Das Valle del Bove von der Cisternazza aus gesehen.
Die steil abfallenden Wände des Talkessels sind zwischen 1000 und 400 Meter hoch. Der Boden des Valle del Bove bildet eine geneigte Hochfläche zwischen 1700 und 1400 Meter über dem Meeresspiegel und gleicht einer Lavawüste, aus der einige bewachsene Felsen und Schlackenkegel wie Inseln herausragen. Die zwei bekanntesten dieser Schlackenkegel sind Monti Centenari und Monte Simone. Lavaströme unterschiedlichen Alters bilden den Boden.
In den Seitenhängen der Depression sind zahlreiche Dykes zu sehen. Das sind Risse und Förderspalten die mit hartem Lavagestein gefüllt sind. Besonders viele dieser Dykes finden sich entlang der Serra del Salifizio, einem West-Ost verlaufenden Bergrücken, der die Südwand der Depression bildet. Im Osten ragt der Monte Zoccolaro bis auf eine Höhe von 1739 Metern auf. Von seinem Gipfel aus kann man die Depression gut überblicken und steht dem Ätnagipfel gegenüber. Im Norden wird das Valle del Bove vom Grat der Serra delle Concazze begrenzt, der hinauf zum Pizzi Deneri führt. Die höchste Wand des Valle del Bove gleicht einem steilen Hang der sich bis kurz unterhalb des zentralen Kraterkomplex des Ätna erhebt. Auf der Westwand sieht man heute frische Lavaströme, die sich bei den Eruptionen des neuen Milleniums bildeten.
Die Entstehung der Depression wird von verschiedenen Autoren kontrovers diskutiert und lässt sich vermutlich nicht auf ein einzelnes Ereignis zurückführen. Es ist auch nicht zweifelsfrei geklärt, ob es sich bei dem Valle del Bove um eine Caldera handelt, die durch den Zusammenbruch eines Vorgängervulkans des Ätna entstanden ist, oder ob es sich um eine Depression handelt, die durch Hangrutschungen entstand. Möglicherweise geht die Genese auf eine Kombination beider Prozesse zurück, die sich über mehrere 10.000 Jahre hinzogen. Das Eruptionszentrum des Ätna verlagerte sich immer weiter Westwärts und an der Stelle des heutigen Valle del Bove befand sich der Vulkan Trifoglietto II. Dieser kollabierte vor 64.000 Jahren wahrscheinlich nach einer großen Eruption, oder im Zuge der Verlagerung des Eruptionszentrums. Hangrutschungen vergrößerten die Caldera immer weiter. Eines der letzten Ereignisse könnte sich vor ca. 8000 Jahren zugetragen haben, als die heute fehlende Ostwand des Valle del Bove abrutschte. Die Hangrutschmassen erreichten das ionische Meer und lösten einen Tsunami aus, der weite Küstenabschnitte Griechenlands und Nordafrikas verwüstete. Einer Hypothese nach löste dieses Ereignis eine Völkerwanderung aus. Die ersten Siedler Siziliens verließen ihre zerstörte Heimat und bevölkerten die Insel Malta.
Über die Westflanke des Valle del Bove flossen auch in jüngster Zeit immer wieder Lavaströme. So geschehen im Februar 1999, Juli 2001, im Oktober 2006 und 2008/2009. Typisch für die Paroxysmen im Jahr 2011 waren schnell fließende Lavaströme aus dem Neuen Südostkrater, die sich ins Valle del Bove ergossen haben.
Das Valle del Bove war nicht immer so wüst wie es sich heute präsentiert. Noch vor einer Ausbruchsserie im 18. und 19. Jahrhundert existierten hier Hochweiden. Darauf deutet auch der Name hin, der übersetzt soviel wie "Tal der Ochsen" bedeutet.
Wanderungen im Valle del Bove sind möglich, aber nicht ganz ungefährlich. Die meisten Menschen sterben am Ätna, weil sie vom schlechten Wetter überrascht werden und versehentlich in das Tal absteigen und zu Tode stürzen. Es gibt 2 Routen durch das Tal: die beliebteste beginnt am Canalone della Monagnola. Einen weiteren Zustiegspunkt findet sich auf der Serra del Salifizio. Allerdings sollte man die Wanderungen durch das Valle del Bove nur in Begleitung eines erfahrenen Bergführers unternehmen.