Öræfajökull liegt am Südostrand des mächtigen Vatnajökulls und ist mit einer Höhe von 2119 m der höchste Gipfel Islands. Unter einer Gletscherkappe verbirgt sich der wohl gefährlichste Vulkan Islands. Das Eis bedeckt eine Caldera mit einem Durchmesser von 4 x 5 Kilometern und ist 550 m tief. Öræfajökull ist nicht nur der höchste Vulkan auf Island, sondern auch der mit dem größten Volumen. Tief eingeschnittene Täler durchziehen das Eis auf seinen Flanken. Entlang dieser Spaltentäler entwässert der Vulkan. Gletscherläufe stellen eine große Gefahr dar und können die bescheidene Infrastruktur Ostisland zerstören. Allen voran die Ringstraße mit ihren Brücken. Im weiteren Umfeld des Vulkans leben gut 370 Menschen, die bei einer Eruption direkt gefährdet wären. Die meisten von ihnen in einzelnen Gehöften und kleinen Kommunen.
Öræfajökull entstand überwiegend während des Pleistozäns und ist für einen aktiven Vulkan vergleichsweise alt. Während dieser Zeit bildete sich die basaltische Basis des Vulkans. Während des Holozäns eruptierte der Öræfajökull überwiegend Rhyolith, was den Vulkan so gefährlich macht.
Die letzten Ausbrüche des Öræfajökull
Die Stärkste dieser Eruptionen zu historischen Zeiten ereignete sich 1362. Die Plinianische Eruption brachte es mindestens auf einen VEI 5 (einige Quellen gehen von VEI 6 aus) und zerstörte 42 Bauernhöfe. Ein ganzer Distrikt wurde zerstört und nie wieder besiedelt. Es wurden ungefähr 10 Kubikkilometer Tephra gefördert. Die Ablagerungen verstopften Flussläufe, stauten diese auf, bis die Barrieren brachen, was Flutwellen zur Folge hatte. Die Asche in der Luft beeinträchtigte die Sicht und Schiffe an Islands Küsten hatten Probleme zu navigieren.
Der 2. große Ausbruch seit der Besiedelung Islands fand im Jahr 1727 statt und hielt fast 1 Jahr an. Diese Eruption fand nicht aus der Gipfelcaldera statt, sondern aus einer seitlichen Fraktur. Zumindestens ein Teil der Eruption war explosiv und brachte es auf einen VEI 4. Die Eruption ließ Teile des Gletschers schmelzen und generierte zahlreiche Gletscherläufe. Ihre Spuren sind heute noch auf den großen Sandern zu sehen.
Die jüngsten entwicklungen am Öræfajökull
Seit dem großen Ausbruch von 1727 ruhte der Vulkan. Seitdem der Vulkan seismisch überwacht wird, erkennt man, dass der Friede nur äußerlich ist. Es wurden 2 Phasen seismischer Unruhe gemessen, die mit Magmaintrusion zusammenhingen. Im Jahr 2017 begann unter dem Öræfajökull eine weitere dieser Episoden. Die Vulkanologen von IMO installierten weitere Messinstrumente um ein exakteres Bild der Vorgänge im Untergrund zu erhalten. Mitte November wurde auf Satellitenaufnahmen eine 1 km Durchmessende Absenkung im Eis des Gletschers beobachtet. In der Woche zuvor stieg die Leitfähigkeit der entwässernden Flüsse und es roch nach Schwefeldioxid. Scheinbar heizt der gefährlichste Vulkan Islands auf. Die Folgen einer explosiven Eruption mit ähnlicher Stärke wie die Vorangegangenen wäre nicht nur für Island katastrophal. Je nachdem, wie feinkörnig die Vulkanasche ist, und wie der Wind steht, könnte es zu sehr lang anhaltenden Flugverboten kommen. Die wirtschaftlichen Folgen könnten sich global dramatisch auswirken.
Online seit 2018. Foto: Agust Magnusson/ IMO