Vulcanianische Eruption am Anak Krakatau im Januar 2008.
Krakatau bildet die gleichnamige Vulkaninsel in der Sundastraße zwischen Sumatra und Java. Der Subduktionszonen Vulkan gehört zum indonesischen Inselbogen und weist eine hohe Explosivität auf: plinianische Eruptionen mit gigantischen pyroklastischen Strömen, vulcanianische Eruptionen und strombolianische Ausbrüche mit kurzen Lavaströmen sind seine häufigsten Ausbruchsarten.
Der heute aktive Vulkan heißt Anak Krakatau. Er wuchs in jener Caldera, die während der Katastrophe von 1883 entstand. Diese Caldera liegt innerhalb einer älteren und größeren Caldera.
Die Katastrophe von 1883
1883 erlangte der Krakatau traurige Berühmtheit, als er sich in einer gigantischen phreatomagmatischen Eruption selbst zerstörte. Der Knall der finalen Explosion war sogar noch in mehr als 4800 Kilometern Entfernung zu hören und gilt als das lauteste Geräusch, das je ein menschliches Ohr gehört hat. Pyroklastische Ströme und Tsunamis verwüsteten weite Teile von Java und Sumatra. Die Druckwelle der Explosion umrundete die Erdkugel siebenmal. Selbst an der französischen Atlantikküste wurde ein erhöhter Tidenhub gemessen. Mehr als 36.400 Menschen wurden Opfer dieser Katastrophe.Die explosive Zerstörungskraft einer Eruption wird gern mit der Sprengkraft der Hiroshima-Atombombe verglichen; 10.000 bis 100.000 dieser Atombomben wären nötig, um eine der Krakatau-Katastrophe vergleichbare Explosion zu erzeugen.
Der Ausbruch förderte fast 20 Kubikkilometer Lava und hatte einen Explosivitätsindex von 6. Den gleichen VEI hatte 1991 der Ausbruch des Pinatubo; allerdings war dieser Ausbruch tatsächlich nur halb so groß und förderte 10 Kubikkilometer Lava, während es der Mount St. Helens 1980 gerade einmal auf einen Kubikkilometer gebracht hatte.
Der Ausbruch von 1883 war nicht die erste Katastrophe, die sich am Krakatau zugetragen hat; der hoch explosive Vulkan hatte sich zuvor schon mehrmals selbst zerstört. Eine Theorie besagt, dass seine Eruption im Jahr 535 n. Chr. einen globalen Klimawandel auslöste, in dessen Folge sich die Pest in Europa ausbreiten konnte. Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt verschwanden auch die Reste des römischen Imperiums sowie die Maya-Kultur von der Bühne des Weltgeschehens.
Vor der Eruption von 1883 bestand der Krakatau-Archipel aus drei Inseln: aus Verlaten Island, Lang Island und dem eigentlichen Krakatau. Dieses setzte sich aus drei Vulkankegeln - Rakata, Danan und Perbuwatan - zusammen. Die beiden letztgenannten Kegel verschwanden am 27. August 1883 vollständig; vom Rakata blieb ungefähr die Hälfte übrig. Nachdem sich bei der Eruption die Magmakammer entleert hatte, versanken die Kegel in einer Caldera. Diese hat einen Durchmesser von sechs Kilometern und ist gut einen Kilometer tief.
Die Krakatau Eruption von 1883 hatte aber nicht nur katastrophale Auswirkungen, sondern beeinflusste die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft. So wurde kurz vor dem Ausbruch ein unterseeisches Telegraphenkabel verlegt und die Welt konnte erstmals zeitnahe an den Geschehnissen in Indonesien teilhaben. Es war die Geburtsstunde des "globalen Dorfes" und Nachrichtenagenturen wie Reuters.
Anak Krakatau: das Kind des Krakatau
An dem Ort, an dem einst die Welt unterging, wächst seit 1927 ein neuer Vulkan, Anak Krakatau, heran. Die Geburt von Anak Krakatau war schwer und verlief nicht ohne Wehen. Mehrmals versank das kleine Vulkaneiland wieder in den Fluten des Ozeans, aufgezehrt von der erbarmungslosen Brandung. Ab 1930 etablierte sich im "Kind des Krakatau" aber endlich eine stabile Insel, auf der bald neues Leben Fuß fassen konnte.Die Aktivität des Anak Krakatau wird seit einigen Jahren von strombolianischen Ausbrüchen geprägt. Es kommt zum Ausfluss kurzer Lavaströme und gelegentlich zu vulcanianischen Eruptionen. Im Oktober 2007 begann die jüngste Ausbruchsphase: Unterhalb des Hauptkraters am 400 Meter hoch gelegenen Gipfel sprengte sich ein neuer Krater frei. Er hat einen Durchmesser von 250 Metern. Während der explosiven Tätigkeit wurden glühende Lavabomben über den gesamten Vulkan verteilt und auch bis ins Meer geschleudert.
Bei meinem jüngsten Besuch des Eilandes im Jahr 2011 hatte sich die Narbe, die der neue Krater an der Flanke des Vulkans hinterließ, wieder geschlossen. In dem neuen Krater war ein Kegel gewachsen, der fast wieder Gipfelniveau erreichte.
Die jüngsten Eruptionen
Zwischen 2007 und 2011 war Anak Krakatau sehr aktiv. Es gab nur relativ kurze Ruhephasen. Nach wenigen Jahren war die Depression von 2007 verfüllt und der Vulkan gewann wieder an Höhe. Im September 2012 änderten die Eruptionen ihren Charakter. Es begann eine Eruption, während derer Lavaströme gefördert wurden. Sie erreichten schnell die Küste und ließen die Insel wachsen. Wenig später wurde es ruhig um Anak Krakatau. Erst im Frühsommer 2018 mehrten sich die Anzeichen, dass der Vulkan wieder erwachen würde: es bildeten sich neue Hochtemperatur-Fumarolen und die Seismik stieg. Am 18. Juni gab es dann erste Ascheeruptionen. In den folgenden Monaten war ein breites Spektrum eruptiver Tätigkeit zu beobachten: strombolianische Eruptionen und vulcanianische Explosionen förderten Tephra. Bis zum Oktober 2018 legte Anak Krakatau ordentlich an Höhe zu. Auch in der Breite wuchs die Insel. Lavaströme erreichten die Südküste und ließen diese wachsen.Kollaps und Tsunami von 2018
Im Dezember 2018 ereignete sich eine neue Tragödie am Krakatau. Am 22, Dezember kollabierte ein großer Teil von Anak Krakatau. Die Hangrutschmassen verursachten einen Tsunami, der ohen Vorwarnung auf die Küsten der umliegenden Inseln brandete. Es starben mindestens 439 Menschen. Der Kollaps ereignete sich während einer paroxysmalen Phase, von denen es zuvor 10 Stück gab.Veröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung April 2019