Am Südostufer liegen die bekannten Mofetten.
Der Laacher See Vulkan liegt im Osten der Vulkaneifel, nur ca. 8 km von Andernach am Rhein entfernt. Wie der Name vermuten lässt handelt es sich bei dem Vulkan um eine vulkanische Hohlform, die heute mit einem See gefüllt ist. Der See misst 1964 x 1186 Meter, hat einen Umfang von 7300 Meter und eine Fläche von 3,3 Quadratkilometer. An seiner tiefsten Stelle ist er 53 m tief. Der Laacher See ist von einem Ringwall umgeben, der an seiner höchsten Stelle 125 m hoch ist. Dieser Ringwall veranlasste die Wissenschaftler dazu, den Laacher See Vulkan als Maar zu klassifizieren. Heute geht man eher davon aus, dass es sich bei der Depression um eine Caldera handelt.
Maar, oder Caldera?
Maarvulkane entstehen durch phreatomagmatische Explosionen: Magma kommt kurz vor seinem Austritt mit Grundwasser in Kontakt. Das Wasser verdampft schlagartig und löst so starke Explosionen aus. Diese Explosionen schaffen eine trichterartige Hohlform deren Rand von einem Wall umgeben ist. Dieser Ringwall besteht aus Gesteinstrümmern des Grundgebirges und Lavamaterial des Vulkanausbruchs. Allerdings ist der Laacher See für ein Maar sehr groß. Wissenschaftliche Untersuchungen aus jüngerer Zeit kamen zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem Seebecken zumindest teilweise um eine Caldera handelt. Calderen entstehen, wenn der Vulkanbau nach der Eruption in die entleerte Magmakammer stürzt. Der Laacher See Vulkan könnte demnach als Maar angefangen haben und sich nach einem ungewöhnlich starken Ausbruch zu einer Caldera erweitert haben.Rift, oder Mantelplume?
Der Laacher See Vulkan bildet das Zentrum des Vulkanfeldes der Osteifel, welches aus ca. 100 Vulkanen besteht; die meisten dieser Vulkane sind Schlackenkegel. In der Literatur werden Schlackenkegel und Maare oft als monogenetisch beschrieben, d.h. sie sind nur bei einem Ausbruch entstanden. Allerdings sind auch gerade aus der Eifel Schlackenkegel bekannt die sich in verschiedenen Eruptionsphasen über mehrere Jahrtausende gebildet haben. Kontrovers wird auch diskutiert, ob es sich beim Vulkanismus der Eifel um Riftvulkanismus im Zuge der Gebirgsbildung der Alpen handelt, oder ob die Vulkane von einem Mantelplume gespeist werden.Der Laacher See Vulkan bildete sich in 5 Tätigkeitsperioden. Die ersten Vulkanausbrüche fanden im Gebiet des Vulkans vor 570.000 Jahren statt. Es entstanden erste Schlackenkegel und Stratovulkane. Mächtige Basaltlavaströme und Tuffdecken aus Alkalibasalt wurden generiert. Es sind auch Lavaströme tephritischer und leucitischer Komposition bekannt. Die Stadt Mendig liegt auf diesen Lavaströmen. Der Basalt wurde untertage abgebaut und es entstand ein Stollensystem, das heute noch teilweise im "Vulkankeller" begehbar ist. Höhepunkt der letzten Periode war die Förderung großer Bimsstein- und Aschemengen aus dem Laacher See Vulkan. Die größte Eruption fand hier vor 12.900 Jahren statt. Die Aktivitäten endeten erst vor 11.000 Jahren, zum Ende der letzten Eiszeit.
Der plinianische Vulkanausbruch vor 12.900 Jahren.
Der Ausbruch in dessen Folge die Caldera des Laacher See Vulkans entstand, ereignete sich vor 12.900 Jahren. Obwohl er nur ca. 10 Tage dauerte lief er in mehreren Phasen ab. Zwischen den einzelnen Eruptionsphasen lagen auch immer wieder Ruhepausen. Zuerst ereigneten sich phreatische Explosionen bei denen heiße Gase auf Grundwasser stießen, das Grundgebirge und alte Lavaströme zersprengten und Wege für das aufsteigende Magma bereiteten.In der plinianischen Hauptphase kam es zu phreatomagmatische Explosionen bei denen Magma mit Grundwasser interagierte. Vulkanasche stieg bis in die Stratosphäre auf und erreichte vermutlich eine Höhe von 30 km. Winde transportierten die Vulkanasche über 1000 km weit: Richtung Norden bis nach Schweden und Richtung Süden bis nach Norditalien.
Anschließend kollabierte die Eruptionswolke und generierte pyroklastische Ströme. Ihre Ablagerungen (Ignimbrite) lagerten sich in Vulkannähe in einer 60 Meter mächtigen Schicht ab.
In der Schlussphase gab es wahrscheinlich wieder phreatische Explosionen.
Bei diesem Ausbruch wurden ca. 6 Kubikkilometer Magma gefördert und durch die Explosionen zu 16 Kubikkilometer Tephra zerblasen, die in der Eruptionswolke aufstiegen. Heute ordnet man dem Ausbruch einen VEI 6 zu. Damit bewegte sich der Vulkanausbruch in der gleichen VEI-Kategorie wie der Ausbruch des Pinatubo (1991). Die Folgen des Ausbruchs waren katastrophal: Vulkanasche und Bims bildeten im Rheintal eine 7 m mächtige Schicht. Die vulkanischen Ablagerungen vermischten sich vermutlich mit Baumstämmen, die durch die Druckwellen der Explosionen und pyroklastischen Strömen in den Rhein befördert wurden und schufen bei der Andernacher Pforte einen natürlichen Staudamm. Hinter diesem Damm staute sich der Rhein und bildete im Neuwieder Becken einen Stausee. Als der Damm brach flutete ein Tsunami durch das Rheintal und dürfte dort zu großen Verwüstungen angerichtet haben. Nicht klar ist, ob es im Rheintal damals schon prähistorische Siedlungen gab, die von der Flutwelle zerstört wurden. Auf jeden Fall wurden in den Bimsablagerungen in Vulkannähe Relikte früher Menschen gefunden, die vermutlich vor dem Ausbruch flüchteten.
Im heutigen Köln-Bonner Raum lagerte sich die Vulkanasche bis zu 1 Meter hoch ab. Würde sich so ein Ausbruch heute wiederholen hätte das fatale Folgen: bei Regen würden sich Vulkanasche und Wasser zu einem tonnenschweren Schlamm mischen, der Hausdächer zum einstürzen bringen würde, das öffentliche Leben käme zum erliegen. Ein Tsunami würde die Städte zumindest stark beschädigen.
Auf der Nordhalbkugel kam es in Folge der Eruption zu einem deutlichen Temperaturrückgang. An den Jahresringen einer Kiefer aus der Schweiz wurde nachgewiesen, dass es zum Zeitpunkt des Ausbruchs Wachstumsstörungen des Baumes gab.
Erloschen, oder nur ein ruhender Vulkan?
Lange Zeit sahen Wissenschaftler den Laacher See Vulkan als erloschen an, heute geht man davon aus, dass er nur ruht und jederzeit wieder ausbrechen kann. Kalte Kohlendioxid-Austritte (Mofetten) am Ostufer des Sees, deuten darauf hin, dass es im Untergrund noch eine aktive Magmakammer gibt. Ob sich diese Magmakammer im letzten Stadium der Abkühlung befindet, oder ob das Gas von neu aufsteigendem Magma stammt ist nicht zweifelsfrei geklärt. Zudem zeigten Beobachtungen anderer Vulkane, dass diese selbst nach langen Ruhepausen unvermittelt ausbrechen können. Ein Beispiel hierfür ist der Chaiten in Chile. Untersuchungen der Lava des Chaiten zeigten, dass das Magma dort innerhalb weniger Stunden aufstieg und aus großer Tiefe kam. Allerdings gibt es derzeit keine eindeutigen Anzeichen dafür, dass der Laacher See Vulkan in den nächsten Jahren ausbrechen könnte.Berichte über neue Kohlendioxid-Austritte im Rhein bei Andernach betrachte ich kritisch. Mofetten dort müssen nicht unbedingt auf eine Verstärkung der magmatischen Aktivität im Untergrund hindeuten. Bei Andernach gibt es einen Kaltwassergeysir, der durch den Gasdruck des Kohlendioxids springt und bereits vor mehr als 100 Jahren angebohrt wurde. Das Kohlendioxid ist magmatischen Ursprungs und steht sehr wahrscheinlich mit dem Vulkansystem des Laacher See Vulkan in Verbindung, allerdings können neue Mofetten auch nur auf eine lokale Veränderung des Drucksystems im Zusammenhang mit dem Kaltwassergeysir hindeuten.
Update Erdbeben unter dem Laacher See
Im Jahr 2019 wurde eine Studie über Erdbeben unter dem Laacher-See-Vulkan veröffentlicht. Mittels eines neu eingerichteten seismischen Netzwerkes wurden Erdbeben in großer Tiefe festgestellt. Diese stehen im Zusammenhang mit dem Aufstieg magmatischer Fluide. Diese Beben werden als Anzeichen gewertet, dass der Laacher See Vulkan eines Tages tatsächlich wieder ausbrechen könnte. Einen detailierten Artikel gibt es im Blog.Stand 2019