In kaum einem anderen Land bebt die Erde so viel wie in Indonesien. Hier manifestierten sich in jüngster Vergangenheit zahlreich starke Erdbeben mit katastrophalen Folgen. Alleine im neuen Millennium manifestierten sich in mindestens Indonesien 66 starke Erdbeben mit Magnituden über 6. Zu diesen Erdbeben zählt auch das verheerenden Erdbeben von 2004, welches nicht nur Sumatra erschütterte, sondern Tsunamis durch den Indischen Ozean schickte. Das Erdbeben hatte eine Magnitude von 9,1. In der Folge starben mehr als 230.000 Menschen.
Erdbebenkatastrophen in Indonesien
Zu den jüngsten katastrophalen Erdbeben zählen jene von Lombok und Sulawesi im Jahr 2018. Im Sommer wurde Lombok von einer Serie starke Erdbeben mit Magnituden über 6 erschüttert. In der Folge starben mehr als 460 Menschen und nahezu die gesamte Infrastruktur der Insel wurde zerstört. Ende September ereignete sich auf Sulawesi ein Erdbeben der Magnitude 7,4. Das Beben löste einen moderaten Tsunami aus, welcher die Küste von Palu zerstörte. Es starben mindestens 1400 Menschen. Von der Katastrophe direkt betroffen waren mehr als 300.000 Personen. Viele von ihnen wurden obdachlos. Wenige Tage nach dem Erdbeben brachen 2 Vulkane aus, welche ca. 500 km vom Erdbebenzentrum entfernt lagen. Sie verstärkten die Katastrophe noch. Möglicherweise wurden die Vulkanausbrüche von dem Erdbeben ausgelöst.Die zahlreichen Erdbeben und Vulkanausbrüche Indonesiens stehen in direktem Zusammenhang mit der äußerst komplexen Tektonik der Region. Ein Blick auf die tektonische Karte enthüllt zahlreiche große und kleine Störungszonen. Die Erdkruste ist in mehreren Platten zerbrochen, was eine Vielzahl komplexen Bewegungen und gegenseitigen Beeinflussungen verursacht.
Plattentektonik Indonesiens
Großtektonisch gesehen, bestimmt die Plattenkollision von Eurasien und Indoaustralien das Geschehen. Doch zwischen den beiden Kontinentalplatten sind noch die Burmaplatte und die Sundaplatte eingekeilt. Im Norden und Osten kollidieren die Philippinische Platte und die Carolinen Platte mit der Sundaplatte. Entlang der Plattengrenzen liegen die tektonischen Hauptstörungszonen mit ihren vulkanische Inselbögen. Entlang diesen Hauptstörungszonen findet Subduktion statt. Dabei taucht die schwerere Platte unter die leichtere ab und wird im Erdmantel teilweise aufgeschmolzen. Oft verhakt sich die abtauchende Platte, wodurch Spannungen im Gestein entstehen, welche sich irgendwann in einem Erdbeben entladen. Dabei kann es zum Sprödbruch des Plattensegments kommen, oder es schnellt wie eine Feder in seine Ursprungslage zurück. Geschieht dies unterseeisch, kann ein Tsunami ausgelöst werden.Große Sumatra-Verwerfungen
Doch die Subduktionszonen sind nicht die einzigen tektonischen Störungszonen Indonesiens! In den Platten selbst verlaufen Störungen. Drei dieser Störungszonen sind besonders markant. Diese sind ähnlich wie die San Andreas Verwerfung in den USA aufgebaut.Im Westen des Archipels liegt die Große Sumatra-Verwerfung. Diese 1900 km lange dextrale Blattverschiebung (right lateral strike-slip fault auf Neudeutsch) verläuft hinter der Südwestküste der Insel und parallel zur Subduktionszone des Sunda-Trench. Auf der Großen Sumatra Verwerfung (siehe Detailkarte) liegen mehrere aktive Vulkane der Insel Die meisten gruppieren sich in ihrer Nähe. Davon macht auch die gewaltige Toba-Caldera mit den assoziierten Vulkanen Sinabung und Sibayak keine Ausnahme. Sie bildeten sich etwas östlich der Verschiebung. Interessant wäre es zu erforschen, ob sich die Eruptionszentren der Vulkane verschieben, die direkt auf der Störungszone liegen.
Palu-Koro-Blattverschiebung auf Sulawesi
Die 2. große Blattverschiebung Indonesiens verläuft durch Sulawesi. Bei der Palu-Koro-Verwerfung handelt es sich um eine sinistrale (links schiebende) Blattverschiebung, die allerdings wohl auch eine vertikale Verschiebungskomponente aufweist. Die Störung beginnt an der Ostküste von Zentralsulawesi, verläuft quer über die Insel durch die Stadt Palu und dem Fluss Koro, zieht offshore weiter durch die Makassar Meeresenge und läuft im Osten Borneos aus. Der Fluss Koro findet sein Bett zumindest teilweise in einer Depression entlang der Störungszone. Hier manifestierte sich das katastrophale Palu-Erdbeben vom 28. September 2018, welches auch einen Tsunami auslöste. Dieser wurde durch die besondere Morphologie der Küstenlinie bei Palu verstärkt: Palu liegt am Ende einer fjordähnlichen Bucht. Durch diese Bucht verläuft auch die Störungszone. Das Epizentrum des Bebens lag an der Küste nördlich der Bucht. Der Tsunami strömte in den engen Kanal der Bucht wodurch die Kraft der Welle sprichwörtlich kanalisiert und aufgestaut wurde. Dadurch erreichte die Welle eine größere Höhe, als an den offenen Küstenabschnitten von Sulawesi.Sorong-Störungszone
Die 3. bestimmende Struktur ist die Sorong-Verwerfung Indonesiens. Sie ist eine sinistrale Blattverschiebung, welche entlang der Nordküste von Papua Indonesia verläuft und bei der Stadt Sorong ins Meer abtaucht. Sie endet an der Westküste Sulawesis, unweit dem Ort, an dem die Palu-Koro-Verwerfung beginnt.Weiter dominante Störungszonen Indonesiens sind die back-arc-thursts faults, welche sich hinter den Inselbögen bilden. Entlang diesen Störungszonen finden Ausgleichsbewegungen statt, welche durch Druck der Subduktionszonen vor den Inselbögen entstehen. Einige dieser back arc thrust faults sind mit Beckenbildungen am Meeresgrund assoziiert und sind dann als divergente Störungszonen angelegt.
Die Erdbeben von Lombok manifestierten sich an der Flores-back-arc-thrust-fault.
Stand 2018
Bildquellen: Wikipedia Indonesia. Herman Darman. Unter Lizenz der CC BY 3.0.