Der Vulkan "Montagne Pelée" (auch Mont Pelé genannt) liegt auf der Karibikinsel Martinique, die politisch gesehen zu Frankreich gehört. Insofern ähnelt Martinique der Vulkaninsel "La Réunion" im Indischen Ozean. Doch während die Vulkane auf "La Réunion" gutmütige Schildvulkane sind weißt die "Montagne Pelée" ein äußerst großes Zerstörungspotential auf: Am 8. Mai 1902 kam es hier zu einer der schlimmsten Vulkankatastrophen des 20. Jahrhunderts bei der mehr als 30.000 Menschen starben. Die "Montagne Pelée" brach in einer lateralen Explosion aus und pyroklastische Ströme zerstörten die Inselhauptstadt St. Pierre; nur 3 Personen überlebten den Vulkanausbruch. Die Eruption hatte einen VEI 4 und förderte vergleichsweise wenig Material. Das der Ausbruch so katastrophale Folgen hatte lag zum Teil daran, dass die Explosion seitwärts-gerichtet war. Diese besondere Eruptionsform prägte in der Vulkanologie den Begriff der peleanischen Eruption. Ein weiterer Umstand der zur Katastrophe führte, war, dass sich die Inselhauptstadt in nur 7 km Entfernung zum Vulkankrater befand.
Bei der "Montagne Pelée" handelt es sich um einen Domvulkan, der eine zähflüssige (hochviskose) Lava andesitischer Zusammensetzung fördert. Die "Montagne Pelée" gehört zum vulkanischen Inselbogen der Kleinen Antillen, zu denen auch die Vulkane "Soufriere" (Guadeloupe) und "Soufrière Hills" (Montserrat) gehören. Der Vulkanismus der Kleinen Antillen kommt im Allgemeinen durch die Subduktion der Atlantischen Platte (auf der sich Nordamerika befindet) unter die Karibische Platte zustande. Die tektonischen Verhältnisse nahe der Inselgruppe und Martinique sind noch etwas komplexer, denn hier liegt eine sogenannte "triple junction". An dieser Kreuzung treffen die Kontinentalplatten von Nord- und Südamerika auf die Karibische Platte, wodurch große Spannungen im Untergrund entstehen, die sich auch immer wieder in starken Erdbeben entladen. Die kleine Karibische Platte stellt also eine Art Puffer zwischen den großen Kontinentalplatten von Nord- und Südamerika dar. Durch die Subduktion der Kontinentalplatten unter die kleine Karibische Platte entsteht im Erdmantel eine magmatische Schmelze die viel Wasser enthält, aus der gasreiche und zähflüssige Laven entstehen. Diese werden entweder explosiv gefördert, oder erreichen als zähflüssiger Lavastrom die Erdoberfläche, wo sie den Vulkankrater verstopfen können und so Lavadome bilden. Diese Dome sind instabil und können kollabieren, wobei pyroklastische Ströme entstehen.
Auch vor 1902 war die "Montagne Pelée" äußerst aktiv. Mehrere ineinander verschachtelte Calderen und die Überreste von 3 vulkanischen Strukturen zeugen davon, dass die Entstehung des Vulkans in mehreren Phasen ablief. Vor ca. 300.000 Jahren begann ein erster Stratovulkan zu wachsen der plinianische Eruptionen produzierte. Der sogenannte Paleo-Pelée war höher als der heutige Vulkan und verging in einer Caldera. In dieser Caldera begann der Morne-Macouba-Lavadom zu wachsen, welcher nach einem großen Vulkanausbruch ebenfalls in einer Caldera verging. Eine dritte Eruptionsphase endete vor 25.000 Jahren in einem gewaltigen Hangrutsch, bei dem die Südwestflanke des Vulkans verschwand und eine hufeisenförmige Depression hinterließ. Dieses Ereignis erinnert an den Hangrutsch am Mt. St. Helens, der sich im Rahmen der Eruption von 1980 manifestierte.
Vor 13.000 Jahren begann die bisher letzte Entstehungsphase der "Montagne Pelée". Aus den letzten 5000 Jahren sind über 30 große Ausbrüche bekannt. Vor gut 3000 Jahren entstand nach einem großen Ausbruch die jüngste Caldera "Étang Sec". In ihr wuchsen die Dome, die für die jüngsten Eruptionen des Vulkans verantwortlich waren. Neben der bekannten Eruptionsphase zwischen 1902 und 1905 war der Vulkan zuletzt zwischen 1929 und 1932 aktiv. Weitere Ausbrüche ereigneten sich 1630 und 1635. In den Jahren 1792 und 1851 kam es zu leichten phreatischen Eruptionen und fumarolischer Aktivität.
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