Explosionskrater Viti im Inneren der Caldera.
Die Krafla liegt im Norden von Island, in der Nähe des Myvatn-Sees. Der 818 m hohe Calderavulkan ist das Zentrum eines 100 km langen Vulkansystems, welches in Nord-Süd-Richtung streicht. Im Süden reicht es fast bis zum Herdubreid, im Norden verläuft es bis an die Küste und mündet in der Tjörnes-Fracture-Zone. Das Vulkansystem manifestiert sich in Form eines Rifts. Zahlreiche Spalten markieren den Verlauf der kontinentalen Nahtstelle zwischen Nordamerika und Europa. Entlang dieser Spalten dringt Magma zur Erdoberfläche. Dieses eruptiert meistens in Spalteneruptionen, welche Lavafelder generieren. Es bauen sich aber auch Vulkane auf.
Der Zentralvulkan Krafla
Erste Eruptionen im Bereich des Zentralvulkans ereigneten sich bereits vor 200.000 Jahren. Die Krafla-Caldera entstand vor 100.000 Jahren und hat einen Durchmesser von 10 km. Bei diesen explosiven Eruptionen wurden große Mengen Rhyolit gefördert, welche sich als Tuffschicht ablagerten. Nachdem sich die Magmakammer entleert hatte, sackte diese ein und hinterließ die Caldera. Im Südosten der Caldera intruodierte ein magmatischer Gang (Dyke) welcher schnell abkühlte und so den 80 m hohe Rücken des Hrafntinnuhryggur schuf. Während der letzten Eiszeit bildete sich in der Caldera auch der Vulkan Leirhnjúkur. Er war bei den jüngsten Eruptionen Dreh und Angelpunkt des Geschehens. Lavaströme flossen dabei durch eine Bresche im Claderarand.Während des Holozäns fanden zahlreiche Eruptionen entlang des Systems statt. Von besonderer Bedeutung sind Eruptionen, die die Landschaft am See Myvatn formten. Vor 3800 Jahren bildeten sich die älteren Laxá-Laven, welche allerdings vom angrenzenden System Fremrinamur ausgestoßen wurden. Dieses Lavafeld bildete einen natürlichen Damm, so dass der Fluss Laxá zum Myvatn-See aufgestaut wurde.
Gut 1000 Jahre später wurde die Gegend dann von einem weiteren Vulkanausbruch heimgesucht. Bei dieser Eruption bildete sich der Tuffring des Hverfjall, welcher durch phreatomagmatischen Eruptionen entstand. Die Explosion brachte es auf einen VEI 4.
Zwischen 2300 und 2000 vor heute (in der Literatur gibt es unterschiedliche Angaben) eruptierte der Strom der jüngeren Laxá-Laven. Auf der Eruptionsspalte, welche den Lavastrom entließ, bildete sich die Lúdentsborgir-Kraterreihe. Die Lava floss in den Myvatn. Durch phreatomagmatische Explosionen entstanden die Pseudokrater des Myvatn: Lava interagiert mit eingeschlossenem Wasser, was zu Dampfexplosionen führte. Der Lavastrom wurde gesprengt und die Krater entstanden.
Die Feuer von Myvatn und Krafla
In historischen Zeiten ereigneten sich 2 bedeutende Eruptionen. Nach 1000 jähriger Ruhe erwachte die Krafla im Jahr 1724. Phreatomagmatische Eruptionen ließen den Viti-Krater (Höllen-Krater) entstehen, welchen man nicht mit dem gleichnamigen Krater in der Askja verwechseln sollte. Anschließend öffneten sich mehrere Eruptionsspalten im Bereich des Leirhnjúkur, und Lavaströme flossen in Richtung Myvatn. Die Kirche von Reykjahild entging nur knapp der Zerstörung, da sie leicht erhöht steht. Diese Eruptionphase hielt 5 Jahre an und hiolet als Myvatn-Feuer Einzug in die Geschichtsbücher.Anschließend ruhte die Krafla bis zum Jahr 1975. Dann begann eine 9 jährige Eruptionsphase, die als Krafla-Feuer bekannt wurde. Diese Eruptionen beschränkten sich auf das Gebiet der Caldera und konzentrierten sich auf die Gegend um den Vulkan Leirhnjúkur. Monatelang strömte Lava aus mehreren Spalte und es bildete sich ein großes Lavafeld. Die Eruptionen stoppten zwischendurch und nach Ruhephasen entstanden neue Eruptionsspalten. Noch heute sieht man an einigen Stellen Dampf aufsteigen.
Während der eruptiven Phase gab es mehrere Zyklen mit Inflation und Deflation. Das Spaltensystem der Krafla wurde um 90 cm breiter. Ein Beweis dafür, dass sich Rifting-Prozesse in Schüben ereignen und nicht kontinuierlich stattfinden.
Der Boden in der Caldera hat heute noch einen besonders hohen geothermischen Gradienten, den sich die Menschen zunutze machen. Unweit des Leirhnjúkur wurden bereits 1975 erste Bohrungen abgeteuft. Nach und nach errichtete man ein Geothermalkraftwerk, welches heute 60 MW Strom liefert. Bei neuen Bohrungen im Jahr 2009 wurde auch eine Magmatasche des Reservoirs der Krafla angebohrt. Man hatte gerade eine Tiefe von 2 km erreicht. Das Magma steht also hoch, doch wann die nächsten Eruptionen im Bereich der Krafla erfolgen werden ist ungewiss.
Krafla und der Tourismus
Die Gegend der Krafla ist bei Islandreisenden sehr beliebt, konzentrieren sich hier doch mehrere Naturwunder vulkanischen Ursprungs. Neben dem Vulkan an sich, gibt es hier das Thermalgebiet Namaskard, den Hverfjall, ein Spaltensystem mit Thermalgrotten, das Thermalbad Myvatn Natural Bath und den See Myvatn mit seinen Pseudokratern, Fischreichtum und Wasservögeln. Ein Campingplatz, sowie mehrere Hotels vervollständigen die touristische Infrastruktur.Ich selbst besuchte die Gegend bereits 3 Mal und schließe weitere Besuche nicht aus. Besonders angetan bin ich von den Thermalgrotten, die sich in einem Spaltensystem der kontinentalen Naht gebildet haben. Wo kann man schon, in einem geologisch so bedeutenden Ort, ein Bad im 40 Grad warmen Wasser genießen?
Stand 2018 Copyright der Karten-Skizze: Carl Groenvold