Die Krater auf der Laki-Spalte.
Die Laki-Spalte befindet sich in einem Gebiet zu dem auch die Schlucht Eldgjá gehört. Hier fanden die verheerendsten Vulkanausbrüche Islands statt. Diese förderten ca. 79 % der Lavamenge, die in historischer Zeit eruptiert wurde. Daher ist die Gegend auch als "Feuerbezirk" bekannt. Wissenschaftlich wird das Gebiet der Eastern Volcanic Zone (EVZ) zugeordnet.
Die Spalten der EVZ folgen dem allgemeinen Trend der isländischen Störungszonen und streichen in SW-NE-Richtung. Das ist genau die Richtung, in der der mittelozeanische Rücken verläuft, der die Plattengrenze zwischen Europa und Nordamerika bildet.
Die Laki-Spalte liegt zwischen den Gletschern Myrdalsjökull mit dem Vulkan Katla und dem Vatnajökull mit dem Vulkansystem Grimsvötn-Barabunga. Zu diesem Vulkansystem gehört auch die Laki-Spalte. Die Eldgjá zählt zum Katla-System.
Als Vulkan eines ozeanischen Rückens förderte auch die Laki-Spalte tholeiitische Basaltlava. Diese enthält viele Klinopyroxene und Plagioklasen, aber wenige Eisenoxide. Tholeiit entsteht durch partielles Schmelzen im oberen Erdmantel, der unter dem ozeanischen Rücken an inkompatiblen Elementen wie Cäsium und Strontium untersättigt ist.
Die Eruption im Jahr 1783 begann am 8. Juni. Es war ein Pfingstsonntag. Nach mehreren leichten Erdbeben öffnete sich zunächst eine 12 km lange Eruptionsspalte. Bis zu 1000 m hohe Lavafontänen schossen in den Himmel. Die Lava floss durch 2 Flusstäler Richtung Meer. Das Wasser der Flüsse verdampfte unter der Lava. Selbst in 40 km Entfernung wurden Bauernhöfe vernichtet. Im Laufe der Eruption verlängerte sich die Spalte auf 27 km Länge. Auf ihr wuchsen mehr als 130 Schlackenkegel. Der Ausbruch förderte fast 15 Kubikkilometer Lava und 0,6 Kubikkilometer Tephra. Die Stärke des explosiven Anteils der Eruption brachte es auf einen VEI 4. In Bezug auf die geförderte Lavamenge war es die 2. Stärkste Eruption auf Island. Nur die Eldgjá pumpte mehr Magma an die Erdoberfläche.
Neben der schieren Lava-Menge stellten die ausgestoßenen Gase ein großes Problem dar. Sie verursachten in vielen Regionen der nördlichen Halbkugel undurchdringlichen Smog. Schwefeldioxid und das giftige Flour bildeten Gaswolken, die bis nach Schottland und England drifteten. Sie beeinflussten das Klima und vergifteten Weiden und Feldfrüchte. Es kam zu Missernten. Unzählige Tiere verendeten. Auf Island verhungerten mehr als 10.000 Menschen. Auf den britischen Inseln waren es sogar 25.000, die den Tod fanden. Der Winter 1783-1784 war in ganz Mitteleuropa einer der härtesten und äußerst schneereich. Ende Februar führten viele Flüsse in Deutschland extremes Hochwasser. Besonders betroffen war Köln. 65 Menschen starben in den Fluten, zahlreiche Brücken und Gebäude entlang der Flüsse wurden zerstört. Ein Problem waren Eismassen, die sich an vielen Stellen stauten und meterhoch auftürmten. Vor einem plötzlichen Einmarsch warmer Luftmassen waren die Flüsse zugefroren. Die Durchschnittstemperaturen lagen auf der Nordhalbkugel um 1,5 Grad niedriger als üblich.
Wichtige Erfindungen dieser Zeit waren neben dem Heißluftballon das Lokomobil: eine mobile Dampfmaschine, die überwiegend in der Landwirtschaft eingesetzt wurde. Vielleicht wurde ihr Erfinder, der Schotte William Murdoch, durch das Sterben vieler Nutztiere zu dieser Erfindung motiviert.
Wer heute den Schauplatz einer der folgenschwersten Eruptionen der letzten 2000 Jahre besichtigen möchte, benötigt dazu einen geländegängigen Wagen. Ich besuchte das Laki-Gebiet Ende Mai 2004. Damals endete gerade die Wintersaison und die Piste wurde präpariert. Die Fahrt führte vom Osten Islands durch eine menschenleere Landschaft. Zahlreiche Flüsse mussten gefurtet werden. Die Furten waren aber alle recht flach und stellten keine Probleme dar. Die unzähligen Krater und endlosen Lavafelder waren beeindruckend.