Tolbatschik-Vulkan im ersten Morgenlicht.
Ein Grund für den starken Vulkanismus auf Kamtschatka ist der besondere Umstand, dass sich vor der Küste Kamtschatkas eine Subduktionszone befindet, an der gleich 2 tektonische Erdkrustenplatten aufeinanderstoßen und ins Erdinnere verschwinden. Vor Kamtschatka trifft die Pazifische Platte auf den Bering Block (Karte) und beide Platten tauchen unter den eurasischen Kontinent ab. Sie werden dabei mit einer Geschwindigkeit von 3 - 4 Zentimetern pro Jahr subduziert und teilweise aufgeschmolzen. Ein Teil der so entstandenen wasserreichen Gesteinsschmelze steigt hinter der Subduktionszone auf und wird von den Vulkanen Kamtschatkas explosiv gefördert.
Das Zusammentreffen der 3 Erdkrustenplatten erzeugt an ihrer Schnittstelle einen Kreuzungspunkt und in Zentralkamtschatka eine langgestreckte Depression. Es trennt zwei Gebirgsketten Kamtschatkas, entlang derer sich viele Vulkane aufreihen.
Die Vulkane Kamtschatkas zählen vom Typ her zum Inselbogen-Vulkanismus und sind Teil der Vulkankette, die sich von den Aleuten bis Japan und den Philippinen entlang der Westküste des pazifischen Ozeans zieht. Die Grafik zeigt das Relief des Seebodens und verdeutlich die relativen Plattenbewegungen.
Vor Kamtschatka und dem südlich davon gelegenen Japan taucht genau jener Teil der Pazifischen Platte in den Erdmantel ab, auf dem sich die erodierten Vulkanstümpfe der Hawaii-Inseln befinden; Kamtschatka ist für die Hawaii-Inseln also sozusagen das Krematorium. Im Kreislauf der Gesteine findet die basaltische Lava der Hot-Spot-Vulkane von Hawaii ihr vorläufiges Ende in den sauren Vulkanen Kamtschatkas.
Auf Kamtschatka leben nur etwa 380.000 Menschen: weite Wald- und Tundraflächen prägen die Landschaft der Halbinsel. Wo wenige Menschen leben, sind meistens die Tiere in der Überzahl. Kamtschatka ist ein Paradies für Wildtiere die es kalt mögen. Besonders bekannt sind Lachse und Bären. Viele Vulkane sind hier nur schwer erreichbar. Die Vulkanologen leben während des Sommers in einfachen Datschas am Fuß der Feuerberge und sind in der Wildnis Kamtschatkas auf sich allein gestellt. In der Zeit des Kalten Krieges war Kamtschatka Sperrgebiet. Das sowjetische Militär unterhielt hier Spionageanlagen und Raketenstellungen, die gegen die USA auf der anderen Seite des Pazifiks gerichtet waren.
Die Geologie und Mineralogie Kamtschatkas weist einige Parallelen zu Alaska auf, das über den Inselbogen der Aleuten mit der ostsibirischen Halbinsel verbunden ist. Daher werden in Kamtschatka große Reserven an Bodenschätzen vermutet, allen voran Gold und Silber. Die angestrebte Ausbeutung dieser Bodenschätze lässt schwerwiegende ökologische Schäden befürchten. Bislang haben die erschwerte Zugänglichkeit und die Permafrostböden die Region vor dem ökologischen Kahlschlag bewahrt.
Viele Vulkane Kamtschatkas sind explosive Strato- oder Komplexvulkane, die andesitische - rhyolithische Laven fördern. Nicht selten findet man Caldera-Vulkane auf Kamtschatka. Das Spektrum der Ausbruchsarten der Vulkane reicht von leichten strombolianischen Eruptionen über den Ausfluss von Lavaströmen bis hin zu vulcanischen und plinianischen Eruptionen, die von pyroklastischen Strömen begleitet werden. Wegen der geringen Bevölkerungsdichte werden durch die Ausbrüche nur selten Menschen gefährdet. Allerdings kommen immer wieder Touristen und Vulkanologen ums Leben, die sich zu nahe an die Feuerberge heran wagen.
Rund um die Regionshauptstadt Petropavlovsk gruppieren sich einige Vulkane, die eine Gefahr für die Stadt darstellen könnten - der Stratovulkan Avacha mit seinem Lavadom beispielsweise. Sein Gipfel ist ganzjährig vereist. Der letzte größere Ausbruch dieses Vulkans fand 1991 statt. Der Avacha ist nur durch einen Sattel von seinem Nachbarvulkan Koryaksky getrennt.
Das Reisen in Kamtschatka ist nach wie vor nicht ganz einfach. Schlechte Wegbarkeiten und ein hohes Preisniveau können Hindernisse darstellen.
Stand 2013