Der Nevado del Ruiz liegt in Kolumbien und zählt zu den Andenvulkanen. Diese verdanken ihre Entstehung der Subduktion der Pazifischen Platte unter die des südamerikanischen Kontinents. Die pazifische Nazca-Platte taucht bis in den Erdmantel ab und wird teilweise aufgeschmolzen. Ein Teil der Schmelze steigt hinter der Subduktionszone auf und tritt an den Vulkanen aus. Zudem verringert der hohe Wasseranteil des subduzierten Gesteins den Schmelzpunkt, so dass sich bereits im Grenzbereich Erdkruste - Erdmantel Gesteinsschmelzen bilden können. Der hohe Wasseranteil der Schmelze bedingt eine hohe Explosivität der Andenvulkane, die typischerweise andesitisches Magma fördern. Neben explosiven Vulkanausbrüchen können auch zähflüssige Lavaströme und Lavadome entstehen.
Der Nevado del Ruiz ist ein Stratovulkan, der überwiegend aus Andesit und Dacit besteht. Seit dem Pleistozän entstanden an dieser Stelle 3 Vulkangebäude. Der Kegel des heutigen Nevado del Ruiz besteht aus mehreren Lavadome die sich in der Caldera des Vorgängervulkans bildeten. Der Gipfelbereich des aktuellen Vulkans wird vom 1 Kilometer durchmessenden Krater Arenas dominiert, der eine Tiefe von 240 Metern hat. Die letzten 3 Ausbrüche gingen von diesem Krater aus. Die erste Aktivitätsphase wurde auf das Jahr 4660 v.Chr. datiert, der jüngste Ausbruch ereignete sich 1991. An den Hängen des Vulkans finden sich Spuren großer Hangrutschungen, sowie einige Nebenkrater. Der prominenteste von ihnen ist der La Olleta-Krater
Der Nevado del Ruiz ist mit einer Höhe von 5321 Metern der zweithöchste Vulkan der Nordhalbkugel und sein Gipfel ist gletscherbedeckt. Neben den eigentlichen Eruptionen liegt in den Eismassen des Gletschers eine weitere Gefahr verborgen. Schmelzwasser kann Lahare auslösen. Dies geschah 1595, 1845 und zuletzt während der Eruptionsphase von 1985.
Am 13. November begann eine Eruption und bereits zweieinhalb Stunden später hatte sich so viel Schmelzwasser angesammelt, dass es sich in einer gewaltigen Lawine aus Gesteinsschutt, Vulkanasche und Eisbrocken hangabwärts in Bewegung setzte. Aufgrund der großen Höhe des Vulkans erreichte der Schlammstrom eine unvorstellbare Bewegungsdynamik und eine Geschwindigkeit zwischen 40 und 60 km/h. Der Lahar floss bis in die 43 km entfernt gelegenen Stadt Armero. Mehr als 5000 Gebäude wurden zerstört und ca. 25.000 Menschen starben. Einige Schätzungen gehen von 31.000 Opfern aus. Die Ablagerungen des Schlammstroms erreichen eine Mächtigkeit von 40 Metern.
Später fand man heraus, dass die Stadt bereits auf den Ablagerungen eines älteren Lahars errichtet wurde. Ein Ziel der Vulkanologen ist es, solche Gefahren frühzeitig zu entdecken, doch erfahrungsgemäß lassen sich die Menschen nicht davon abhalten in gefährdeten Gebieten zu siedeln. Armero wurde allerdings nicht wieder aufgebaut.