Der Krater des Nyiragongos.
Der Nyiragongo liegt in der Demokratischen Republik Kongo. Der Stratovulkan gehört zu der Kette von acht Vulkanen im Great Rift Valley, die als Virunga-Vulkankette bekannt ist.
Im dichten Nebelwald der Virungavulkane fühlen sich die bedrohten Berggorilas heimisch.
Der Teil des Riftvalleys, in dem die Virungavulkane liegen wird als Albert-Rift bezeichnet. In den verschiedenen Teilen des Riftvalleys gibt es eine ganze Anzahl bekannter Vulkane wie Ol Doinyo Lengai und Erta Alé. Auch Kilimandscharo und Mt. Kenia sind Vulkane der kontinentalen Nahtstelle inmitten des schwarzen Kontinents.
Geologische Geschichte des Nyiragongo
Der Nyiragongo ist nicht der erste Vulkan an dieser Stelle des Riftvalleys, denn er überlappt zwei ältere Vulkangebäude; Mount Baruta und Mount Shaheru heißen diese Vorgängervulkane. Entlang einer NE-SW verlaufenden Störungszone, die bis zum Kivusee hinunter reicht, liegen mehr als Hundert Parasitärkrater.Nur 13 Kilometer entfernt steht der Schildvulkan Nyamuragira, der ebenso wie der Nyiragongo zu den aktivsten Feuerbergen Afrikas zählt.
Untypisch für Stratovulkane wie dem Nyiragongo ist seine Aktivität: Seine bevorzugte Ausbruchsarten sind hawaiianische Eruptionen und die Generierung von Lavaseen und Lavaströme. Dabei fördert er eine besonders dünnflüssige Basaltlava die reich an Foide (Feldspatvertreter Nephelin und Leuzit) ist. Auf der Oberfläche des Lavasees bilden sich Platten aus erstarrtem Basalt. Diese Krustenplatten schwimmen auf der Seeoberfläche; durchbrochen von einem spinnennetzartigem Riss-Muster rotglühender Lava. Die Basaltplatten isolieren den Lavasee, sodass die Lava unter der Oberfläche lange plastisch bleibt. Wie bei den meisten Lavaseen ist die Förderrate an frischem Material relativ gering, der Wärmefluss aus dem Erdinneren aber höher, als an den meisten anderen Vulkanen.
Der Lavasee im Krater des Nyiragongo
Den Gipfel des 3469 Meter hohen Nyiragongo nimmt ein Krater mit einem Durchmesser von 1,2 Kilometern ein; in ihm brodelt seit 2005 ein Lavasee. Der Lavasee befand sich zunächst gut 800 m unterhalb des Kraterrands und stieg bis im Januar 2011 kontinuierlich auf 450 m unterhalb des Kraterrandes an. Mehrere terrassenförmige Plateaus im Krater zeigen den Stand früherer Lavaseen an.Mehrmals am Tag kommt es zu Perioden erhöhter Aktivität im Lavasee, die mit der Bildung von Lavafontänen verbunden ist. Zunächst steigt der Lavasee-Spiegel langsam um ca. 10 m an, bevor er dann relativ schnell wieder absinkt. Dabei bilden sich Lavafontänen, die bis zu 12 m hoch werden können. Die Oberfläche des Lavasees ist in ständiger Bewegung, die zum Einen durch Konvektion hervorgerufen wird. Ein zweiter Mechanismus scheint mit der Variation des Lavasee-Spiegels verbunden zu sein: Wenn der Lavasee fällt, wandern die Fontänen und Krustenplatten an die östliche Seite des Kraterrandes, wo sich ein Abfluss in die Magmakammer zu befinden scheint. Ein Förderschlot, durch den die Lava aufsteigt verbirgt sich scheinbar im nordwestlichen Drittel des Lavasees. Zeitrafferaufnahmen zeigen, dass sich von dort die Krustenplatten auf dem Lavasee von einer Stelle radial ausbreiten.
Bereits in dem (für Lavaseen recht langen) Zeitraum zwischen 1923 und 1977 hatte es hier einen Lavasee gegeben, doch im Januar 1977 kam es zu einer Flankeneruption, und der Lavasee floss aus. Die gewaltigen Lavaströme, die dabei entstanden, hatten anfangs eine Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern und töteten in den umliegenden Dörfern mehr als 2000 Menschen. Nachdem sich der Krater entleert hatte, kollabierte er, und es kam anschließend zu einer phreatomagmatischen Eruption, bei der eine Aschewolke elf Kilometer hoch aufstieg.
2002 brach der Nyiragongo erneut aus und schickte einen Lavastrom die Hänge hinab. Auch dieser Strom zerstörte mehrere Dörfer und schlug eine Schneise durch die Stadt Goma am Kivusee. 147 Menschen kamen dabei ums Leben, eine halbe Million musste evakuiert werden - viele davon Flüchtlinge, die durch die Stammeskriege vertrieben worden waren. 170.000 Menschen blieben nach dieser Vulkankatastrophe dauerhaft obdachlos.
Die Flankeneruption im Mai 2021
Am 22. Mai 2021 ereignete sich die bisher jüngste Flankeneruption am Nyiragongo. Obwohl Die Vulkanologen des Goma-Observatoriums seit langem vor so einem Ereignis warnten, kam der Ausbruch dann doch wieder überraschend. Auf der Südflanke öffneten sich 3 Spalten und der Lavasee floss zum größten Teil ab. Die Lavaströme bewegten sich schnell und stoppten kurz vor dem Flughafen von Goma. Dennoch wurden Hunderte Häuser zerstört und 32 Menschen starben. Nach der Eruption hob sich der Boden zwischen Vulkan und Kivu-See an. Es kam zu Erdbeben und es öffneten sich große Frakturen. In einigen Rissen war Rotglut zu sehen. Wahrscheinlich war ein Teil der Lava aus dem Lavasee unterirdisch abgeflossen und drang bis unter die Stadt vor. Tausende Menschen verließen die Umgebung und die Vulkanologen warnten vor einem möglichen Vulkanausbruch im Stadtgebiet von Goma.Gase im Kiwusee
In den tiefen Wasserschichten des Lac Kivu sind große Mengen an Gasen gelöst. Man geht davon aus, dass bis zu 225 Kubikkilometer Kohlendoxid, sowie etwa 75 Kubikkilometer Methan und Schwefelwasserstoff im Seewasser gespeichert sind. Ein subaquatischer Vulkanausbruch, oder starke Erdbeben könnten zur einer Entgasung des Sees führen, was eine große Naturkatastrophe nach sich ziehen könnte.Tourismus am Nyiragongo
Der Nyiragongo erhebt sich im Grenzgebiet zwischen Kongo, Ruanda und Uganda. Da in dieser Gegend seit Jahren Stammeskriege toben und Rebellen die Virunga-Vulkane unsicher machen, ist der Zugang zum Nyiragongo nur unter erschwerten Bedingungen möglich und mit entsprechenden Risiken verbunden. Traurige Kapitel dieser Region sind der Genozid an den Tutsis (im Jahr 1994 mit ca. 1.000.000 Opfer überwiegend auf Seiten der ruandischen Minderheitsgruppe der Tutsis) und das Abschlachten der Berggorillas, deren Hände bei den Chinesen als Potenzmittel (noch nie was von Viagra gehört?) hoch im Kurs stehen. Der einheimischen Mythologie zufolge, brennen im Feuer des Nyiragongo die Seelen der Sünder, während sich die Seelen der "redlichen Menschen" auf dem häufig schneebedeckten Gipfel des Karisimbi des ewigen Lebens erfreuen können. Womit der hohe Stand des Lavasees erklärt wäre.Bei unserer Expedition im Januar 2011 bereiteten uns Bürokratie und Korruption Probleme. So wurde unsere Gruppe von Polizisten erpresst, weil für das Fotografieren in Goma angeblich eine Genehmigung von der Tourismusbehörde benötigt wurde.
In ruhigen Zeiten ist der Aufstieg zum Lavasee gut organisiert. Es gibt ein spezielles Büro vom Nationalparkservice, in dem man die entsprechende Genehmigung bekommt. Der Aufstieg ist praktisch nur in Begleitung bewaffneter Ranger möglich. In den letzten Jahren wurden auf der schmalen Kraterterrasse kleine Hütten errichtet. Von Alleingängen ist hier abzuraten, am besten organisiert man die Besteigung mit einem ortskundigen Safariveranstalter.
Online seit 2011, Aktualisiert am 28.05.21