Indonesien ist nicht nur dicht besiedelt, sondern wird auch von besonders vielen Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Tsunamis heimgesucht. Die Häufung dieser Naturphänomene, die in dem dicht besiedelten Land oft zu Naturkatastrophen werden, kommt durch die besondere, tektonische Lage des Archipels zustande. Indonesien ist ein vulkanischer Inselbogen, der sich entlang der kontinentalen Nahtstelle zwischen der Pazifischen Platte einerseits und den Kontinentalplatten von Indien-Australien und Eurasien andererseits erstreckt. Somit zählen die Vulkane Indonesiens zum zirkumpazifischen Feuergürtel, dem "Ring of Fire".
Im Südteil des indonesischen Archipels schiebt sich die Indisch-Australische Platte unter die Eurasische Kontinentalplatte und wird dabei teilweise aufgeschmolzen. Hinter dieser Subduktionszone steigt hochviskoses Magma auf und bildet auf diese Weise die Vulkane des Sunda-Bogens. Östlich des Sundasockels, der mit dem asiatischen Festland verbunden ist, befindet sich der Sahul-Sockel, der zur Australischen Kontinentalplatte gehört. An den Grenzen dieses komplexen Systems kontinentaler Nahtstellen findet sich die größte Anzahl aktiver Vulkane weltweit. Wie viele Vulkane tatsächlich als aktiv eingestuft werden variiert je nach Autor der Angaben. Es werden so um 150 Vulkane sein. Zugleich kommt es hier häufig zu Erdbeben und Tsunamis.
Neben den jüngsten Erdbeben- und Tsunami-Katastrophen, die den meisten Menschen gut in Erinnerung sind, ereigneten sich in Indonesien 3 Vulkankatastrophen, die an Dramatik kaum zu übertreffen sind. Vor gut 72.000 Jahren brach der Supervulkan Toba auf Sumatra aus und verursachte einen vulkanischen Winter, in dessen Folge beinahe die gesamte Menschheit ausstarb. Im Jahr 1815 brach der Tambora auf Sumbawa aus und das Jahr 1816 wurde als das Jahr ohne Sommer bekannt. 1883 explodierte der Krakatau in der Sundastraße zwischen Sumatra und Java. Mehr als 36.400 Menschen starben in pyroklastischen Strömen und Tsunamis.
In Indonesien ereignen sich aber auch fast täglich kleinere Eruptionen, die aufgrund ihrer besonderen Ästhetik von Interesse sind. Jüngst machten die Vulkane Karangetang (Insel Siau), Ibu und Dukono (Halmahera), Rinjani &xnbsp;(Lombock), sowie Anak Krakatau (Sumatra) von sich reden.
Vulkane auf Sumatra
Sumatra ist nicht nur die westlichste der großen indonesischen Inseln, sondern auch die mit dem größten Vulkan des Archipels. Dabei handelt es sich um den bereits erwähnten Toba. Weiter nördlich liegt der Sinabung, dessen Eruptionen im Jahr 2010 begannen. 10 Jahre später war er immer noch sporadisch aktiv. Hier zerstörten pyroklastische Ströme mehrere Dörfer.Sumatra hat aber noch andere vulkanische Superlative zu bieten, so ist der höchste Berg der Insel ein Vulkan. Das ist der Kerinci, der es immerhin auf eine Höhe von 3805 m bringt. Er liegt an der Westküste der Insel, unweit vom aktiven Marapi, der gerne mit dem Merapi auf Java verwechselt wird. Entlang der Westküste liegen mehrere Vulkane, die ihre Existenz der Subduktion am Sundabogen verdanken. Dazu zählt auch der Krakatau. Er befindet sich in der Sunda-Strait, einer Meerenge zwischen Sumatra und Java. Die Vulkaninsel hat mehrere spektakuläre Eruptionen hinter sich. Dazu zählen nicht nur die Katastrophe von 1883, sondern auch die Geburt von Anak Krakatau. Ein großer Teil dieser jungen Vulkaninsel kollabierte im Dezember 2018.
Vulkane auf Java
Java ist die Hauptinsel des Indonesischen Archipels und vulkanisch äußerst aktiv. Den Inselnorden dominiert der Galunggung. Er ist für seine explosiven Eruptionen berüchtigt, die es oft auf einen VEI 4 oder 5 bringen. Seine letzte Eruptionsphase ereignete sich im Jahr 1982. Am 24. Juni kam es fast zur Katastrophe, als eine Boeing 747 der Fluggesellschaft British-Airways in eine Aschewolke geriet. Alle vier Triebwerke fielen aus und das Flugzeug sank innerhalb von 16 Minuten von 11.300 auf 4.100 Meter Flughöhe. Nach dem Gleitflug starteten die Triebwerke wieder und man konnte in Jakarta notlanden.Die bekanntesten Vulkane Zentraljavas sind Merapi, Semeru und Bromo, die beide mit der Tenegger-Caldera assoziiert sind. Aufgrund ihres überwiegend saueren Chemismus ist die Lava dieser Subduktionszonen-Vulkane sehr zähflüssig und gasreich. Sie neigen zu gewaltigen, explosiven Eruptionen.
Der Merapi, der in Sichtweite der Millionenmetropole Yogjakarta liegt. Im Jahr 1996 starben 66 Menschen in den Ausläufern des Dorfes Kaliurang, als sie von einem pyroklastischen Strom überrascht wurden. Im benachbarten Dorf Kaliadem kamen 2006 zwei Arbeiter ums leben. Sie wurden ebenfalls Opfer eines Pyroklastischen Stromes.
Der flache Schlackenkegel des Vulkans Bromo erhebt sich im Osten von Java. Zusammen mit drei weiteren Vulkanen (Mount Kursi, Mount Widodaren und Mount Batok) befindet er sich in der Tengger-Caldera. Dieser Einsturzkrater hat einen Durchmesser von 8,5 x 10 Kilometern und ist 110 Meter tief.
Der Bromo ist der jüngste Kraterkegel in der Caldera. Er erhielt seinen Namen nach dem Hindugott Brahma. Jedes Jahr versammeln sich am Kraterrand Tausende Gläubige, um anlässlich des Kasadafestes zu opfern. Eine lange Treppe führt bis zum Kraterrand: Von dort blickt man auf einen dampfenden Förderschlot.
Seit 1767 wurden gut 60 eruptive Phasen verzeichnet. Die meisten Ausbrüche des Bromo sind strombolianisch. Gelegentlich haben sie auch vulcanianschen Charakter. Im Juni 2004 starben bei einem überraschenden Ausbruch zwei Menschen. Der bislang letzte Ausbruch fand 2007 statt.
Der 3676 m hohe Semeru ist nicht nur Javas einziger daueraktiver Vulkan, sondern auch der höchste Berg der Insel. Er leigt in Sichtweite der Tenger-Caldera und bildet mit ihr zusammen das Tenger-Semeru-Massiv. Eine Erkundung und Besteigung erfordert mindestens eine dreitägige Tour mit entsprechender Logistik und einer guten Kondition, denn der nächtliche Aufstieg zum Krater ist anstrengend und nur etwas für geübte Vulkanwanderer. Sind die mehrmals in der Stunde erfolgenden Asche-Eruptionen normalerweise recht gefahrlos zu beobachten, so kommt es doch immer wieder zu unerwartet heftigen Ausbrüchen, die dann eine ernste Gefahr für den Beobachter auf dem Kraterplateau darstellen. Erst im Jahre 2000 kam eine Gruppe Vulkanologen bei einer dieser heftigen Eruptionen ums Leben. Im Jahr 2009 ging die Aktivität stark zurück und befindet sich auf eher niedrigem Niveau.
Die Vulkane Javas bringen nicht nur Schrecken über das Land, sondern sorgen auch für fruchtbare Böden und liefern wertvolle Rohstoffe. Am Kawah Ijen (Ostjava) wird Schwefel abgebaut. Im Inneren des Kraters gibt es ein ergiebiges Fumarolenfeld, und die heißen Dämpfe werden in einem Rohrsystem zum Ufer des Säuresees geleitet, wo der Schwefel dann aus den Gasen kondensiert. Per Hand wird der Schwefel abgebaut und in zwei Körbe geladen, die von den Arbeitern an einer Stange über der Schulter die steilen Kraterwände hinaufgeschleppt werden. Eine harte, gefährliche und gesundheitsschädigende Arbeit, aber eine, die Geld bringt und den Arbeitern ein Leben in -vergleichsweise- gesicherten Verhältnissen ermöglicht.
Neben den aktiven Vulkanen gibt es auf Java auch zahlreiche Vulkane im zwischenvulkanischen Stadium. Die Phänomene hier reichen von kochenden Quellen über Mudpools bis hin zu meterhohen Schlammblasen, die mit einem dumpfen Geräusch platzen. Zahlreiche dieser geothermalen Phänomene finden sich auf dem Dieng-Plateau.
Bali und die Vulkane
Bali ist die beliebteste Urlaubsinsel Indonesiens und die Heimat zahlreicher Gottheiten, die von der überwiegend hinduistischen Bevölkerung verehrt werden. Bali ist nicht nur bei Australiern besonders beliebt, sondern auch bei Deutschen und Österreichern. Doch seit Herbst 2017 scheinen die Götter zu zürnen: der Gunung Agung erwachte. Zunächst gab es eine seismische Krise, die einen fast panikartigen Zustand auslöste. Im November begann dann die Eruption, die bisher (Stand Februar 2018) deutlich kleiner blieb, als befürchtet. Im Januar 2018 zeigte dann der benachbarte Batur erste Anzeichen eines möglichen Erwachens: es wurden einige Erdbeben und vulkanischer Tremor registriert.Lombok und Rinjani
Die Insel Lombok liegt westlich von Bali und wird von dem 3726 m hohen Vulkan Rinjani dominiert. Bei diesem Vulkan handelt es sich um einen Stratovulkan mit einer großen Caldera im Gipfelbereich. In der Caldera liegt der Vulkankegel Barujari. Der Rinjani, genauer der Mount Barujari eruptierte in diesem Jahrtausend 4 Mal.Lombok stand im Sommer 2018 häufig in den Schlagzeilen, da eine Serie starker Erdbeben die Infrastruktur der Insel großflächig zerstörte. Am Vulkan ereigneten sich Hangrutsche, welche die Wanderwege zerstörten.
Sumbawa und Pulau Sangeang
Der berüchtigte Vulkan Tambora liegt auf der Insel Sumbawa. Diese wurde beim Ausbruch des Tamboras im Jahr 1815 verwüstet. Das Folgejahr ist als "Das Jahr ohne Sommer" in die Chroniken der Weltgeschichte eingegangen. Damals ging das legendäre Königreich von Tambora unter. Heute hat sich die Insel von der Katastrophe erholt. Vor der Nordostküste von Sumbawa liegt das Vulkaneiland Pulau Sangeang. Die Küsten der fast kreisrunden Insel werden von den Vulkankegeln Doro Api und Doro Mantoi überragt. Die beiden Kegel sind die Gipfel des Komplexvulkans Sangeang Api. Den aktiven Part übernimmt der Doro Mantoi. Dieser eruptiert langfristig strombolianisch. In größeren Zeitabständen erfolgen vulcanianische oder sogar plinianaische Eruptionen.Erstveröffentlichung 2006, Letzte Aktuallisierung &xnbsp;2024.