Erdrutsche, Hangrutschungen, Bergstürze und Schlammlawinen sind allesamt gravitative Massenbewegungen von Erdreich und Gestein. Im letzteren Fall vermischen sich Erdreich und Gesteinsschutt mit Wasser zu Schlamm. Die Übergänge zwischen Erdrutsch und Schlammlawine sind im wahrsten Sinne des Wortes fließend.
Die Gravitation ist die treibende Kraft hinter diesen Naturphänomenen, die oft katastrophale Folgen haben. Diese Phänomene entstehen meistens in Hanglagen, oder an Böschungen. Je steiler das Terrain ist, desto größer ist die Gefahr, dass es zu einer Katastrophe kommt.
Die Entstehung von gravitativen Massenbewegungen
Damit ein Erdrutsch entstehen kann, muss ein auslösendes Ereignis stattfinden. Oftmals sind es lang anhaltende Regenfälle, die einen Hang destabisieren und das Phänomen auslösen. Wenn der Boden mit Wasser gesättigt ist fließt es ab und reißt das Erdreich mit sich. Wasser dringt in Klüfte und Spalten ein und dient als Gleitmittel. Zudem kann der Wasserdruck enorm werden und ganze Gesteinspakete los sprengen. Dies gilt besonders, wenn das Wasser gefriert. Das Eis in den Klüften kann das Gestein allerdings auch zusammenhalten, so dass es zu einer gravitativen Massenbewegung kommt, wenn es taut. Dies stellt gerade im Bereich des Permafrost eine zunehmende Gefahr dar: Aufgrund des Klimawandels kommt es bereits jetzt zu einer Häufung von Steinschlägen und Bergstürzen, welche ebenfalls zu den gravitativen Massenbewegungen zählen.Bergstürze und Steinschläge
Bergstürze und Steinschläge unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Geschwindigkeit von Erdrutsch & Co. Während Letztere einen Hang hinabgleiten, oder fließen, fallen bei einem Bergsturz die Gesteine mehr oder weniger senkrecht. Dadurch erreichen sie höhere Geschwindigkeiten, legen meistens aber geringere Strecken zurück. Stürzen ganze Gesteinspakete hinab prallen sie mit voller Wucht auf den Boden. An steileren Hängen wird aus dem Bergsturz eine Gesteinslawine. Doch meistens ist ihre Reibung zu hoch, um noch lange Strecken über einen sanfter geneigten Hang zurückzulegen. Bergstürze und Steinschläge sind überwiegend Phänomene des Gebirges. Besondere katastrophale Auswirkungen kann ein Bergsturz an Steilküsten, oder Fjorden bewirken: die eingebrachten Gesteinsmassen können einen Tsunami auslösen.Klimawandel verstärkt die Gefahr
Der Klimawandel führt nicht nur zu einer Temperaturerhöhung im Gebirge und zum auftauen des Permafrost, sondern auch zu einer Umverteilung der Niederschläge. Es kommt vermehrt zu Dürrekatastrophen, aber auch zu Unwettern mit Starkregen. Besonders zuvor ausgetrocknetes Erdreich kann durch Starkregen erodiert werden, wodurch Schlammlawinen entstehen können, wenn es stark regnet. In den letzten Jahren kommt es auch zu vermehrten Hangrutschungen infolge von Stürmen und Hurrikanen. Besonders betroffen sind tropische Gebiete, in denen heftige Monsun-Regenfälle den Boden aufweichen.Hangrutschungen durch Erdbeben und Vulkanausbrüchen
Der gewaltigste Hangrutsch der jüngeren Geschichte ereignete sich an einem Vulkan und wurde durch Erdbeben ausgelöst. Dass verursachte einen gewaltigen Vulkanausbruch: Die Rede ist von der Katastrophe am Mount St. Helens im Jahr 1980. Allerdings sammelte sich bereits Monate zuvor viel Magma unter dem Vulkan an, so dass sich ein gewaltiger Buckel unter einer Vulkanflanke bildete. Erdgeschichtlich kommt es öfters vor, dass Vulkanausbrüche und Erdbeben Hangrutsche an Vulkanen auslösen. Beispiele findet man im Ätna und Stromboli in Italien, aber auch an Vulkanen in Mittelamerika, Indonesien und Kamtschatka. Sorgenkind ist derzeit die Insel La Palma: Dort verläuft eine Störungszone durch eine Vulkanflanke, welche ins Meer abzugleiten droht. Die Folge wäre ein Tsunami, der sogar New York erreichen könnte.Das Erdbeben Hangrutsche auslösen kommt relativ häufig vor. Zuletzt geschah dies am Vulkan Rinjani auf Lombok. Da der Vulkan nicht mit Magma geladen war, erfolgte kein unmittelaberer Vulkanausbruch. Schlammlawinen entstehen übrigens auch an Vulkanen und zwar ganz ohne Erdbeben, wenn Wasser abgelagerte Vulkanasche am Vulkanhang mobilisiert. Diese Sonderform der Schlammströme nennt man Lahare.
Schutz vor gravitativen Massenbewegungen
Persönlich ist es sehr schwierig sich vor diesen Phänomenen zu schützen. Wirksam sind nur bauliche Maßnahmen, die meistens die Möglichkeiten privater Personen übertreffen. Besonders in Gebirgen und an Vulkanen werden Sperrdämme errichtet, oder ganze Bergflanken mit Felsankern und Spritzbeton verstärkt. Wer eine Immobilie kaufen, oder bauen möchte, sollte die Nähe von Flusstälern und Bachläufen meiden. In Hanglage wäre ein geologisches Gutachten sinnvoll. Auch die Historie eines Baugebietes, oder der größeren Umgebung kann Hinweise liefern, ober das Gebiet besonders gefährdet ist. Gibt es bekannte geologische Schwächezonen? Sollte die Situation unklar sein, oder wenn es sogar bekannt ist, dass ein erhöhtes Risiko in Bezug auf einen Hangrutsch, oder einer Schlammlawine besteht, dann kann es nicht Schaden Fluchtrouten auszukundschaften. Wie immer empfiehlt es sich eine Fluchttasche bereit zu haben.Stand: 2018