Caldera des Erta Alé.
Der Lavasee
Die Besonderheit des Erta Alé besteht nicht darin, dass er sich als flacher, überwiegend aus basaltischer Lava bestehender Schildvulkan vom Grund eines ehemaligen Meeres erhebt, sondern dass in einem Pit-Krater in seiner Caldera permanent ein Lavasee köchelt.In unregelmäßigen Abständen zerreißen kleine Lavafontänen die dünne Kruste aus erstarrter grauer Lava und ziehen für wenige Minuten feurige Spuren über den See. Unter der dünnen Lavahaut tobt ein brodelndes Inferno. Die oberflächlich erstarrte Lava zerbricht in dünne Platten, die über den See treiben. Die Bruchstellen glühen rot von nachquellender Lava. Motor dieser kontinuierlichen Bewegung ist die Konvektion im Lavasee; sie ist mit den Prozessen vergleichbar, welche die Kontinente wandern lassen.
Die Caldera des Erta Alé misst ca. 1800 x 800 Meter. Am nördlichen Ende der Caldera befindet sich ein zweiter Pit-Krater mit einem Durchmesser von ca. 350 Metern. Im Frühjahr 2009 wurde dort von einem aktiven Hornito berichtet und zwischen 1968 und 1973 kochte in ihm ein Lavasee. Seitdem erodieren die Kraterwände und stürzen immer weiter ein. Auch die Morphologie des aktiven Pit-Kraters im Süden ändert sich ständig. Bei meinem ersten Besuch im Dezember 2002 war er ca. 85 Meter tief. Auf halber Höhe befand sich eine Terrasse. Zwei Jahre später war der Lavasee erstarrt. Auf der Lavaplatte bildete sich ein dampfender Hornito, aus dem es gelegentlich zu kleinen Eruptionen kam.
Der Erta Ale im Jahr 2008
Bei meinem letzten Besuch des Vulkans Erta Alé im Februar 2008 gab es 2 Terrassen. Der Spiegel des Lavasees befand sich knapp 2 Meter unterhalb der 2. Terrasse. Der Lavasee war deutlich kleiner als er sich während meiner ersten Reise zeigte. Am letzten Tag meines Aufenthaltes bildete sich ein Deckel aus erstarrter Lava. Der Druck unterhalb des Deckels stieg an und ließ den Seespiegel steigen, sodass sich die Gesteinsschmelze über die Terrasse ergoss.Der Lavasee im Jahr 2010
Expeditionen aus dem Frühjahr 2010 berichten von einem hohen Stand des Lavasees. Dieser ist im Durchmesser etwas kleiner geworden, stand aber kurz unterhalb der ersten Terrasse. Chris Weber seilte sich in den Krater des Erta Alé ab und machte fantastische Videoaufnahmen.Im November 2010 ist der Lavasee des Erta Alé über seinen Rand gelaufen. Der Pitkrater hat sich komplett aufgefüllt: es ist ein Lavapond über einem Förderschlot geblieben, der nun mit dem Calderaboden ebenerdig ist. In den letzten Novembertagen hat sich sogar ein ca. 4 m hoher Ringwall um diesen Lavapond gebildet, über den vereinzelt Lavaströme quollen. Wissenschaftler des Afar Rift Consortiums der Universität von Bristol besuchten den Erta Alé und veröffentlichten Videos und ein pdf-file über das Ereignis.
Die Eruption im Januar 2017
Bereits im Herbst 2016 zeichnete sich ab, dass sich am Erta Alé größere Veränderungen anbahnten. Der Lavasee war noch kleiner geworden, stand aber so hoch, dass er ständig überlief. Im Januar 2017 flutete die Lava Teile der Caldera. Anschließend öffnete sich außerhalb der Caldera eine Eruptionsspalte. Diese befand sich in einer südlich gelegenen 2. Caldera. Große Lavaströme wurden generiert. Sie flossen in östlicher und westlicher Richtung über die Vulkanflanke. Durch die Verlagerung der Eruption fiel der Spiegel des Lavasees ab und der Krater kollabierte teilweise. Er vergrößerte sich und wurde gut 100 m tief. Zeitgleich bildete sich in der südlichen Caldera ein neuer Lavasee. Dieser lief über und generierte weitere Lavaströme. Nach einigen Tagen kehrte auch wieder Lava in den ursprünglichen Lavasee zurück, doch diese kocht nun tief unten im Pit. Im Juni 2017 sind 2 Lavaseen und mehrere Lavaströme aktiv.Aktuelle Entwicklungen am Erta Alé
Nach der großen Eruption im Jahr 2017 hat der Erta Alé nie mehr zu seiner vorherigen Form zurückgefunden. Sporadisch stand tief unten im Pitkrater ein kleiner Lavasee, oft zirkulierte aber nur ein Lavastrom im Krater. Im Januar 2020 sah es kurzzeitig so aus, als würde der Lavasee wieder wachsen, doch kurz darauf erstarrte er völlig. In den folgenden Monaten kam es nur gelegentlich zur Entwicklung thermischer Anomalien. Seit Oktober des Jahres ist es ganz still um den Vulkan geworden.Erst im Dezember 2021 kehrte Aktivität in den Krater zurück. Unter der Erstarrungskruste brodelte wieder ein Lavasee, der temporär durch ein Loch im Deckel zu sehen war. Im Herbst 2022 war ein Hornito auf dem Deckel des Lavasees aktiv.
Tourismus am Erta Ale
Gegenüber meiner ersten Reise in die Danakil und zum Erta Alé hat die Gegend viel von ihrem abenteuerlichen Reiz eingebüßt. Die "wilden" Afars haben die Touristen als Geldquelle entdeckt und organisieren Kamelsafaris bis zum Kraterrand. Dort haben sich die Führer kleine Hütten gebaut, die Schutz vor der sengenden Sonne bieten.Auch die bescheidenen Siedlungen am Assale-Salzsee sind mehr und mehr auf Touristen eingestellt. Dieser Trend gilt für ganz Äthiopien. Hinzu kommt, dass Reisen in Äthiopien dramatisch teurer werden. Der äthiopische Birr hat gegenüber dem Dollar um 1/3 zugelegt und die Reisepreise sind in den letzten 2 Jahren um mindestens 50% gestiegen.
Das Satelittenfoto zeigt den Schildvulkan. ©Sentinel
Online seit 2002. Letztes Update 2022