Seit Juni 2018 war der Anak Krakatau aktiv. Die Eruptionen begannen mit strombolianischen Eruptionen, die sich zeitweise zu Paroxysmen steigerten, während derer der Vulkan vulcanianisch eruptierte. In diesen Phasen wurden Lavaströme generiert, welchen bis zum Ozean vordrangen. Es wuchs ein Lava-Delta. Am Nachmittag des 22. Dezember begann wieder so eine paroxysmale Phase. Um 21:03 Uhr erreichten mehrere kleine Tsunamis die Westküste Javas. Auch Sumatra wurde von hohen Wellen getroffen. Was war passiert? Der Tsunami wurde durch einen partiellen Kollaps des Anak Krakatau ausgelöst. Die Südwestflanke des Kegels scherte ab und auch der Gipfel kollabierte. Die Hangrutschmassen krachten in den Ozean und lösten die Riesenwellen aus. Spätestens nach diesem Ereignis kam Meerwasser in Kontakt mit Magma, oder Lava und es entstanden phreatomagmatische Eruptionen. Vulkanasche wurde bis in einer Höhe von mehr als 18 km gefördert. Durch den Kollaps verlor Anak Krakatau gut 2/3 seiner Höhe und misst nun nur noch 110 m. Es rutscheten zwischen 150 und 180 Millionen Kubikmeter Material ins Meer.
Die Katastrophe forderte mindestens 439 Menschenleben und über 1300 Verletzte. Es entstanden große Schäden an der Infrastruktur in den Küstenregionen. Besonders die Strände und Strand nahen Ferienanlagen wurden vom Tsunami hart getroffen. Da der Katastrophe kein starkes Seebeben voranging, wurde kein Tsunami-Alarm getroffen. Wie sich später herausstellte, erreichten die Tsunamis die Küste 24 Minuten nach dem Kollaps des Vulkans. Die Wellen waren ca. 100 km/h schnell.
Obwohl kein starkes Erdbeben registriert wurde, hätte man gewarnt sein können, als die seismischen Stationen auf Anak Krakatau ausfielen. Vorhersagen ließ sich dieses Ereignis allerdings nicht. Trotzdem kam der Kollaps nicht völlig überraschend: Anak Krakatau wurde erst 1927 geboren und schon öfters kam es zu Kollaps-Ereignissen auf dem jungen Vulkaneiland. Zuletzt kollabierte 2008 der obere Bereich der Südwestflanke, woraufhin sich der Krater deutlich vergrößerte. Ein Tuffwall (den man auch als Caldera-Rand bezeichnen könnte) im Osten des Kegels zeugt zudem, dass es bereits früher zu einem größeren strukturellen Versagen des Schlackenkegels kam. Eine Studie von 2012 postulierte entlang des Tuffrings eine Störungszone entlang der Fläche, auf der der aktuelle Kegel wuchs. Genau hier kam es wieder zum Kollaps. Wie so oft, wurden die Gefahren ignoriert. Auch wenn es praktisch unmöglich ist, gefährdete Küstenabschnitte auf Java und Sumatra dauerhaft zu sperren, so müsste zumindest die Architektur angepasst werden. Häuser auf Stelzen könnten vor kleinen Tsunamis schützen.
Ein wirksames Tsunami-Frühwarnsystem, welches auch Hangrutsche detektiert, könnte man mit wenig finanziellen Aufwand realisieren. Dazu bedürfte es nur ein paar Bewegungssensoren auf Anak Krakatau, die ein Warnsignal aussenden, wenn sich die Flanke bewegt. Dazu kann heute praktisch jedes Smartphone mir Beschleunigungssensor benutzt werden.
Veröffentlichung 2018, Foto: © AP