dieser divergenten Störungszonen entfernen sich die einzelnen Platten voneinander. In der Folge wird die Erdkruste an dieser Stelle immer dünner und sinkt weiter ab. So liegen Teile der Danakil-Depression bereits 125 m unter dem Meerspiegel. Tendenz fallend! Nur ein schmaler Gebirgsriegel hindert die Fluten des Roten Meeres daran, das Gebiet zu überfluten. Mächtige Salzablagerungen und Korallen zeugen davon, dass dies bereits schon einmal passierte. Teile der Danakil sind also trocken gefallener Meeresboden.
Die Virunga-Vulkane
Im Westarm des Riftvalleys, zwischen Ruanda, Uganda und dem Kongo, liegen die 8 Virunga-Vulkane. Bekannteste Vertreter hier sind die Vulkane Nyiragongo und Nyamuragira. Im Krater des Nyiragongo brodelt ein permanenter Lavasee, der Nyamuragira neigt zu sporadischen effusiven Vulkanausbrüchen. Höchster Vulkan der Virunga-Vulkane ist der Karisimbi mit 4507 m Höhe. Die Virunga-Vulkane liegen ebenfalls in direkter Nachbarschaft zu großen Seen, die den Verlauf diese Riftteils markieren: Kivu-See und Lake Edward. Der riesige Tanganjika-See liegt weiter südlich. Er ist nicht nur einer der größtenSeen Ostafrikas, sondern der sechstgrößte See und zweittiefste See der Erde.Im Allgemeinen sind die Seen im Zentralafrikanischen Rift tiefer, nicht basisch und fischreicher als die Seen im Gregory Rift. Die Tierwelt dieser Gegend wird von den berühmten Berggorillas dominiert. Safaris zu der vom Aussterben bedrohten Tierart werden von Goma aus organisiert.
Als einziges Gebirge nicht vulkanischen Ursprungs, wurde das Ruwenzori-Gebirge als Host bei der Grabenbildung angehoben. Die Gipfel hier erheben sich über 5000 m hoch.
Wiege der Menschheit
Archäologische Besonderheiten im "Great African Rift Valley" sind die fossilen Funde der Menschenvorfahren. Ostafrika gilt als "Wiege der Menschheit". Wissenschaftler vermuten, dass der aufrechte Gang des Menschen mit der Öffnung des Grabenbruches zusammen hängt. Die frühen Primaten waren Baumbewohner, doch mit der Öffnung des Riftvalleys veränderten sich das Klima und die Vegetation. Der Regenwald wich der Dornbuschsavanne und um über das hohe Gras gucken zu können, begannen die Primaten auf ihren Hinterbeinen zu Laufen. Plattentektonik als Motor der Evolution.Online seit 2012, aktualisiert 2021. Quelle der Karte WIKIPEDIA, Fotos: Marc Szeglat