In dem Mittelamerikanischen Staat Nicaragua gibt es 19 Vulkane von denen mindestens 11 in historischen Zeiten aktiv waren. Die Vulkane sind auf einer Linie parallel zur Pazifikküste angeordnet und bilden die Cordillera de Maribios. Die Cordillera streicht vom Nordwesten in Richtung Südost und befindet sich ca. 50 km weit im Landesinneren. Die Vulkankette erhebt sich vom ansonsten flachen Boden der Nicaragua-Depression. Das ist eine tektonische geschaffene Depression, die als Zentraltal ausgeprägt ist und eine Küstenebene am Pazifik bildet.
Die Nicaragua-Depression beginnt im Nordwesten am Golf von Fonseca und geht im costaricanischen Limón in die Küstenebene Costa Ricas über. In der Senke bildeten sich auch einige spektakuläre Seen und Lagunen, von denen der Lake Managua der bekannteste ist.
Tektonik Nicaraguas
Vor der Westküste Mittelamerikas taucht die Kokosplatte unter die Karibikplatte ab und wird subduziert. Darüber hinaus gibt es im Bereich Mittelamerikas mehrere große Transformstörungen, die senkrecht zur Subduktionszone verlaufen und die Karibische Platte in Blöcke unterteil. Auf so einem Block liegt Nicaragua. Er verschiebt sich ständig und rotiert gegen den Uhrzeigersinn. Obwohl die Verschiebungen klein sind lassen sie enorme Spannungen im Gestein entstehen, die sich letztendlich in Erdbeben entladen.Innerhalb der Depression gibt es eine Vielzahl lokaler Störungszonen die ebenfalls mehr oder weniger senkrecht zu den Hauptstörungen der Nicaragua-Depression verlaufen. Eine davon bildet den Managua-Graben. An diesen lokalen Störungszonen entstanden die Vulkane Nicaraguas.
Erdbeben in Nicaragua
Bei dieser komplexen tektonischen Situation ist es nicht verwunderlich, dass Nicaragua häufig von starken Erdbeben erschüttert wird. Besonders zerstörerisch wirkt sich das Erdbeben vom 1. September 1972 aus. Das Beben der Moment-Magnitude 7,7 ereignete sich vor der Küste und schreckte die Menschen aus dem Schlaf. Zunächst schienen sie mit dem Schrecken davon gekommen zu sein, denn es gab nur mäßige Schäden an Gebäuden. Doch wenig später wurde die Küste von einem Tsunami getroffen, der mindestens 116 Personen in den Tod riss. In historischen Zeiten lösten 4 Beben vor der Küste Tsunamis aus. Erdbeben mit Magnituden ab 7 kommen überdurchschnittlich oft in der Gegend vor und verursachten in Nicaragua gut 10.000 Todesopfer.Vulkanausbrüche in Nicaragua
Eine der gigantischsten Eruptionen in Nicaragua ging vom Apoyeque aus. Zu dem Vulkankomplex zählen das Maar Xiloá und der Lavadom Talpetatl. Die größte Eruption des Apoyeque fand 50 v. Chr. statt und förderte 18 Kubikkilometer Tephra. Bei einem Ausbruch in der Bronzezeit wurden 1,9 Kubikkilometer Tephra gefördert. In den letzten 2000 Jahren ereigneten sich in Nicaragua 5 katastrophale Eruptionen bei denen es zu Todesopfern kam. Am schlimmsten wirkte sich ein Lahar aus, der im Jahr 1998 vom Volcán Casitas ausging. Die Erdmassen begruben ein Dorf und 1620 Menschen starben. Der Casitas ist mit der Ostflanke des Komplexvulkans San Cristobal verwachsen. Dieser gilt als einer der aktivsten Feuerberge Nicaraguas. Zudem ist er der höchste Vulkan des Landes und erhebt sich 1745 m über den Meeresspiegel. Die letzten kleineren Eruptionen des San Cristobal ereigneten sich im Jahr 2014.Die 2 stärksten Eruptionen in Nicaragua gingen in historischen Zeiten von den Vulkanen Cosiguina und Cerro Negro aus. Während letzterer Vulkan eine VEI 3 Eruption erzeugte, bei der 1992 11 Menschen starben, produzierte der Cosiguina einen VEI 5 Ausbruch. Das war im Jahr 1835.
Im neuen Jahrtausend waren die Vulkane Concepción (2011) Momotombo (2015), Masaya (2016) und Telica (2020) aktiv. Während der Telica kleinere Ascheeruptionen erzeugte, brodelte im Krater das Masaya über mehrere Jahre hinweg ein Lavasee.
Online seit 2020. Karte: © A. Frischbutter. Foto: © Marc Szeglat