Ambrym wurde 1774 von Kapitän James Cook entdeckt, der Vulkan wurde aber erst 1883 erstmalig von einem Europäer bestiegen. Die relativ späte erfolgte Erstbesteigung lag wahrscheinlich an die zahlreichen Tabus der Ureinwohner, für die der Vulkan heilig ist. Selbst heute ist der Ambrym-Vulkan nicht immer besteigbar. Eine Erlaubnis ist auf jeden Fall beim Dorfältesten einzuholen.
Die Tektonische Situation der Erdkruste ist an dieser Stelle des Pazifiks komplex: hier treffen eine divergente und eine konvergente Plattengrenze zusammen, was zur Bildung unterschiedlicher Magmen führt. Daher ist auch das Eruptionsgeschehen vielfältig.
Der Ambrym ist ein Schildvulkan, der sowohl für seine Lavaseen als auch für seine explosiven Ausbrüche bekannt ist. Die explosiven Ausbrüche der jüngeren Vergangenheit sind wahrscheinlich magmatophreatischen Ursprungs. Ihre Explosivität verdanken diese Ausbrüche zusätzlichem Wasser, dass einer basaltischen Schmelze zugeführt wird. Ältere Lavagesteine des Ambrym bestehen aus Dazit. Magma dieser Zusammensetzung ist zähflüssig und gasreich und verursacht explosive Eruptionen. Vor gut 1900 Jahren kam es zu einer plinianischen Eruption, bei der sich auch pyroklastische Ströme bildeten. In der Folge dieser Eruption entstand eine große Caldera. Ihre Basis befindet sich auf 800 m Höhe und hat einen Durchmesser von 12 km.
Nachfolgende Ausbrüche verfüllten die Caldera teilweise und ließen die neuen Hauptkrater Benbow und Marum entstehen. Neben den beiden Hauptkratern gibt es zahlreiche Schlackenkegel und Maare, die entlang einer ENE-WSW streichenden Störungszone liegen.
Die Lavaseen auf Ambrym
Der Krater Benbow hat einen Durchmesser von zwei Kilometern. In ihm brodelten in den 1980er und 1990er Jahren Lavaseen. Marum, der eigentliche Gipfelkrater, war zuletzt 1953 explosiv aktiv. Berichten aus dem Jahr 2010 zu Folge, kocht nun im Marum ein kleiner Lavasee aus Basalt. Die Lavaseen sind recht klein. Manchmal kochen sie nur im Förderschlot und haben wenige Meter Durchmesser, sodass man eher von "Lavalinsen" sprechen kann.Ein dritter Krater, der Niri Mbwelesu, ist ein Nebenkrater in dem gelegentlich auch ein Lavasee aktiv ist.
Große, explosive Eruptionen sind aus den Jahren 1894, 1913, 1929 und 1951 bekannt. Die Eruptionsphase von 1913 verzeichnete die stärksten Vulkanausbrüche der vergangenen 400 Jahre in ganz Melanesien. Viele Dörfer wurden zerstört und die Inselbewohner flüchteten auf Nachbarinseln.
Aktuelle Aktivität auf Ambrym
Seit Januar 2018 brodeln 3 Lavaseen in der Caldera. Zu den bekannten Seen in den Kratern Benbow und Marum, gesellte sich ein Lavasee im Krater Niri Mbwelesu (Niri Membelsu). Dieser stößt viel Gas aus und die gesamte Seeoberfläche glüht. Die beiden anderen Seen haben an Größe zugelegt. Der Lavasee im Benbow-Krater misst 40x30 m und steht vergleichsweise hoch im Schlot. Er ist wild am kochen und Lavafontänen steigen bis zu 30 m hoch auf.Mittlerweile ist es schon fast Standard geworden, dass sich erfahrene Vulkantouristen an Seilen hängen und bis 30 m über den Lavasee abseilen, um mit Fotos und Selfies zu beeindrucken.
Update 2018: Lavaseen ausgelaufen
Im Dezember 2018 änderte sich auf der Insel Ambrym einiges: Mitte des Monats begann eine Eruption in der Caldera. Es öffnete sich eine Eruptionsspalte, aus der Lavafontänen schossen, welche Lavaströme speisten. Zudem begann vor der Küste der Insel eine seismische Krise. Es gab sehr viele Erdbeben mit Magnituden über 5. Es öffneten sich mehrere große Risse an der Küste der Insel. Einige verliefen durch bewohntes Gebiet und machten einige Häuser unbewohnbar. Am 16. Dezember sind alle 4 Lavaseen in den verschiedenen Kratern der Caldera verschwunden. Ein Teil der Lava wurde während der Spalteneruption ausgestoßen. Der Rest lief sehr wahrscheinlich durch eine Riftzone unterirdisch ab. Wahrscheinlich wurden die Erdbeben durch Magma ausgelöst, welches als Magmatischer Gang in die Gesteine unter dem Meer intrudierte. Die Situation erinnert an Hawaii im Frühjahr des gleichen Jahres, mit dem Unterschied, dass das abgelaufenen Magma auf Hawaii an der Küste eruptierte.Update 2022: Neue Aktivität im Benbow-Krater
Am 24. Januar 2022 kehrte die Aktivität in den Benbow-Krater zurück. Das zuständige Observatorium auf Vanuatu meldete eine Aschewolke, die sich mehrere Hundert Meter über den Krater erhob. Nachts konnte man rot illuminierte Dampfwolken sehen. Die Lava stand hoch im Fördersystem und es könnte sich ein neuer Lavasee gebildet haben.Online seit 2011, aktualisiert 2022. Bild: © Sentinel