Die hawaiianische Vulkangöttin Pele wohnt im Krater Halema'uma'u des Vulkans Kilauea. Sie hat die Gestalt einer alten Frau, die von einem weißen Hund begleitet wird. In der Nähe des Kraters nimmt sie die Gestalt eines jungen Mädchens an. Vor jedem Ausbruch erscheint sie am Krater. Die Göttin Pele ist sehr jähzornig. Wenn ihr Missfallen erregt wird, öffnet sie mit einem Fußtritt den Krater und der Lavastrom ergießt sich über ihre Gegner. Die Hawaiianer hoffen die Göttin zu besänftigen, indem sie ihr opfern. Ein Mann, dessen Haus durch einen Lavastrom bedroht war, wickelte eine Flache Gin in ein Palmenblatt und legte es vor den Lavastrom. Die Lava verschlang das Opfer und kam tatsächlich kurz vor dem Haus des Mannes zum Stillstand. Peles göttlicher Zauber steckt auch in der Lava. Ihr Zorn trifft denjenigen, der ein Stück der glänzenden Lava als Souvenir mitnimmt. Nur Aberglaube? Die Wächter des Nationalparks wissen von zahllosen Päckchen aus aller Welt zu berichten. Die verzweifelten Absender bitten darum, die Lavabrocken, um Gottes Willen, auf den Vulkan zurückzubringen und so eine Welle von Missgeschicken, Unglücken und Krankheiten zu beenden, die ihr Leben ruinieren, seit sie im Besitz der Lavasteine sind.
Für die Griechen war der Vulkan Ätna in Sizilien der Wohnsitz des Feuergottes, den sie Hephaistos nannten. Sie glaubten, die Ausbrüche des Ätna entstammten seiner Schmiede, in der er, in Rauch und Funken gehüllt, Waffen für die Götter schmiedete. Seine Gehilfen waren einäugige Zyklopen. Der Gott des Feuers war leicht zu reizen. Dann schickte er Feuer, Donner, Tod und Verderben zu den Menschen. Man opferte ihm Kunsthandwerk und Lebensmittel, um ihn zu besänftigen. Doch jedes Mal, wenn er am Zepter des Gottvaters Zeus schmiedete, brach der Vulkan aus. Die Römer übernahmen den Glauben an einen Gott des Feuers von den Griechen. Sie nannten ihn Vulcanus und dachten, seine Heimat wäre im Vulkan einer kleinen Insel im Tyrrhenischen Meer zwischen Sizilien und Neapel. Schließlich wurde zunächst die Insel, dann alle Vulkane nach dem römischen Gott des Feuers benannt.
Da ganz Island vulkanisch entstanden ist, haben die Isländer schon immer mit der Furcht vor Ausbrüchen gelebt. So sind viele Sagen über die Feuerspeier entstanden.
Die germanische Sage erzählt, dass der Gottvater Odin auf seinem Thron saß und die Götter bei ihren Wettkämpfen auf dem Idafeld beobachtete. Die Götteroase Idafeld liegt am Fuße des Vulkans Herdubreid. Bei einem solchen Wettkampf ist der Sonnengott Baldur vom Feuergott Loki mit einem Mistelzweig heimtückisch ermordet worden. Da Baldur nicht im Zweikampf gestorben ist, tat sich die Erde auf und er musste ins feurige Totenreich übersiedeln. Soweit die Sage.
Heute wissen wir, dass die Sage um Baldurs Verbannung ins Totenreich mit einem Vulkanausbruch zusammenhängt. 934 v. Chr. tat sich in Island eine Spalte im Boden auf und der Vulkan Eldgia brach mit furchtbarer Gewalt aus.
Aber es gibt noch mehr Sagen in Island. So ist einem Isländer einmal aufgefallen, dass der Boden im Umfeld des Vulkans Askja hohl klingt, wenn man darauf geht. Wir wissen, dass das von Hohlräumen in der erstarrten Lava kommt. Die Isländer glaubten jedoch, dass in den Hohlräumen die Werkstadt der Zwerge sei. Hier schmiedeten sie Schätze und Waffen, wie Thors blitzendes Schwert, im Höllenfeuer. Das Hämmern, Fauchen und Zischen der Zwergenwerkstatt sind jedoch nur die Geräusche des Vulkans.
Auch der Vulkan Ol Doinyo Lengai in dem afrikanischen Land Tansania ist Wohnsitz eines Gottes. Der Legende nach soll der Gott der Massai Engai im Krater des Vulkans leben. Die Massai sind ein Hirtenvolk und opfern dem Gott Engai gelegentlich eine Ziege oder etwas Blut mit Milch vermischt. Das soll den Gott Engai gnädig stimmen und vor Dürren und anderen Katastrophen schützen.