Karibik: Plattentektonik und Vulkanismus
Die tektonische Situation der Karibik ist sehr komplex, und ich vermute, dass sie noch nicht bis ins Letzte Detail erforscht und verstanden wurde. Kernstück der Situation ist die Karibische Platte. Mit 3,2 Millionen Quadratkilometern Fläche zählt sie zu den kleineren Erdkrustenplatten. Zum größten Teil ist die Karibische Platte vom Karibischen Meer bedeckt, enthält aber auch die Landmasse Zentralamerikas.Die Karibische Platte ist von mehreren anderen Kontinentalplatten eingekesselt. © USGS
Die Karibische Platte besteht aus Eruptivgesteinen und ähnelt einer Flutbasalt-Provinz. Die Basalt-Plattform soll vor 40 - 50 Millionen Jahren entstanden sein. Eine Theorie geht davon aus, dass die Karibische Platte ursprünglich zum Pazifik gehörte und durch die Kontinentalwanderung in den Atlantik gedrückt wurde. Sie scheint leichter zu sein, als das Material der umgebenden Platten und schwimmt praktisch oben. Forscher von Geomar Kiel arbeiten derzeit an der Entschlüsselung der Entstehungsgeschichte der Platte. Die Karibische Platte grenzt im Norden an die Nordamerikanische Platte, im Osten und Süden an die Südamerikanische Platte und im Westen an die Nazca-Platte und die Cocos-Platte. Die Nordamerikanische Platte taucht unter die Karibische Platte ab und wird subduziert. Das gleiche Schicksal erfahren die beiden kleinen Platten im Westen. Die Tektonik entlang der Plattengrenze zu Südamerika ist nicht vollständig entschlüsselt. In der Literatur wird auch hier oft eine Subduktionszone vermutet. Dass zumindest ein Teil der südamerikanischen Platte im Westen subduziert wird, erscheint mir wahrscheinlich. Die aktiven Vulkane des Inselbogens der Kleinen Antillen sprechen zumindest dafür. Hier liegen 16 aktive Vulkane. Die bedeutendsten und aktivsten Vulkane sind Soufrière Hills auf Montserrat, Montagne Peleé auf Martinique und La Grande Soufrière auf Guadeloupe. Weitere Vulkane sind die Soufrière Saint Vincent auf der Insel San Vincent und der submarine Vulkan Kick-'em-Jenny vor Grenada.
Der Montagne Pelée zerstörte im Jahr 1902 die Inselhauptstadt St. Pierre auf Martinique. Die peleanische Eruption generierte eine Glutwolke, die alles Leben in der Stadt auslöschte. Einziger Überlebender war ein Strafgefangener, der durch die dicken Mauern des Gefängnisses geschützt war.
Der Soufrière Hills auf Montserrat hielt es da nicht anders. Er versengte die Inselhauptstadt Plymouth mit pyroklastischen Strömen und begrub den Rest unter Lahare. Das war 1996. Seitdem gab es im Durchschnitt alle 4 Jahre eine erneute Phase mit Domwachstum.
Die Inselgruppe der Großen Antillen entlang der Grenze zu Nordamerika ist vulkanisch nicht aktiv. Die 4 größten Inseln der Karibik (Kuba, Jamaika, Hispaniola und Puerto Rico) bestehen überwiegend aus metamorphen Gesteinen, marinen Sedimenten und alten Vulkaniten. Die geologische Situation der Großen Antillen erinnert an Kreta in der Ägäis. An der Südküste Kretas werden Gesteine in einem Akkretionskeil aufgeschoben, die von der abtauchenden afrikanischen Platte abgehobelt werden. Es würde mich nicht überraschen, wenn es ähnliche Gesteine auf den Großen Antillen geben würde. Die Region ist zwar nicht vulkanisch aktiv, dennoch manifestieren sich häufig starke Erdbeben. Zuletzt wurde Haiti von einem schweren Erdbeben erschüttert.
Die Vulkane Mittelamerikas
Die Vulkane des Mittelamerikanischen Festlandes erstrecken sich überwiegend entlang der Subduktionszone an der Pazifikküste und gehören damit zum "ring of fire". Zu diesen Feuerbergen zählen die Vulkane von Costa Rica, Nicaragua, Guatemala und Nordkolumbien. Im Norden Kolumbiens verläuft der West-Ost streichende Teil der südamerikanischen Plattengrenze. Im Karibischen Meer wird der Verlauf durch einige Inseln vor Venezuela markiert. Tobago und Trinidad liegen auf unterschiedlichen Kontinentalplatten.Geografisch betrachtet zählen auch die 35 Vulkane Mexikos zu Mittelamerika, obwohl sie geologisch betrachtet auf dem nordamerikanischen Kontinent liegen. Die imposantesten Vulkane sind hier der Popocatepetl, Colimar und El Chichón. Der Popocatepetl ist der aktivste dieser Vulkane und liegt nur 70 km von Mexico-City entfernt. In dem Ballungsraum leben über 20 Millionen Menschen und folglich wird jede noch so kleine Eruption des nahen Vulkans argwöhnisch zur Kenntnis genommen. Zur Kenntnis genommen wurde auch der Vulkan Parícutin, der da plötzlich im Jahre 1943 auf einem Maisfeld heranwuchs. Praktisch vor den Füßen des Bauers tat sich der Boden auf und Lava begann zu sprotzen. Bald verstärkte sich die Aktivität zu strombolianischen Ausbrüchen und der Vulkan begann Lavaströme zu generieren. Bald darauf wurde die 5 km entfernte Farm Opfer der Lavaströme. 1944 erwischte es 2 Dörfer. Als die Aktivität nach 9 Jahren endete, blieb ein 424 m hoher Schlackenkegel mit einem großen Lavafeld zurück.
Der Domvulkan Santiaguito in Guatemala ist seit vielen Jahren daueraktiv. Er entstand nach einer großen Eruption des Santa Maria, bei der eine Flanke des Vulkans abrutschte. Am Fuße dieser Flanke entstand wenige Jahre später der Domkomplex des heute tätigen Santiaguitos. Vom aktiven Lavadom gehen mehrmals täglich kleinere Ascheeruptionen aus, die man vom 1000 m höher gelegenen Gipfel des Santa Maria wie von einer Loge aus beobachten kann. In Guatemala gibt es zwei weitere Vulkane, die häufig ausbrechen: Fuego und Pacaya. Beide Vulkane sind beliebte Ziele von Vulkanspottern, wie man Vulkantouristen auf Neudeutsch bezeichnet. Der Pacaya liegt in Sichtweite von Guatemala City und deckt die Landeshauptstadt schon einmal mit Vulkanasche ein. Der Fuego ist nicht nur wegen seiner eindrucksvollen Lavafontänen bekannt, sondern auch wegen häufiger Überfälle auf Touristen, die seine Hänge erklimmen wollen.
In Nicaragua waren in der jüngeren Vergangenheit die Vulkane Cerro Negro, Masaya, San Cristóbal und Telica aktiv. Der größte See Mittelamerikas ist der Lago de Nicaragua. Der See war vermutlich einmal eine Bucht an der Pazifikküste, bis ihn Lava mehrerer Eruptionen vom Ozean abschnitt. Im See gibt es mehrere Inseln vulkanischen Ursprungs. Die Insel Ometepe entstand, als zwei Vulkaninseln (Concepción und Madera) zusammenwuchsen. Ähnlich sieht die Situation am Lake Managua aus. An seinem Ufer liegt die Hauptstadt Managua, in der gut 1 Millionen Menschen leben. Lake Managua ist durch einen Fluss mit dem größeren Lake Nicaragua verbunden. Eine weitere Gemeinsamkeit sind die Vulkane. Am Lake Managua liegen die Vulkankomplexe Momotombo und Apoyeque. Letzterer ist ein flacher Schildvulkan, der die Halbinsel Chiltepe bildet. Zu dem Vulkankomplex zählen das Maar Xiloá und der Lavadom Talpetatl. Die größte Eruption des Apoyeque fand 50 v. Chr. statt und förderte 18 Kubikkilometern Tephra. Bei einem Ausbruch vor 6100 Jahren wurden 1,9 Kubikkilometer Tephra gefördert. Das meiste Material stammt von pyroklastischen Strömen, die eine mächtige Ignimbrit-Schicht ablagerten.
In Costa Rica war der Arenal über 40 Jahre lang daueraktiv. Nach einer langen Ruheperiode meldete er sich im Juli 1968 mit einer mittelstarken Eruption zurück, bei der 78 Menschen starben. Seitdem förderte er zähflüssige andesitische Lavaströme, die für gewöhnlich auf halber Hanghöhe stagnieren. Mehrmals am Tag kam es zu strombolianischen Eruptionen. Seit dem Jahr 2010 ist es recht still um diesen Vulkan geworden. Dafür stehen öfter die Vulkane Turrialba und Poás im Focus der Berichterstattung. Poás ereugt immer wieder phreatische Eruptionen. Turrialba brach zuletzt 1866 aus. Seit 2006 heizt der Vulkan langsam auf und man fürchtet einen erneuten Ausbruch.
Stand 2014