Novarupta, Katmai und "Valley of Ten Thousand Smokes" sind Begriffe, die für den gewaltigsten Vulkanausbruch des 20. Jahrhunderts stehen. Dieser ereignete sich in einer Gegend der Halbinsel von Alaska, die heute sehr dünn besiedelt ist und damals menschenleere Wildnis war. Daher blieb der genaue Hergang der Eruption lange rätselhaft.
Am 6 Juni 1912 ereignete sich auf der Halbinsel von Alaska eine Explosion, deren Detonationsknall noch in mehreren hundert Kilometern Entfernung zu hören war. 15 Kubikkilometer Magma eruptierten innerhalb von nur 60 Stunden. Explosionen fragmentierten das Magma zu ca. 35 Kubikkilometer Pyroklastika, die in einer plinianischen Eruptionswolke bis in die Stratosphäre aufstiegen. Als die Eruptionswolke kollabierte brandeten pyroklastische Ströme durch das "Ukak River Valley" und bedeckten die Gegend mit einer 200 m mächtigen Ignimbritdecke. Die Ablagerungen waren noch Jahrzehnte nach der Eruption so heiß, dass zahlreiche Fumarolen dampften. Daher erhielt das zugeschüttete Tal den Namen "Valley of Ten Thousand Smokes". Erst 4 Jahre nach dem Ausbruch erreichte eine Expedition der National Geographic Society die Gegend des heutigen Katmai Nationalparks. Die Forscher entdeckten das dampfende Tal und fanden einen kollabierten Vulkan vor: den Katmai! Wo früher der Gipfel des Vulkans aufragte, offenbarte sich nun das 3 km durchmessende und 700 m tiefes Loch einer Caldera. In ihr befindet sich heute ein See. Erst 40 Jahre später sollte sich herausstellen, dass nicht der Katmai Ursprung der Eruption war, sondern der 10 Kilometer entfernte Novarupta. Der Domvulkan entstand in einer 2 km großen Depression im Nordwesten des Vulkans Trident. Nach der explosiven Eruption intrudierte ein 65 m hoher Lavadom in die Eruptionsspalte. Doch was war geschehen, dass der benachbarte Vulkan Katmai kollabierte? Heute wird vermutet, dass die Eruption des Novarupta einen so gewaltigen Sog erzeugt, dass die Magmakammer unter dem Katmai leergesaugt wurde.
Die initiale Eruption förderte rhyolithisches Magma, gefolgt von Dacit und Andesit. Bei einer normal zonierten Magmakammer würde man eher eine umgekehrte Rheinfolge erwarten, da Rhyolith das am höchsten differenzierte Magma ist und am längsten in einer Magmakammer reift. Möglicherweise liegt die Ursache in der großen Explosivität der Eruption gerade darin begründet, dass sich die verschiedenen Magmaarten mischten.
Die Novarupta-Eruption brachte es auf einen VEI 6 und war mit dem Ausbruch des Krakatau 1883 vergleichbar. Sie förderte ca. 30 Mal so viel Material wie der Mount St. Helens im Jahr 1980. Während der Ausbruch des Krakatau 36.500 Menschen das Leben kostete, starben durch den Novarupta-Ausbruch sehr wahrscheinlich keine Menschen, da die Gegend damals nicht bewohnt war. Würde sich heute ein vergleichbarer Vulkanausbruch ereignen, dann hätte dieser zumindest starke Auswirkungen auf den Flugverkehr aufgrund der hohen Aschekonzentration in der Luft.
Das blaue Auge des Katmai (rechts) und das "Valley of Ten Thousand Smokes" (links). Dazwischen liegt der Trident-Volcano und der kleine Pfannenkuchen des Novarupta-Domes (rechts unterhalb der Bildmitte). ©NASA