Lavafontäne Fournaise.
Die Insel La Réunion liegt im Indischen Ozean über einem so genannten Hot Spot, einer besonders heißen Stelle im Erdmantel, an der basaltische Schmelze bis in die Erdkruste aufsteigt. Die ozeanische Platte driftet über einen solchen stationären Hot Spot hinweg und hinterlässt an der Erdoberfläche eine Vulkankette. Auf La Réunion sind der erloschene Piton des Neiges und der aktive Schildvulkan Piton de la Fournaise (= "Glutofen") die sichtbaren Mitglieder dieser Vulkankette.
Die Caldera Enclos Fouqué
Der "Glutofen" ist ein recht junger Vulkan, dessen Formung vor ca. 360.000 Jahren einsetzte. An seiner Basis hat er einen Durchmesser von 50 Kilometern, und an seinem Gipfel entstanden zwei ineinander geschachtelte Calderen. Die äußere Caldera heißt Rempart; in ihr liegt die Enclos Fouqué. Dieser innere Einsturzkrater misst 13 x 8 Kilometer und ist zum Meer hin offen, hat also die Form eines Hufeisens. Der zum Ozean offene Hang umschließt ein Gebiet, das Grand Brulé genannt wird; es ist häufig Schauplatz großer Spalteneruptionen, für die der Piton de la Fournaise bekannt ist. Durch dieses Gebiet fließen die Lavaströme hinab in Richtung Meer. In der "Enclos Fouqué" befindet sich auch der Gipfelkegel mit den beiden Kratern Dolomieu und Bory. Auf dieser Karte sieht man die Caldera sehr gut.Vulkanausbrüche am Fournaise
Der Piton de la Fournaise zählt zu den aktivsten Vulkanen der Welt. Seit dem 17. Jahrhundert ist er mehr als 160 Mal ausgebrochen. Normalerweise sind seine Ausbrüche innerhalb der Caldera recht ungefährlich, doch gelegentlich öffnen sich auch Spalten am Vulkanhang außerhalb der Calderaränder; dann können Lavaströme in bewohnte Gegenden fließen und Ortschaften bedrohen. 1977 zerstörte ein solcher Lavastrom Häuser im Ort Sainte-Rose und kesselte die dortige Kirche teilweise ein, ohne sie jedoch zu zerstören.Die Eruption von 1998
Im Jahr 1998 trat der Pt. de la Fournaise in einer äußerst aktiven Phase ein. Zuvor ruhte der Vulkan 6 Jahre lang und sammelte Kraft. Anfang des Jahres 1998 mehrten sich dann die Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch. Der Berg schwoll wie ein Hefeklos an, weil Magma aufstieg. Gleichzeitig nahm auch die Erdbebenhäufigkeit zu. Am Samstag dem 7. März wurden erste Warnungen ausgesprochen. Am Sonntag den 8.März begann eine seismische Krise. Es wurden über 1000 Erdbeben in der Stunde registriert. Die Vulkanologen schlugen nun endgültig Alarm. Der Ausbruch stand unmittelbar bevor. Am Montag um 15.05 Uhr setzte der Tremor, ein beständiges Beben und Zittern der Erde, ein. Das Magma war unterwegs! An der Flanke des Vulkans riss der Boden auf, ein Spaltensystem vom Gipfel des Fournaise bis zu einem Nebenkrater entstand. Auf einer Länge von 1 Kilometer schossen 50 Meter hohe Lavafontänen in die Luft. Nach einer Stunde schloss sich der größte Teil des Spaltensystems wieder. Am folgenden Tag konzentrierte sich die vulkanische Aktivität auf zwei Eruptionszentren. Ein Lavastrom floss Richtung Meer, allerdings ohne dieses zu erreichen. Am 11. März öffnete sich an der Nordwest-Flanke ein weiterer Spalt, der nur wenig Lava förderte. Ab Ende März war nur noch der Krater Kapor aktiv. Der Krater Katja und Maurice Krafft (benannt nach dem 1991 am Vulkan Unzen verstorbenen Vulkanologenpaar) und der kleine Krater im Nordwesten, dampften nur noch vor sich hin.Diese Eruption stellte den Auftakt für eine ganze Serie von Ausbrüchen in der Enclose Fouqué dar. Seitdem brach der Vulkan 2 -3 Mal im Jahr aus.
Spektakulär war ein Ausbruch im September 2004. Innerhalb weniger Tage erreichten die Lavaströme den Ozean. Ein Kampf der Elemente entbrannte und riesige Dampfwolken stiegen in den Himmel.
Die Spaltenerruption im Jahr 2007
Im April 2007 öffnete sich im Grand Brulé eine 1 km lange Spalte, deren unteres Ende sich auf einer Höhe von nur 590 Metern über dem Meeresspiegel befand. Innerhalb eines Tages floss die Lava ins Meer. Auf der Spalte bildeten sich einige Kegel, aus denen Lavafontänen in den Himmel schossen. Die Lavaströme flossen am Rand der Caldera entlang und besonders die Gase bedrohten die Ausläufer des Ortes Tremblet. Die aus dem Ozean aufsteigenden Dampfwolken ließen schwefelsauren Regen über die Bergwälder ab und entlaubte die Bäume. Dieser Ausbruch zählte zu den stärksten Eruptionen der letzten 100 Jahre! Der Riss bildete sich im unteren Bereich der Magmakammer, woraufhin eine sehr heiße Restschmelze mit großen Olivinkristallen auslief. Diese tholeitische Basaltlava wird Ozeanit genannt. Der fallende Magmaspiegel verursachte im Gipfelbereich eine Serie von Erdrutschen und Bodenabsenkungen, in deren Folge die beiden Gipfelkrater miteinander verschmolzen. Der Boden des Gipfelkraters sank um 100 m ab. Insgesamt wurden 130.000.000 Kubikmeter Lava gefördert.Die jüngsten Eruptionen am Fournaise
Seit der Eruption von 2007 ist es am Piton Fournaise ruhig geworden! Bis zum 6. November 2009 ruhte der Vulkan, dann begann eine kleine Eruption die nur kurz anhielt. In den folgenden Jahren ereigneten sich nur einige kleinere Ausbrüche am Gipfelkrater und kurzlebige Spalteneruptionen die sich auf die Caldera beschränkten. Seit 2014 nimmt die Häufigkeit dieser Eruptionen zu: sie finden im Schnitt 3-4 Mal im Jahr statt und dauern ungefähr 14 Tage. Es kam auch zu einigen seismischen Krisen, denen keine Eruption folgte. Der bisher letzte Ausbruch begann am 15. September 2018.Tourismus am Piton de la Fournaise
Die Insel la Réunion ist ein beliebtes Ferienziel der Franzosen. Zu den Ferienzeiten und besonders über Weihnachten und im August ist hier viel los. Das Preisniveau ist hoch. Neben Strand und Vulkan sind die Cirques beliebte Ziele für mehrtägige Wandertouren. In ruhigen Zeiten ist der Zugang zum Vulkan erlaubt und in der Caldera Enclos Fouqué gibt es mehrere Wanderrouten. Die Besteigung des Dolomieu ist ebenfalls möglich. Mit einsetzten der Seismik wird der Zugang allerdings gesperrt. Hier fand in den letzten Jahren leider ein Umdenken statt. Bei meinem ersten Besuch des Vulkans im Jahr 1998 wurden Besucher noch registriert und zu eigens eingerichteten Aussichtspunkten an der Eruptionsspalte vor gelassen. Wenn die Lava die Küste erreichte ging man ähnlich vor. Nach einigen Unfällen ist damit allerdings Schluss und der Zugang zur Eruption ist tabu. Allerdings sieht man meisten die Eruptionen vom Calderarand aus. Parken kann am Pas de Bellcombe allerdings zum Problem werden.Erstveröffentlichung 2000. Letzte Aktuallisierung: Oktober 2018