Fototipps Teil 2: Fotopraxis
Nachdem ich im ersten Teil der Fototipps über die Wahl der richtigen Ausrüstung geschrieben habe, geht es hier um praktische Dinge. In schwierigen Aufnahmesituationen ist es wichtig die Kamera manuell zu beherrschen. Die Automatikfunktionen liefern oft nur am Tag zufriedenstellende Ergebnisse. Gerade die nächtliche Langzeitbelichtung birgt großes Potential für kreative Bildgestaltung am Vulkan.
Moderne Kameras verfügen über ein Autofokussystem. Normalerweise funktioniert der Autofokus präzise und schnell. Bei zu geringem Motivkontrast, oder in der Dunkelheit ist hierauf aber kein verlass. Eine Aschewolke, oder hitzeflimmernde Lavafontänen können den Autofokus schnell durcheinander bringen. In diesem Fall sucht man sich einen Fixpunkt in vergleichbarer Entfernung, oder versucht auf den Rand des Förderschlotes zu fokussieren.
Ständig neues fokussieren kostet zudem viel Strom. Besonders beim Fotografieren vom Stativ fokussiere ich mein Hauptmotiv einmal an und schalte dann den Autofokus ab. In der Regel verändert sich die Entfernung beim Ansitzen nicht mehr. Richtig fokussiert wird immer mit der längsten Brennweite des Objektives. Gute Optiken halten die Schärfe dann über den gesamten Brennweitenbereich. Das gilt besonders für Videokameras. Hier verzichte ich praktisch immer auf den Autofokus während der Aufnahme, da es schnell zum gefürchteten "Pumpen" der Schärfe kommen kann. Das manuelle Nachführen der Schärfe bei sich bewegenden Motiven erfordert allerdings einiges an Übung und einen guten Sucher mit wenigstens einer Millionen Pixel.
Bei der Nachtfotografie ist es vorteilhaft bereits während der Dämmerung scharf zu stellen. Ein Objektivwechsel macht Voreinstellungen aber zu Nichte. In diesem Fall versucht man mit dem Autofokus auf einer einzelnen Lavabombe scharf zu stellen, oder bemüht gleich den manuellen Fokus.
Mit dem automatischen Weißabgleich habe ich im Allgemeinen gute Erfahrungen gemacht. Doch bei einer Fotoserie sollte man ihn sperren, sprich auf einem festen Wert einstellen, da es ansonsten zu leichten Farbabweichungen in der Serie kommen kann.
Die elektronische Signalverstärung (bei Video Gain, bei Foto ASA) ist generell möglichst niedrig zu halten, da sie nicht nur die gewünschten Bildinformationen verstärkt, sondern auch das Bildrauschen. Dieses ist maßgeblich von der Größe des Sensors abhängig. Je größer der Sensor, desto lichtempfindlicher ist er und desto geringer fällt das Bildrauschen aus. Daher reagieren entsprechende Kameras weniger empfindlich auf höhere ASA-Werte. Grundsätzlich versuche ich Einstellungen über 800 ASA zu vermeiden. Normalerweise wählt man einen höheren ASA-Wert bei schlechten Lichtbedingungen, bzw. in der Nacht. Allerdings kann man mit Hilfe eines höheren ASA-Wertes tagsüber eine kürzere Belichtungszeit erzwingen, was nützlich ist, wenn man schnelle Bewegungen im Bild einfrieren möchte. Bei Langzeitbelichtungen verzichte ich meistens ganz auf eine Signalverstärung.
Wenn kurze Belichtungszeiten Bewegungen "einfrieren" können und eine fliegende Lavabombe dabei scharf abgebildet wird, kann man auch bewusst mit Bewegungsunschärfe arbeiten. Leichte Unschärfe von sich schnell bewegenden Objekten kann die Bewegungsdynamik verdeutlichen. Im Extremfall kann man über lange Belichtungszeiten die Flugbahnen der Lavabomben sichtbar machen. Am Stromboli wähle ich so oft Belichtungszeiten zwischen 10 und 30 Sekunden. Ein Problem hierbei ist, das bei starken Eruptionen die Flugbahnen in der Nähe des Förderschlotes zu hell sind und ausbeißen können. Hier hilft dann nur eines: abblenden und Gain raus!
Weiterführende Links:
Fototipps Teil 2: Fotopraxis
Beispielfotos in den Bildergalerien
Vulkanvideos unter dem Link Videos
Stand 2014