Myvatn ist der 4. größte See auf Island und liegt im Norden der Insel. Er hat eine Fläche von 37 Quadratkilometern und ist maximal 4,2 m tief. Die bekannteste Stadt der Region Myvatn ist Reykjahlid. Den Namen Mückensee trägt der Myvatn zurecht: Im Sommer können sich gigantische Mückenschwärme bilden, welche im Extremfall weithin als dunkle Wolken sichtbar sind. So sollen bereits Pferde in den Mückenschwärmen erstickt sein, weil die winzigen Tiere die Nüstern der Pferde verstopften. Besonders schlimm ist es während 2 Perioden im Sommer, die jeweils 2 Wochen dauern. Dann schlüpfen vermehrt Mücken. Bei den meisten der Insekten handelt es sich um nicht stechende Zuckmücken, es gibt aber auch nervige Kriebelmücken, welche stechen. Ich selsbt war einmal während des Sommers dort und fand die Mücken weniger lustig. Ans Fotografieren war nicht zu denken, da die Viecher ständig auf dem Objektiv herrum krabbelten. Meine bevorzugte Reisezeit für Island ist Spätfrühling, oder der frühe Herbst, obgleich es im Sommer wärmer ist. Die zahlreichen Mücken bilden die Nahrungsgrundlage für die Fische im See. Forellen und Lachse kommen hier massig vor. Am Myvatn entspringt zudem der Fluss Laxá i Adaldal, oder kurz Laxá genannt. Hier fischt man riesige Bachforellen und Lachse. Myvatn ist auch ein Vogelparadies und somit ein schönes Reiseziel für Vogelkundler.
Myvatn im Schatten der Krafla
Der Myvatn ist aber nicht nur wegen seiner Mücken bekannt, sondern aufgrund vielfältiger Manifestationen vulkanischer Naturwunder. Diese stehen im Zusammenhang mit dem Vulkansystem der Krafla. Der Zentralvulkan des Systems liegt wenige Kilometer nördlich des Myvatn und eruptierte zuletzt zwischen 1975 und 1984.
Bilder vom Myvatn
Pseudokrater am Myvatn.
Thermalgrotte Grjótagjá am Rande von Reykjahild.
Krater Hverfjall aus der Luft.
Lavaströme der Krafla zeichnen sich auch für die bekannteste vulkanische Manifestation am Myvatn verantwortlich: die Pseudokrater Skútustaðagígar. Dabei handelt es sich um zahlreiche kleine Kraterkegel, die Südwesten des Sees in der Gemeinde Skútustaðir liegen. Sie entstanden, als vor 3.600 und 2.500 Jahren Lavaströme in den See flossen, wodurch litorale Dampfexplosionen generiert wurden. Das Resultat dieser phreatomagmatischen Explosionen sind die Krater. Wohl bemerkt wurden bei den Explosionen keine frische Lava gefördert, sondern nur die Lava des Lavastroms fragmentiert. Die Krater haben keine eigenen Förderschlote mit Verbindung zu Magmareservoires im Erdinneren. Besonders eindrucksvoll präsentieren sich die Pseudokrater aus der Luft: Charterflüge in einmotorigen Sportmaschinen starten vom Flughafen am Nordwestufer des Myvatn. Dort liegt auch der Campingplatz, welcher in den letzten Jahren stark ausgebaut wurde. Die gesamte Infrastruktur hat sich enorm entwickelt. Während meines ersten Aufenthalts in der Region bestand Reykjahild quasi nur aus der Kirche und 2 kleinen Lebensmittelgeschäften mit gepfefferten Preisen. Das war 1992. Heute gibt es einen Supermarkt, sowie eine Tankstelle mit angeschlossenen Shop, Fastfood-Restaurant, eine Pizzaria und mehrere Hotels nebst Gastronomie.
Ungewöhnlich ist das Vogafjós Cowshed Cafe. Bei einer Tasse Kaffee (notfalls geht auch Tee) kann man durch eine Panoramascheibe in den Kuhstall gucken und den Farmern bei der Arbeit zusehen. Von der Chefin erfuhr ich, dass das Leben auf Island nicht nur für Touristen teuer ist. So haben viele Isländer 2-3 Jobs und einen 10-12 Stunden Arbeitstag. Die Einheimischen haben selten vor 22 Uhr Zeit für ein Bad in einer der Heißwassergrotten, oder in der "Blauen Lagunge vom Myvatn".
Myvatn und das Baden im heißen Wasser
Die Myvatn Nature Baths sind zwar wesentlich kleiner als die Blaue Lagune zwischen Reykjavik und Keflavik, aber nicht weniger schön. Auch hier hat das Wasser eine intensive blaue Färbung, was durch Diatomeen-Schlamm verursacht wird. Der Schlamm wurde früher in einem Kieselgur-Werk abgebaut, welches ich während meiner ersten Islandreise noch besichtigen konnte. Später wurde das Werk aus Umweltgründen geschlossen und das Thermalbad eröffnet. Neben verschiedenen Bade-Pools gibt es Dampfsaunen. Die Isländer lieben das Baden in heißem Wasser, welches es dank den ganzen heißen Quellen reichlich gibt. Das Wasser hier sprudelt aus einem Bohrloch und erreicht kochend die Erdoberfläche.
Baden kann man auch in einer der Thermalgrotten, welche natürlichen Ursprungs sind. Diese bildeten sich entlang eines Spaltensystems, dass Teil der kontinentalen Naht zwischen Europa und Nordamerika ist. Die Grjótagjá liegen südöstlich von Reykjahlid. In der Nähe des Sees liegt eine Stichstrasse, welche von der Landstraße Nr. 860 abzweigt. Folgt man der Stichstraße weiter kommt man zum Tuffring Hverfjall. Dieser monogenetische Explosionskrater gehört zum Krafla-System.
Ca. 10 km vom Myvatn entfernt schließt sich das Thermalgebiet Namaskard an. Hier gibt es mehrere Schlammstrudel und Fumarolen. Die Gegend erinnert an eine Marslandschaft. In Sichtweite befindet sich das Geothermalkraftwerk der Krafla. Eine erste Bohrung wurde hier bereits 1975 abgeteuft. Heute liefert das Kraftwerk 60 MW Strom, die in 2 Turbinen erzeugt werden. Erst vor wenigen Jahren stieß man während einer Bohrung auf Magma: man hatte das Reservoire der Krafla angebohrt.
Stand 2018
Steckbrief Krafla
Lage: 65.73°, -16.78° Island Höhe: 818 m Art: Caldera Typ: Divergente Plattengrenze Petrographie: basalt Ausbruchsart:effusiv