Du wunderst dich, wie Fossilien von Meeresbewohnern auf Berggipfel gelangten? Auf den ersten Blick erscheint das unlogisch. Doch das lässt sich mit der Dynamik unserer Erde erklären. Wir nehmen die Erdoberfläche als unveränderlich wahr, doch tatsächlich ist sie ständig in Bewegung. Die Erdkruste bewegt sich nur viel langsamer als eine Schnecke, sodass wir die Bewegungen nicht spüren. Sie lassen sich aber messen und Wissenschaftler fanden heraus, dass sich die Erdplatten jährlich um einige Zentimeter verschieben. Im Laufe von Jahrmillionen kommen so beachtliche Entfernungen zusammen. Die Erdkrustenplatten reiben aneinander und können sich auch übereinander schieben. Dabei kann eine Erdplatte abtauchen und im Erdmantel verschwinden oder es kommt zur Aufschiebung von Gebirgen. Es entstehen gewaltige Falten aus Gestein und so kann aus einem Ozeanbecken ein Gebirge werden. Die Fossilien der Meeresbewohner gelangen bis auf die höchsten Berggipfel. Natürlich haben sie eine Reise hinter sich, die mehrere Millionen Jahre dauerte.
Die Dynamik der Erde zeigt sich aber auch im gegenteiligen Prozess: da die Gesteinsplatten nicht nur angehoben werden können, sondern auch in größere Tiefen transportiert werden, können sich die Gesteine in tiefere Schichten der Erdkruste umwandeln. Das geschieht, weil es dort heiß ist und der Druck sehr groß ist. So entsteht aus einem Kalkstein, der im Meer abgelagert wurde, ein Marmorstein. Auch in diesem kannst du Fossilien entdecken. Viele Fensterbänke bestehen aus Marmor, also geh mal schnell gucken, ob du ein Fossil entdeckst.
Wo so gewaltige Kräfte wirken, dass mehrere Tausend Meter dicke Gesteinsschichten verbogen werden, können Gesteine auch brechen. So werden Erdbeben ausgelöst und es entstehen Störungszonen, die sich wie gewaltige Risse durch die Erdkruste ziehen. Die Disziplin der Geologie, die sich mit den Bewegungen der Gesteine entlang von Störungszonen beschäftigt, nennt man Tektonik. Es gibt verschiedene tektonische Prozesse und unterschiedliche Bewegungsrichtungen der Gesteine. Sie können sich in der Höhe verschieben, sich voneinander entfernen oder aneinander vorbei gleiten. Der Begriff Plattentektonik beschreibt die Bewegungen der Kontinente. Letztendlich ist die Tektonik eine Disziplin innerhalb der Geologie und wird als Lehre von den Bewegungsvorgängen der Erdkruste angesehen.
Anekdote
Noch eine Erinnerung aus meiner Studienzeit: Im Anschluss einer Kartierung auf Kreta fuhren wir Studenten mit dem Professor über die Insel und schauten uns ihre geologischen Besonderheiten an. Ich trug als einer der ersten in Europa Trekkingsandalen einer bekannten amerikanischen Firma, sehr zur Belustigung des Professors. Wir fuhren im Konvoi mit 8 Autos und erzeugten beim Parken eine lange Schlange. An jedem Aufschluss ließ der Prof von Wagen zu Wagen "Badelatschen-Aufschluss" durchrufen. Das entwickelte sich schnell zum Running Gag. Normalerweise trägt ein zünftiger Geologe natürlich Wanderstiefel und holt sich bei 30 Grad im Schatten stinkige Schmorfüsse. Tatsächlich stand ich bei dieser Exkursion auch vor der Pindos-Falte, die ihr im Bild oben seht.
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Text online seit 2022. © Marc Szeglat, Foto: © Dieter Müller / Wikipedia, Lizenz der cc.