Erdbeben in Kenia
Das letzte starke Erdbeben in Kenia ist ähnlich lange her: es ereignete sich am 10. Januar 1928 und brachte es auf eine Magnitude von 6,2. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 23 km von Eldoret entfernt verortet. Obwohl Kenia vom Ostafrikanischen Grabenbruch durchzogen wird und somit tektonisch aktiv ist, bauen sich hier keine große Spannungen in der Erdkruste auf, wie etwa an den konvergenten Plattengrenzen des Pazifischen Feuerrings. Starke Erdbeben sind entsprechend selten. Dafür gilt die Öffnung des Grabenbruchs als Motor des Vulkanismus in Kenia.Vulkanismus in Kenia
Der Vulkanismus in Kenia steht in Verbindung mit der Öffnung des Ostafrikanischen Riftvalleys. Es handelt sich also um Vulkane, die sich entlang eines intrakontinentalen Riftsystems bildeten. Die beiden Schultern des Grabens entfernen sich jährlich um ca. 2 cm voneinander, so dass der Graben immer breiter wird. Wenn die Divergenz noch einige Millionen Jahre anhalten sollte, dann öffnet sich der Graben soweit, dass ein neuer Ozean entsteht, der mit dem Roten Meer und dem Indischen Ozean in Verbindung stehen wird. Schon heute wird der Boden des Riftvalleys durch eine Seenkette markiert. Zu diesen Seen zählt der größte See des Landes: der Turkana-See. Er liegt im hohen Norden Kenias und bildet ein Graben in einem Graben, denn hier weitet sich das Riftvalley enorm. Der Turkana-Graben ist 170 km breit und 320 km lang. Hier sollen die frühen Hominiden ihren aufrechten Gang gelernt haben, als die Gegend nach einem großen Vulkanausbruch besonders fruchtbar war und aufblühte. Zahlreiche Skelettfunde zeugen davon. Der See beherbergt gleich 3 Vulkaninseln: North,- Central,- und South Island. Bei North- und Central Island handelt es sich um Tuffkegel. Auf letzterer Insel bildeten sich mehrere Maare. Beim South-Island Volcano handelt es sich um einen 11 km langen Spaltenvulkan, der zuletzt 1888 eruptierte. Im Süden des Turkana-Sees schließt sich der Barrier Volcano an. Wie der Name schon andeutet, bildet er eine Barriere im Graben.
Der Barrier Volcano
Die Barriere des Vulkans misst etwa 20 Kilometer und hat eine Breite von 15 Kilometern. Sie riegelt den Turkana-See gegen das Suguta-Tal ab, in dem sich der kleine Logipi-See bildete. Beim Barrier Volcano handelt es sich um einen Komplexvulkan. Er besteht aus vier verschiedenen Vulkanen. Es gibt mehre wunderbare Schlackenkegel, die sich bis in den Turkana-See hinein erstrecken. Der Vulkankomplex besteht zu gut 90 % des aus Trachyt, während das Grundgestein aus Basalt besteht. Das zeigt, dass der Vulkanismus in der Region vielfältig ist und älter, als man annehmen könnte.Weiter im Süden Kenias schließen sich einige Vulkanfelder an, die aus Schlackenkegel und Lavaströme bestehen und relativ große Areal bedecken. Dazu zählen die Elmenteita Badlands, die Chuyulu Hills und das Dukana Vulkanfeld.
Im Westen Kenias, am Ufer des Viktoriasees wäre da noch der Mount Homa. Er gilt zwar als erloschen, war aber einer der wenigen Vulkane der Karbonatit-Lava förderte, genauso, wie der Ol Doinyo Lengai. Am Fuß des Vulkans befindet sich zudem ein Maar, so wie wir es ebenfalls vom Lengai kennen.
Mount Longonot
Einer der bedeutendsten Vulkane Kenias ist der Mount Longonot im Naivasha Country. Auch er befindet sich im Riftvalley, am Südufer des Lake Naivasha. Infolge einer starken Eruptionsserie, bildete sich vor 21.000 Jahren eine große Caldera. Sie misst 8 x 12 km. In ihr entstand ein Kegel mit einem 1,8 km durchmessenden Krater. An der Nordostflanke des Longonot befindet sich ein Nebenkrater und auf den Flanken der Caldera gibt es relativ junge Lavaströme. Der Letzte soll im 19. Jahrhundert eruptiert worden sein.Westlich des Longonot schließt sich der Hells-Gate-Nationalpark an. Hier liegen nicht nur 2 Vulkane, die als erloschen gelten, sondern auch ein Geothermalkraftwerk. In seiner Nähe haben sich mittlerweile auch 2 Thermalbäder angesiedelt.
Nur wenige Kilometer weiter südlich des Mount Longonot und quasi auf der anderen Straßenseite, liegt der Mount Suswa.
Mount Suswa
Mount Suswa ist bei uns so gut wie unbekannt, obwohl er in mehreren Beziehungen einzigartig ist. Es handelt sich um einen Calderavulkan, der sich nach dem Kollaps eines Schildvulkans bildete. Nach der Calderabildung wuchs auf ihrer Südseite der Lavakegel Ol Doinyo Onyoke heran, dessen Gipfelhöhe 2356 m beträgt. Sein länglicher Gipfelkrater wird durch einen Ringgraben mit einem Durchmesser von 5 km abgeschnitten. Im Zentrum des Grabens liegt eine Art Insel aus Lavaströmen am Calderaboden. Es gibt ein ausgeprägtes System an Lavahöhlen, die Pavianherden Unterschlupf bieten. Der Vulkan liegt nur 50 km von der Hauptstadt Kenias entfernt. Im Falle einer größeren Eruption könnte Nairobi also von einem Ausbruch beeinträchtig werden. Die letzte Eruption war effusiv und fand wahrscheinlich im 19. Jahrhundert statt.Folgt man dem Riftvalley gut 50 km in den Süden, erreicht man die beiden Sodaseen Lake Magadi und Lake Natron. Zwischen den beiden Seen liegt der erloschene Vulkan Shompole. Von hier aus kann man den Lake Natron überblicken und sieht an seinem anderen Ende den Ol Doinyo Lengai. Er liegt bereits in Tansania.
Nördlich des Lake Magadi befindet sich eine weitere bedeutende Fundstätte mit Spuren unserer Vorfahren: im Olorgesailie-Becken wurde eine große Menge prähistorischer Steinwerkzeuge gefunden. Sie stammten aus der Zeit zwischen 1,2 Millionen Jahren und 490.000 Jahren vor heute. Aber auch danach war die Gegend noch besiedelt. Anspruchsvollere Faustkeile wurden vor ca. 300.000 Jahren gefertigt. Die Steinwerkzeuge wurden aus vulkanischem Gestein hergestellt, dass von 14 verschiedenen Lokalitäten stammte. Darunter befanden sich Vulkanite, die von einigen hier aufgezählten Vulkanen stammten, aber auch vom vulkanischen Rücken "Lava Hump", der sich in der Nähe befindet. Der Vulkanismus als Motor der Evolution. An wenigen Orten der Erde wird das so deutlich wie hier. Mit ein Grund, warum ich mir hier -zusammen mit meiner kenianischen Lebensgefährtin- ein Stück Masai-Land gekauft habe. Eingebettet zwischen Vulkanen, in einer der tektonisch aktivsten Zone der Erde und in Nachbarschaft der afrikanischen "Big Five". Was will man mehr? Eines meiner Ziele ist es, hier ein kleines Observatorium aufzubauen, von dem aus man die Vulkane der Gegend beobachten kann. Natürlich soll auch ein Seismograf installiert werden.
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