Am oberen Bildrand erkennt man die Krater der Phlegräischen Felder.
Die Supervulkan-Eruption der Phlegräischen Felder
Die ältesten Spuren vulkanischer Ablagerungen in der Gegend der Campi Flegrei sind gut 2 Millionen Jahre alt. Diese Gesteinsschichten wurden in Bohrungen aufgeschlossen. Das älteste anstehende vulkanische Gestein wurde vor 60.000 Jahren gefördert.Vor 39.000 Jahren (manche Quellen geben 36.000 Jahre an) kam es zum gewaltigsten Ausbruch der Campi Flegrei, in dessen Folge die Caldera entstand. Die Eruption mit einem VEI 7 - 8 förderte zwischen 100 und 150 Kubikkilometer (manche Autoren sprechen sogar von 350 Kubikkilometer) trachytische Tephra und es lagerten sich die Kampanischen Ignimbrite ab. Diese Tuffschicht ist in weiten Teilen Kampaniens zu finden und dehnt sich auf ca. 30.000 Quadratkilometern Fläche aus. Unter dem Stadgebiet von Neapel ist die Tuffschicht zwischen 60 und 30 m mächtig. Weite Landstriche wurden durch den Vulkanausbruch zerstört und die globalen Durchschnittstemperaturen fielen. Einer neuen Hypothese zufolge könnte dieser Ausbruch der Anfang vom Ende des Neandertalers gewesen sein.
Jüngst wurde in Rumänien eine 1 m mächtige Tuffschicht entdeckt, die dem Ausbruch der Campi Flegrei zugeordnet wird. Die Tuffschicht liegt ca. 1500 km von den Phlegräischen Feldern entfernt und wird von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts untersucht. Man geht davon aus, dass die Eruption noch schlimmer war als bisher vermutet.
In der Zeit nach diesem Ausbruch kam es zu einer Serie kleinerer Vulkanausbrüche, die sich hauptsächlich entlang des Caldera-Randes konzentrierten. Einige Eruptionszentren lagen im heutigen Stadtgebiet von Neapel.
Vor 15.000 Jahren ereignete sich ein weiterer großer Ausbruch, der ca. 30 Kubikkilometer Tephra förderte und einen VEI 7 hatte. Es bildete sich der sogenannte "Gelbe Neaoplitanische Tuff". Auch dieser Ausbruch dürfte zur Calderabildung beigetragen haben.
Der Vulkanausbruch der Solfatara
Über die nächsten Jahrtausende ereigneten sich einige eruptive Phasen mit Ausbrüchen innerhalb der Caldera. Diese eruptiven Phasen wurden von Pausen unterbrochen, die Jahrhunderte bis Jahrtausende dauerten. Eine der letzten größeren Ausbruchsphasen fand in der Zeit zwischen 4800 und 3800 Jahren vor heute statt. Nordöstlich Pozzuolis öffneten sich zahlreiche Förderschlote und ein großer Krater entstand, in dem sich heute der See Avernus befindet. Insgesamt kam es in dieser Eruptionsphase zu 16 explosiven- und 4 effusiven Eruptionen.In historischen Zeiten gab es in den Phlegräischen Feldern zwei Eruptionen. Im Jahr 1198 brach bei Pouzzuoli die Solfatara aus und im Jahr 1538 entstand der bisher jüngste Vulkankegel Monte Nuovo. Er ist der Letzte von mehr als 50 Vulkankratern, die sich in den Phlegräischen Feldern bildeten.
Beeindruckend, weil für Jedermann sichtbar, sind die Spuren des Vulkanismus in der Solfatara. Sie entstand vor ca. 4000 Jahren. Der Krater hat einen Durchmesser von 770 Metern und öffnet sich in Richtung Golf von Pozzuoli. Sie liegt auf einer Höhe von 92 m. Ein großer und mehrere kleine Schlammpools brodeln im Krater. Fumarolen fördern über 200 Grad heiße Schwefeldämpfe. Wenn man durch den Krater läuft, klingen die Schritte an manchen Stellen hohl. Wer den Krater besichtigen möchte, muss Eintritt zahlen. Im bewaldeten Teil des Kraters liegt ein Campingplatz. Wer hier übernachtet, hat den Eintritt frei und kann sich auch außerhalb der Öffnungszeiten (aktuell dauerhaft geschlossen, s.u.) dort aufhalten.
Wenige 100 Meter nordöstlich des Solfatara-Kraters liegt das kleine Thermalgebiet Pisciarelli. Starke Furmarolen lassen Dampf aufsteigen und speisen einen Mudpool. Die Wissenschaftler nehmen hier Gasproben und führen Temperaturmessungen durch. Die Gaszusammensetzung und das Verhältnis der Helium-Isotope legen nahe, dass die Gase direkt von einem Magmenkörper aufsteigen, dessen Obergrenze in einer Tiefe von 5 km liegt. Sollte das Magma weiter aufsteigen, würden sich Temperatur und Zusammensetzung der Gase ändern und so die Forscher alarmieren.
Infobox
1. Aktivitätsphase (15.000-9.500 Jahre v. Chr.)
In den Jahrtausenden nach dem Napoletanischen Tuff-Ausbruch blieb die Campi Flegrei aktiv, und es gab wiederholt vulkanische Aktivitäten.
2. Aktivitätsphase (8.600-8.200 Jahre v. Chr.)
Während dieser Zeit ereigneten sich weitere Ausbrüche, die die vulkanische Geschichte der Region fortsetzten.
3. Aktivitätsphase (4.800-3.800 Jahre v. Chr.)
In dieser Epoche gab es weitere vulkanische Aktivitäten in den Campi Flegrei. Die Solfatara entstand.
1198 n. Chr. der jüngste phreatische Solfatara-Ausbruch.
1538 n. Chr. der Monte Nuovo entstand.
Betrachtet man das Muster der Eruptionsphasen, dann fällt der Monte-Nuovo Ausbruch als einzelne Eruption aus dem Rahmen. Markierte der Ausbruch den Anfang einer neuen Tätigkeitsphase, deren weitere Ausbrüche noch folgen werden?
Aktivitätsphasen Campi Flegrei
- Kampanischer Ignimbrite-Ausbruch (ca. 36.000 Jahre v. Chr.)
Einer der frühesten dokumentierten Ausbrüche in der Campi Flegrei fand vor etwa 36.000 Jahren statt und führte zur Bildung der Kampanischen Ignimbrite. - Napoletanischer Tuff-Ausbruch (ca. 15.000 Jahre v. Chr.)
Etwa 15.000 Jahre vor heute gab es einen weiteren bedeutenden Ausbruch, der den Napoletanischen Tuff hinterließ.
In den Jahrtausenden nach dem Napoletanischen Tuff-Ausbruch blieb die Campi Flegrei aktiv, und es gab wiederholt vulkanische Aktivitäten.
Während dieser Zeit ereigneten sich weitere Ausbrüche, die die vulkanische Geschichte der Region fortsetzten.
In dieser Epoche gab es weitere vulkanische Aktivitäten in den Campi Flegrei. Die Solfatara entstand.
Der Bradyseismos der Campi Flegrei
Dass der Untergrund alles andere als stabil ist und sich hier noch einiges bewegt, beweist das Phänomen des Bradyseismos. Besonders entlang der Küste im Golf von Pozzuoli hebt und senkt sich die Erde um bis zu 4 Meter. Zu Zeiten der alten Römer waren die Erdbewegungen so stark, dass das alte Marcellum bis unter den Meeresspiegel sank: Die Spuren von Bohrmuscheln an den antiken Säulen sind Beweis dafür.Diese Erdbewegungen finden phasenweise statt und werden von Erdbeben begleitet. Zwischen 1969 und 1972 und dann noch einmal zwischen 1982 und 1984 gab es zwei solche Phasen, bei denen sich die Küste um 1,8 Meter hob und senkte. Mehr als 10.000 leichte Erdbeben fanden in diesen Phasen statt. Zahlreiche Gebäude der Altstadt von Pozzuoli wurden stark beschädigt und mussten aufwendig renoviert werden. Neueren Forschungsergebnissen zufolge wird der Bradyseismos durch das Eindringen von Fluiden im Untergrund der Caldera hervorgerufen. In den Jahren 2000 und 2001 kam es zu einer Anhebung des Untergrundes um 90 Zentimeter und zu einer seismischen Krise: das INGV stand kurz davor, Evakuierungsempfehlungen auszusprechen, weil ein neuerlicher Vulkanausbruch befürchtet wurde. Von so einer Eruption wären heute Tausende Menschen betroffen; in der Caldera gibt es zahlreiche Siedlungen und selbst am Kraterrand der Solfatara stehen Wohnblocks.
Aktuelle Situation der Campi Flegrei
Seit 2011 verzeichnen die Wissenschaftler des INGV eine Zunahme der Erdbebentätigkeit, die mit Bodendeformation einhergeht. Die monatliche Hebungsrate betrug zuletzt 15 mm. Immer wieder ereignen sich Schwarmbeben. Im Vergleich zu den anderen Phasen mit Bodendeformationen hob sich der Boden langsamer. Was sich zunächst positiv anhört, alarmiert, denn es gibt Hinweise, dass diesmal aufsteigendes Magma für die Anhebung des Untergrunds verantwortlich ist und nicht nur hydrothermale Tiefenwässer.Seit einem tragischen Unfall mit Todesfolge, ist der Zugang zur Solfatara gesperrt. Im Jahr 2017 starben mehrere Mitglieder einer Familie bei dem Versuch, ein Kind zu retten, das in eine fumarolische Grube gefallen war. Auch der Campingplatz wurde geschlossen. Ob der Zugang zur Solfatra wieder gestattet werden wird, ist bis jetzt unklar.
Bis zum Mai 2024 (letzte Aktualisierung des Artikels) hob sich der Boden der der Caldera um bis zu 125 cm an. Das stärkste Erdbeben der Hebungsphase manifestierte sich am 20. Mai 2024 und hatte eine Magnitude von 4,4. Bereits zuvor gab es starke Schwarmbeben und die Bodenhebung sprang zeitweise auf 4 cm pro Monat. Eine neue Studie wurde veröffentlicht, die davon ausgeht, dass sich ein Magmenkörper in 5 Kilometern Tiefe befidnet. Der Alarmstatus des Vulkans steht auf "Gelb".
Heutige Folgen einer Supervulkaneruption bei Neapel
Obwohl der Vesuv als der Schicksalsberg Neapels gilt, hätte eine Supervulkaneruption der Phlegräischen Felder weitaus dramatischere Folgen für das Ballungsgebiet im Golf von Neapel als jeder Ausbruch des 15 km entfernten Vesuvs. Ein Ausbruch mit einem VEI 7 würde mit hoher Wahrscheinlichkeit die Heimat von 4 Millionen Menschen zerstören. Ein Ausbruch der Stärke VEI 8 würde in Abhängigkeit von der Windrichtung sogar das 250 km entfernte Rom mit Asche bedecken. Die Aschewolke würde die Alpen überwinden und für einen Aschefallout in Deutschland sorgen. Der Flugverkehr über Europa käme zum Erliegen. So eine Katastrophe hätte fatale Folgen für die Weltwirtschaft. In neusten wissenschaftlichen Arbeiten gehen die Forscher davon aus, dass eine Eruption viel früher und schneller einsetzen kann, als man es noch bis vor kurzem glaubte. Es gibt auch vermehrte Anzeichen dafür, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet.Wenn man bedenkt, welch ein Flugchaos schon der vergleichsweise schwache Ausbruch des Eyjafjallajökull (in den ersten 3 Tagen wurden 0,14 Kubikkilometer Tephra gefördert) im Frühjahr 2010 verursachte, bedarf es nicht viel Fantasie, welche Auswirkungen ein Vulkanausbruch hätte, der mehr als das 1000-fache an Lava fördert und diese bis in die Stratosphäre bläst.
Infobox
Hier einige Szenarien zu möglichen Geschehnissen in der Zukunft. Sie sind nach absteigender Wahrscheinlichkeit geordnet:
Szenarien zu möglichen Geschehnissen
Seit Jahren ist die seismische und hydrothermale Aktivität im Bereich des Calderavulkans Campi-Flegrei erhöht. Es kommt häufig zu Erdbebenschwärmen und in der letzten Zeit vermehrt zu Erdstößen mit Magnituden im Bereich von 3. Diese Erdbeben sind im Gebiet von Pozzuoli und Neapel zu spüren. Außerdem hebt sich der Boden immer weiter an. Die Anwohner reagieren besorgt. Die Medien greifen die Thematik auf und spekulieren über einen großen Vulkanausbruch, der sich in Kürze ereignen könnte.Hier einige Szenarien zu möglichen Geschehnissen in der Zukunft. Sie sind nach absteigender Wahrscheinlichkeit geordnet:
- Der Bradyseismos hält noch ein Weilchen an und geht dann zurück, ohne dass sich ein Vulkanausbruch ereignete.
- Es kommt zu phreatischen Eruptionen im Bereich der Solfatara.
- Ein normal großer Vulkanausbruch beginnt, der in etwa mit der Eruption des Monte Nuovo von 1538 vergleichbar ist. Die Auswirkungen beschränken sich größtenteils auf die Caldera, wobei Vulkanasche in benachbarten Regionen niedergehen kann und dort das öffentliche Leben beeinflusst.
- Es kommt zu der gefürchteten "Supervulkaneruption" mit einem VEI 7/8. So ein Ausbruch würde sich auf das Umland verheerend auswirken und könnte auch das Leben bei uns in Deutschland beeinträchtigen, etwa durch Ascheniederschlag und Flugausfälle. Es sind langfristige Auswirkungen auf das globale Klima zu befürchten. Normalerweise kommt es nach so großen Eruptionen zu einem Temperaturrückgang und verringerter Sonneneinstrahlung. Missernten drohen, aber dass es durch den Ausbruch bei uns direkt zu Todesopfern kommt, ist unwahrscheinlich. Es besteht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit für so einen großen Ausbruch.
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