Bei der Nordanatolische Verwerfung handelt es sich um eine große tektonische Störungszone in der Türkei. Sie verläuft entlang der nördlichen Grenze der Anatolischen Platte. Die gut 1500 km lange Störungszone erstreckt sich von der Ägäis im Westen bis zum Schwarzen Meer im Osten. Die Verwerfung bildet eine Grenze zwischen der Eurasischen und der Anatolischen Platte und verursachte in der Vergangenheit mehrere starke Erdbeben mit katastrophalen Folgen.
Die Nordanatolische Verwerfung ist Teil des sogenannten Alpidischen Gürtels, einer geologischen Zone von Orogenen und Störungen, die sich von Europa über den Nahen Osten bis nach Zentralasien erstreckt. Wie die Ostanatolische Verwerfung wird auch die Nordanatolische Verwerfung von Geologen und Seismologen sorgfältig überwacht, da sie das Potenzial hat, schwere Erdbeben auszulösen.
Die Nordanatolische Verwerfung ist eine sogenannte Transformstörung, was bedeutet, dass sie eine horizontale Bewegung der Erdkruste bewirkt, im Gegensatz zu anderen Störungstypen wie konvergente Subduktionszonen, die vertikale Bewegungen verursachen. Transformstörungen wie die Nordanatolische Verwerfung sind oft mit großen Erdbeben verbunden, da die Reibung zwischen den Platten entlang der Verwerfung zu starken Spannungen und Brüchen führen kann. Eine vergelichbare Störungszone befindet sich im Osten der Türkei und wird Ostanatolische Verwerfung genannt. Beide Störungen weisen große Ähnlichkeiten mit der bekannten San-Andreas-Fault im US-Bundesstaat Kalifornien auf.
Die Geschwindigkeit der Plattenverschiebung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der regionalen Geologie, der Geometrie der Verwerfung und den Kräften, die auf die Platten wirken. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass sich die Platten entlang der Nordanatolische Verwerfung mit einer Geschwindigkeit von etwa 2-3 Zentimetern pro Jahr verschieben. Auch die Anzahl der Erdbeben, die in einem Jahr auftreten, kann stark variieren und hängt von vielen Faktoren ab. In der Regel treten entlang der Nordanatolischen Verwerfung mehrere tausend Erdbeben pro Jahr auf, von denen die meisten jedoch zu schwach sind, um von Menschen wahrgenommen zu werden. Einige wenige Beben können jedoch deutlich stärker sein und große Schäden an Gebäuden und Infrastruktur verursachen und Menschenleben kosten.
Das bedeutendste Ereignis in jüngerer Zeit war das Erdbeben von Izmit im Jahr 1999, bei dem mehr als 17.000 Menschen getötet wurden. Andere große Erdbeben, die mit der Nordanatolischen Verwerfung in Zusammenhang stehen, sind das Erdbeben von Erzincan im Jahr 1939 und das Erdbeben von Samsun im Jahr 1953. Auch wenn sich Erdbeben nicht konkret vorhersagen lassen, so wird die Gefahr, dass sich innerhalb der nächsten 50 Jahren ein Starkbeben entlang der Verwerfung ereignen wird als hoch eingestuft.
Gefahren entlang der Nordanatolischen Verwerfungn
Es gibt eine Reihe von potenziellen Gefahren, die von der Nordanatolischen Verwerfung ausgehen, und Seismologen befürchten insbesondere:- Großes Erdbeben: Es besteht die Möglichkeit, dass ein sehr Starkbeben in der Region auftreten könnte, das sowohl das Leben als auch die Infrastruktur erheblich beeinträchtigen könnte. Ein solches Erdbeben könnte zu massiven Schäden an der Infrastruktur sowie zu Verletzungen und Todesfällen führen.
- Tsunamis: Ein großes Erdbeben in der Nordanatolischen Verwerfung könnte auch einen Tsunami in der Ägäis auslösen, der in der gesamten Region Schäden anrichten könnte.
- Auswirkungen auf die Infrastruktur: Da die Nordanatolische Verwerfung direkt durch die Türkei verläuft, könnten große Erdbeben erhebliche Auswirkungen auf die Infrastruktur haben, insbesondere auf Verkehrswege wie Autobahnen, Brücken und Tunnel.
- Gesellschaftliche Auswirkungen: Erdbeben in der Nordanatolischen Verwerfung können auch schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesellschaft haben, einschließlich der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens der betroffenen Menschen. Daher ist es wichtig, dass die Gemeinden in der Region auf mögliche zukünftige Erdbeben vorbereitet sind und entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen.
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