Lavafontäne am Fimmvöruháls.
Als die Eruption begann wurde ihr Zentrum unter dem Gletscher Eyjafjallajökull vermutet und der isländische Zivilschutz leitete umgehend die Evakuierung einiger kleiner Siedlungen im Süden Islands ein. Mehr als 500 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Doch als sich herausstellte, dass sich die Spalte außerhalb des Gletschers geöffnet hatte, wurde Entwarnung gegeben und die Menschen durften am nächsten Abend in ihre Häuser zurückkehren.
Die Eruptionsspalte öffnete sich mitten auf einem beliebten Wanderweg zwischen dem Wasserfall von Skogar und dem Tal von Thorsmörk. Genauer öffnete sie sich auf 967 m über NHN am sogenannten Fimmvörduháls - Pass. Anfänglich hatte die Eruptionsspalte eine Länge von mehr als 500 m, doch ausfließende Lava verfüllte einen Teil der Spalte wieder. Als ich am 25. März am neuen Vulkan eintraf, war die Spalte noch auf einer Länge von gut 300 m aktiv. Fünf Förderschlote spieen Lavafontänen bis zu 100 m hoch. Ein Lavastrom floss nach ca. 900 m in die Schlucht von Hvannargil. Dort suchte er seinen Weg talwärts in Richtung Thorsmörk.
Am 28. März bildete sich ein weiterer Aa-Lavastrom der über die Kante der Schlucht Hruná in die Tiefe stürzte und einen spektakulären Lavafall bildete. Die Lava interagierte mit dem Schmelzwasser der Schneedecke und an der Lavafront stiegen Wasserdampfwolken mehrere Hundert Meter hoch auf. Gelegentlich kam es zu kleinen Litoralexplosionen.
Am 7. April wurden die beiden neu entstandenen Schlackenkegel von Mitarbeitern des "Institute of Earth Sciences" der Universität Island vermessen. Der größere Kegel hat eine Höhe von 82 m (Gipfelhöhe nun bei 1067 m über NHN), der kleinere Kegel im Norden ist 47 m hoch. Die Aa-Lavaströme haben eine durchschnittliche Mächtigkeit von 11 m. Sie bedecken 1,3 Quadratkilometer Fläche und es wurden ca. 24 Millionen Kubikmeter Lava gefördert.
Am 12. April ging die Seismik unter dem Eyjafjallajökull stark zurück und einen Tag später versiegte der Lava-Nachschub. Die Eruption an der Fimmvörduháls-Spalte endete.
In der Nacht zum 14. April ereignete sich völlig unerwartet eine seismische Krise. Hunderte Erdbeben erschütterten den Gletschervulkan. Die Epizentren der Beben lagen weiter westlich als in der vorangegangenen Eruptionsphase. Zwei Stunden nach Begin der Seismik öffnete sich eine 2 km lange Spalte unter dem Gletscher. Zunächst lief in einer Flutwelle der Gletschersee Lónith aus. Das Schmelzwasser ergoss sich dabei durch den Fluss Markarfljót und überflutete den Sander auf einer Breit von 3 km. Um Brücke der Ringstrasse zu entlasten wurde der Damm der Strasse mit Baggern eingerissen. Der Osten der Insel ist somit nur über eine Inselumrundung über West- und Nordisland erreichbar. Es stieg eine mehrere Kilometer hohe Eruptionssäule auf, die den Flugverkehr gefährdete und zu einer Sperrung des Internationalen Flughafens in Keflavik führte.
Am 15. April ergoss sich eine 2. Flutwelle durch den Markarfljót. Das Schmelzwasser enthielt Eisbruchstücke, was darauf hindeutet, dass es direkt aus dem Bereich der Eruptionsspalte stammte. Die Flugverbotszone wurde über den Nordatlantik bis Norwegen ausgeweitet.
Einen Tag später wurde die Flugverbotszone über Deutschland und Mitteleuropa ausgedehnt. Das Thema beherrschte in den folgenden Tagen die Medien. Der Vulkanausbruch auf Island entwickelte sich zu dem größten Medienereignis seit dem 11. September 2001 und war der Ausbruch, der in den letzen 10 Jahren die meiste Aufmerksamkeit erhielt. Besonders interessant waren die vulkanischen Gewitter, die aufgrund des hohen Aschegehaltes in der Eruptionswolke entstanden. Geonaut Thorsten Böckel war vor Ort und machte phantastische Aufnahmen der blitzenden Eruptionswolke.
Ohne die Eruption klein reden zu wollen: bis zum 20. April wurde viel Asche ausgestoßen, allerdings war die Eruption in Bezug auf die Explosivität ehr moderat. Die Asche stieg bis ca. 8 km hoch auf und erreichte nicht die Stratosphäre. Langfristige, globale Klimaauswirkungen sind somit ehr unwahrscheinlich. Zudem geht diesbezüglich eine größere Gefahr von äquatornahen Vulkanen aus, da sich Asche und Aerosole nur dann in beiden Hemisphären verteilen.
Am 20. April änderte sich der Charakter der Eruption. Es wurde weniger Asche gefördert, dafür fanden aber starke, strombolianische Explosionen statt, die vermehrt rotglühende Lavabomben förderten. Fünf Tage später wandelte die Eruption abermals ihr Gesicht; jetzt flossen Lavaströme unter dem Gletschereis Richtung Norden und verursachten eine hohe Wasserdampfwolke.
Anfang Mai verstärkte sich die explosive Aktivität abermals. Die Lavaströme versiegten, dafür stieg die Aschewolke bis zu 9 km hoch auf. Es kam erneut zu Behinderungen des Flugverkehrs.
Am 21 Mai ließen Tremor und Explosionen stark nach und einen Tag später quoll nur noch Wasserdampf aus dem Krater. Die Eruption kam zu ihrem (vorläufigen) Ende.
Computermodell aus Satelittenaufnahmen mit Radarmessungen, auf denen man die Caldera unter dem Eis erkennt. ©DLR
Der Tourismus boomte derweil am Vulkan. Es wurden Jeeptouren und Hubschrauberflüge angeboten. Einige Touristen, die sich alleine und schlecht ausgerüstet auf den Weg machten holten sich schwere Erfrierungen. Zwei Menschen erfroren, als sie sich auf der Suche nach einem Aussichtspunkt am Fuß des Eyjafjallajökulls verfuhren und im Hochland stecken blieben.