Als Vulkanfilmer reise ich oft in Erdbebengebiete, doch mein erstes Erdbeben erlebte ich nicht in Japan, oder Indonesien, sondern in meinem heimischen Bett! Es war im Jahr 1992, als bei Roermond die Erde bebte. Mitten in der Nacht schreckte ich durch ein tiefes Grollen am Rande der Wahrnehmbarkeit auf und saß sofort senkrecht im Bett. Sekunden später schüttelte und rüttelte das Haus und im Gebälk des Dachstuhls knackte und knirschte es. "Nanu, ein Erdbeben", dachte ich. Zunächst ging ich von einem Bergsturz als Auslöser aus, da bei uns im Ruhrgebiet der Untergrund einem Schweizer Käse gleicht. Ich sprang sofort aus dem Bett und stürmte in den Keller um den Gashahn abzudrehen. Erst am nächsten Tag wurde klar, dass es sich um ein tektonisches Erdbeben der Magnitude 5,6 gehandelt hatte.
Erdbeben auf Java und Sulawesi
Im Mai 2006 wurde ich Zeuge der Zerstörungen eines Erdbebens Mw 6,2 auf der indonesischen Insel Java. Zum Zeitpunkt des Erdbebens befand ich mich an Bord eines Flugzeuges, dass gerade in Jakarta abheben wollte. Durch das Beben am Zielort Yogjakarta wurde der Start abgebrochen und als es mit Verzögerung los ging, landeten wir in Surabaya. Mit dem Bus ging es weiter Richtung Yogja. Wir fuhren mitten durch das Katastrophengebiet. Verletzte und Tote wurden aus den Trümmern geborgen. In den nächsten Tagen dokumentierte ich die Zerstörungen. Ich bewundere bis heute die Indonesier, die sich im Angesicht der Katastrophe sehr diszipliniert, fatalistisch und gastfreundlich gaben.
8 Jahre später wurde wieder eine Hütte erschüttert in der ich schlief: diesmal befand ich mich aber nicht in Deutschland, sondern auf der indonesischen Insel Sulawesi. Die Magnitude lag bei 5,2. Die Erde bockte deutlich ruppiger als bei dem Beben in Deutschland, was wohl an der geringeren Entfernung zum Epizentrum lag.
Erdbeben und Tremor an den Vulkanen
An Vulkanen erlebte ich mehrere leichte Erdbeben und Tremor, der sich nicht nur durch mein Stativ rappelte: das erste Mal spürte ich dieses beständige vibrieren des Bodens am Ätna auf Sizilien. Das war während der Flankeneruption von 2001. Wenig später wurde ich Zeuge mehrere Erdbeben in Äthiopien und am Ol Doinyo Lengai in Tansania. Eingeprägt hat sich dort eine Erschütterung die wie ein dumpfer Glockenschlag durch den Vulkan lief. Dabei setzte sich die Plattform im Krater mit einem Ruck und ich befürchtete, dass diese entweder einstürzen, oder weggeblasen würde. Doch keines von Beidem geschah.
Am Pico do Fogo auf den Kapverden war der Tremor zeitweise so stark, dass man ihn mit jeder Faser des Körpers spürte, besonders, wenn man sich auf den Boden setzte. Wenige Stunden nach der Phase mit dem stärksten Tremor startete der Lavastrom, der zur endgültigen Zerstörung des Ortes Cha de Caldeiras führte.
Vorwarnungen und Reaktionen
Die Erdbeben kamen allesamt ohne Vorwarnung, so dass ich von ihnen überrascht wurde. Ich gehe davon aus, dass es vor einem wirklich schweren Erdbeben auch keine Warnung geben wird. Einzige Warnung war ein tiefes, unterschwelliges Grollen, fast im Infraschall-Bereich, gepaart mit leichten Vibrationen. Dann hat man wenige Sekunden um zu reagieren. Bei den Erdbeben die ich erlebte, wurde ich von diesem Grollen geweckt und ich konnte gerade noch denken: "aha, ein Erdbeben". Dann ging es schon los! Irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, dass es schon nicht so schlimm werden würde. Die mittelstarken Erdbeben dauerten auch nur wenige 10er Sekunden. Doch ich hinterfrage mich oft selbst, ob ich bei einem starken Erdbeben instinktiv richtig reagieren würde und Schutz neben dem Bett suchen würde, anstatt gemütlich im Bett sitzen zu bleiben.