Teil 1: Die richtige Fotoausrüstung
Gute Vulkanfotos- und Videos zu machen stellt den Expeditions-Fotografen vor einigen Herausforderungen, die jenseits der normalen Fotografie liegen. Die Wahl der richtigen Ausrüstung ist genauso wichtig wie fotografisches Können und bergsteigerische Fähigkeiten. Zudem sollte der Vulkanfotograf physisch und psychisch belastbar sein, denn häufig gilt es schwer zugängliche Orte zu erreichen und unter extremen Bedingungen zu arbeiten. Eine Nacht auf einem aktiven Vulkan zu verbringen ist in den meisten Fällen relativ unbequem. Zudem gilt es Nerven zu behalten, wenn es heiß hergeht und die Konzentration auf den richtigen Augenblick über Stunden zu bewahren.
Besonders die Nachtfotografie stellt hohe Ansprüche an Fotografen und Ausrüstung. Hier ist alles auf Lichtempfindlichkeit optimiert. Der Fotograf muss seine Ausrüstung blind beherrschen. Wer Nachts stundenlang am Vulkan ansitzt und dann die Taschenlampe an macht, um an der Kamera rumzubasteln, verliert zumindest die Adaption der Augen an nächtliche Verhältnisse.
Das schönste Licht für Vulkanaufnahmen bietet sich freilich während der Dämmerung. Dann erkennt man schon die Rotglut der Lava und die Vulkanlandschaft zeichnet sich im Hintergrund noch durch. Wer eine lichtempfindliche Ausrüstung hat bekommt dann vielleicht noch fliegende Lavabrocken und Eruptionssäulen ohne Bewegungsunschärfe scharf abgebildet. Ansonsten wird mit längeren Belichtungszeiten gearbeitet, wodurch die bekannten roten Streifen der Flugbahnen der Pyroklastika entstehen.
Kamera und Objektive
Die moderne Digitalfotografie eröffnet dem Vulkanfotografen neue Perspektiven. Ein Vorteil gegenüber analoger Fotoapparate ist, dass chemische Filme relativ empfindlich auf Staub und Gas reagieren und das viele Fotolabore besonders Nachtaufnahmen falsch entwickeln, oder schneiden. Diese Probleme gehören der Vergangenheit an. Moderne Digitalkameras besitzen anstelle des Filme einen elektronischen Bildsensor, der die Daten auf einer Speicherkarte speichert. Die Karten sind relativ robust, sollten aber trotzdem entsprechend gut verpackt werden. Ein mögliches Problem ist, dass beim Objektivwechsel Staub auf die Sensoren gelangen kann. Die besseren Kameras sind heute aber alle mit einem automatischen Sensorreinigungs-System ausgestattet, dass dieses Problem minimiert.Die Bildsensoren sind lichtempfindlicher als ein chemischer Film und weisen einen hohen Dynamikumfang auf. Grundsätzlich gilt die Faustregel: je größer der Bildsensor und je geringer die Pixelzahl, desto lichtempfindlicher die Kamera.
Die Auflösung der Bildsensoren wird meistens als entscheidendes Kaufkriterium herangezogen und die Kamerahersteller sind diesbezüglich einem Wettrüsten verfallen. Die Auflösung bestimmt die Bildschärfe und die Größe der Fotos, wenn man sie auf Papier ausgeben möchte. Wer seine Bilder hauptsächlich am Monitor betrachtet braucht eine weniger hohe Auflösung, als derjenige, der seine Bilder als Poster ausdrucken lassen will. Die Auflösung wird in (Mega)Pixel angegeben und schwankt bei aktuellen Modellen derzeit zwischen 10 Megapixel und 24 Megapixel.
Der Preis einer Digitalkamera wächst proportional zur Sensorgröße und Anzahl der Pixel.
"State of the Art" sind Vollformatsensoren, deren Größe dem klassischen Kleinbildformat entsprechen. Kameras mit einem etwas kleineren Sensor sind die APS-C Kameras. Sie sind derzeit weit verbreitet und verhältnismäßig preisgünstig. Kameras mit einem Four Third Sensor haben den kleinsten Chip unter den Systemkameras mit Wechseloptiken, sind also weniger lichtempfindlich als die anderen beiden Systeme, dafür sind die Kameras kleiner und leichter, aber vergleichsweise teuer. Zwischen den einzelnen Systemen liegen jeweils gut 1 - 1 1/2 Blenden an Lichtempfindlichkeit!
Analog zu den Sensoren gibt es bei den Objektiven auch ein Mega-Wettrüsten in Bezug auf den Zoombereich. Generell gilt aber auch, je größer der Zoombereich der Optik, desto schlechter ihre Abbildungsqualitäten. Festbrennweiten sind immer noch am Schärfsten, Lichtempfindlichsten und am besten korrigiert. Objektive mit einem 3-fach Zoombereicht besser als 10-fach Optiken. Allerdings erkauft man sich Bildqualität durch Gewicht und der Fotograf muss von Fall zu Fall entscheiden, welche Ausrüstung für seinen Einsatzzweck am geeignetsten ist.
Zu bevorzugen sind für die Nachtfotografie Objektive mit einer möglichst großen Anfangsblendenöffnung. Hier gilt auch: je größer die Blendenöffnung, desto lichtempfindlicher und umso teuerer das Objektiv. Wenn die Anfangsblende dann noch über den gesamten Zoombereich konstant sein soll, werden die Objektive besonders teuer und schwer. Gut geeignet sind Optiken mit einer konstanten Anfangsblende von 2,8. Lichtstärkere Optiken werden schnell brutal teuer und schwer. Normalerweise sollte man mit 2 - 3 Objektiven auskommen. Meistens habe ich ein weitwinkliges Standardzoomobjektiv und ein lichtstarkes Teleobjektiv dabei. Da mein persönlicher Schwerpunkt beim Filmen von Vulkanausbrüchen liegt, greife ich auch schon einmal auf ein Megazoomobjektiv mit eingebauten Bildstabilisator zurück. Für die Nachtfotografie ist dass aber ein schlechter Kompromiss.
Ein Vorteil der digitalen Fotografie ist, dass man sich die Resultate sofort am eingebauten Monitor anschauen kann. So ist man in der Lage die Belichtung und Bildwirkung sofort zu beurteilen und ggf. anzupassen. Toll sind auch Kameras mit Liveview-Funktion. Besonders nachts bietet Liveview eine gute Fokussierhilfe, indem man mit der Lupenfunktion auf glühende Lavabrocken, oder andere Lichtquellen scharf stellt.
Die Kamera sollte auf jeden fall über eine Bulb-Funktion verfügen, mit deren Hilfe man mehrere Minuten lang belichten kann.
Kompaktkameras mit fest eingebauter Optik eignen sich meistens nicht für die nächtliche Vulkanfotografie. Die Sensoren dieser Kameras sind zu klein, die Objektive haben oft eine zu kleine Anfangsblende. Nur wenn es besonders auf geringes Gewicht ankommt, haben diese Kameras eine Daseinsberechtigung in der Hand eines Vulkanfotografen. Tagsüber sind sie als Schnappschuss- und Reportagekameras o.k., aber Nachts oft nur bedingt einsetzbar.
Fotoapparate mit Filmfunktion
Digitale Fotokameras haben immer häufiger eine Videofunktion für Aufnahmen in HD-Qualität. Die Kameras stehen in dem Ruf besonders lichtempfindlich zu sein, da die Bildsensoren der Fotoapparate um einiges größer sind, als die der Videokameras. Man sollte aber bedenken, dass auf den Sensoren der Fotoapparate wesentlich mehr Pixel gequetscht werden, als auf den Bildsensoren der Videokameras. Zudem haben Videokameras meistens eine größere Anfangsblendenöffnung, als Fotoapparate. Ich selbst habe bisher mit 2 Fotoapparaten mit HD-Videofunktion gearbeitet und musste feststellen, dass meine professionelle Videokamera (Sony PMW EX 1) mit 3 Chip-Technik (jeweils ein Bildsensor für rotes, grünes, blaues Licht) wesentlich lichtempfindlicher ist, als die entsprechenden Fotoapparate (Canon EOS 7; Panasonic Lumix GH 1) allerdings liegt zwischen den Preisen der Fotoapparate und der Videokamera der Faktor 5. Gegenüber der Videokamera sind die filmenden Fotoapparate mit einigen Einschränkungen versehen, obwohl auch die Fotoapparate eine durchaus überzeugende Videoqualität liefern. Ich sehe das Einsatzgebiet der filmenden Fotoapparate dann gegeben, wenn man sich aus Gewichtsgründen beschränken muss. Natürlich eignen sich diese Fotoapparate prima als 2. Videokamera, falls diese mal ausfällt.Videokameras
Was für den digitalen Fotoapparat gilt, ist im Allgemeinen auch für die Wahl der Videokamera zutreffend. Je größer der Bildsensor, desto größer die Lichtempfindlichkeit. State of the Art sind derzeit CMOS-Sensoren mit Hintergrundbeleuchtung, welche deutlich lichtempfindlicher sind, als herkömmliche Sensoren. In Bezug auf die Bildqualität sind weniger Pixel oft besser, als Sensoren, die zudem noch hochauflösende Fotos aufnehmen. Wichtig ist, dass neben einem LCD noch ein Sucher vorhanden ist. Hier gilt es ein Exemplar mit möglichst hoher Auflösung zu erwischen. Ein externes Mikrofon mit Windschutz ist unabdingbar für guten Ton. Vorzugsweise werden Mikrofone über robuste XLR-Stecker angeschlossen. Miniaturisierung hat ihren Preis vor allem in der Bedienung der Kamera. Außen liegende Schalter erleichtern die Bedienung. Wichtig sind ND-Filter und Zebra-Funktion. Als Kameramann erinnere ich mich noch gut an die Zeit, als es fast unabdingbar war mit einer großen und schweren Videokamera loszuziehen. Die Zeiten sind zum Glück vorbei. Heute liefern viele digitale Fotoapparate zugleich eine gute Videoqualität und wer Fotos und Videos zugleich machen möchte, kann diese getrost am Vulkan einsetzen. Mittlerweile gibt es auch digitale Fotoapparate mit Vollformat-Sensoren, die eine hervorragende Bildqualität liefern. Diese haben aber oft den Nachteil, dass die Sensoren beim Filmen schnell überhitzen und sich die Kamera vorübergehend abschaltet. Dabei kann man schnell unwiederbringliche Szenen verpassen. Wenn man viel filmen will, muss man die Lichtempfindlichkeit großer Sensoren, gegen Zuverlässigkeit kleinerer Sensoren abwägen.Zubehör
Digitale Fotoapparate benötigen zuverlässige und schnelle Speicherkarten. Man sollte den Speicherbedarf, bzw. die Anzahl der Fotos die man macht nicht unterschätzen. Das Gleiche gilt für die Stromversorgung. Nächtliche Langzeitbelichtungen verbrauchen viel Strom und ein Ersatzakku ist immer empfehlenswert. Unabdingbar für Nachtaufnahmen ist auch ein Fernauslöser, der verwacklungsfreies Auslösen ermöglicht.Mit anderen Worten: Wenn Sie sich daran machen, Ihren Koffer zu packen, legen Sie ganz besonderes Augenmerk auf das Kamerazubehör. Die Kamera selbst vergisst man ja nicht. Machen Sie sich am besten rechtzeitig eine Checkliste, die Sie einfach abhaken. Dann kann in der Hektik kurz vor der Abreise eigentlich nichts mehr passieren. Wenn Sie mit dem Motorrad unterwegs sind, kommen noch die Herausforderungen des begrenzten Platzes hinzu. Vielleicht brauchen Sie dafür auch besondere Verpackungen, die geschmeidig in die Satteltaschen Ihres Motorrads passen. Da so eine Ausrüstung relativ wertvoll ist, sollten die Taschen verschließbar sein, wenn Sie nicht immer alle Teile mit sich herumtragen wollen.
Stative
Genauso wichtig wie die Kamera selbst ist das Stativ. Ohne dem braucht man es Nachts erst gar nicht versuchen. Ein gutes Stativ kostet fast soviel wie eine Kamera, besonders wenn man auf geringes Gewicht und ein kleines Packmaß Wert legt. Ich bevorzuge Carbon-Stative, weil diese besonders leicht sind und stabil stehen. Ein Stativ darf allerdings auch nicht zu leicht sein, da es sonst bei starkem Wind nicht stabil steht und ggf. samt Kamera umgeweht werden kann. Wer trotzdem ein ganz leichtes Stativ benutzt kann dieses evtl. beschweren. Für diesen Fall haben gute Carbonstative einen Haken an der Mittelsäule.Beim Videofilmen kommt dem Stativ eine besondere Bedeutung zu. Ich mache praktische jede Aufnahme vom Stativ. Es muss dann noch schnell aufzubauen sein und über eine Nivellierhalbkugel verfügen, damit die Kamera immer in der Horizontalen ausgerichtet steht.
Transport und Schutz
Die Ausrüstung sollte gut und sicher verpackt werden. Meine wertvolle Fotoausrüstung verpacke ich meistens in einzelnen Taschen, die dann im Rucksack getragen werden oder in einem extra Fotorucksack. Zudem packe ich zumindest die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände in wasserdichte Säcke mit Rollverschluss. Diese schützen auch zuverlässig vor Staub und Gas und können in Pausen provisorisch über die Kamera gestülpt werden, wenn diese noch auf dem Stativ montiert ist.Stand 2013
Weiterführende Links:
Fototipps Teil 2: Fotopraxis
Beispielfotos in den Bildergalerien
Vulkanvideos unter dem Link Videos
Stand 2014