In den USA gibt es mehrere seismisch aktive Zonen, entlang derer Forscher ein sehr starkes Erdbeben erwarten. Eine dieser Zonen erstreckt sich vom Süden Kanadas bis nach Nordkalifornien. Mitten drin liegen die Metropolen Vancouver, Seattle und Portland.
Die Cascadia Subduktionszone
Die Rede ist von der Cascadia-Subduktionszone, entlang derer die Pazifische Kontinentalplatte unter die des Nordamerikanischen Kontinents abtaucht. Entlang der Cascadia-Störungszone, welche sich auf einer Länge von mehr als 1000 km vor der Küste Nordamerikas erstreckt, ist die Pazifische Platte in mehrere kleine Platten zerbrochen. Die größte der Platten ist die Yuan de Fuca Platte, welche die Störungszone dominiert. Im Norden liegt die kleinere Explorer-Platte und im Süden die Gorda Platte. Die Grenze zwischen der Yuan de Fuca Platte und der Pazifischen Platte, wird von einem Ozeanische Rücken markiert. Das Mantelmaterial steigt in einer Konvektionszelle auf und drückt die Platten auseinander. So entsteht eine divergente Plattengrenze. Hinter der Subduktionszone auf der nordamerikanischen Platte bildete sich eine Vulkanreihe: die Cascaden-Range. Dort wird das Magma eruptiert, welches durch das Aufschmelzen der subduzierten Yuan de Fuca Platte im Erdmantel bildet. Die Schmelze steigt auf und bildet Vulkane wie den Mt. Rainier und Mt. St. Helens. Die südliche Grenze der Störungszone ist von besonderem Interesse. Dort trifft die Gorda-Platte auf die Pazifische Platte und die des nordamerikanischen Kontinents. An diesem Tripelpunkt entsteht die Mendocino-Bruchzone, welche senkrecht auf die Cascadia-Störungszone stößt. Dort beginnt auch die berühmte San Andreas Verwerfung, welche die bekannteste Erdbebenzone Nordamerikas ist.Verkeilte Yuan de Fuca Platte
Die unter dem nordamerikanischen Kontinent abtauchende Yuan de Fuca-Platte erreicht unter dem Stadtgebiet von Seattle eine Tiefe von 60 km. Das Besorgniserregende an dieser Situation ist, dass sich nicht nur die Juan de Fuca-Platte verschiebt, sondern auch das Vorland von Seattel: Mit einer Geschwindigkeit von 4 cm pro Jahr verlagert es sich in Richtung Westen. Die abtauchende Yuan de Fuca-Platte ist mit der Kontinentalplatte verkeilt und staucht das Land auf. Dieses wölbt sich nach oben und wird wie eine Feder gespannt. Irgendwann wird das verkeilte Gestein brechen und die Spannungen entladen sich in einem gewaltigen Erdbeben. Erdstöße mit einer Magnitude von 9 sind möglich. Dabei schnellt die Nordamerikanische Kontinentalplatte um mehrere Meter nach oben. Besonders fatal ist, dass die Plattengrenze im Ozean verläuft. Dadurch wird ein gewaltiger Tsunami ausgelöst, der sich sowohl nach Westen, als auch nach Osten ausbreiten wird. So würde er nach 4 Stunden auf die Inselgruppe Hawaii treffen und nach 8 Stunden die Küste Japans heimsuchen.Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein starkes Erdbeben innerhalb der nächsten 40 Jahre ereignet liegt bei 90 %. Zudem fanden Geologen heraus, dass der Untergrund in der Gegend von Seattle Erdbebenwellen verstärkt. Denn unter der Stadt befindet sich ein Becken, das tief mit lockeren Sedimenten gefüllt ist. Solche Sedimentbecken fungieren als Resonanzkörper, welche Erdbebenwellen aufschaukeln.
Erdbeben im 18. Jahrhundert
Seismologen fanden heraus, dass sich im Durchschnitt alle 240 Jahre ein sehr starkes Erdbeben entlang der Cascadia-Störungszone manifestiert. Doch das letzte große Erdbeben ist in dieser Region bereits mehr als 300 Jahre her. Es ereignete sich im Januar 1700 und hatte eine geschätzte Magnitude von 9,0. Damals war die Gegend spärlich bewohnt und die Opferzahlen hielten sich in Grenzen. Heute wäre ein Beben dieser Größenordnung fatal.Anders, als die Städte entlang der San Andreas Verwerfung, sind die Metropolen im Norden der USA weniger gut auf ein starkes Erdbeben vorbereitet. Inzwischen werden in Schulen Schutz- und Evakuierungsmaßnahmen geprobt. Seismologen warnen davor, dass diese Maßnahmen im Falle eines Erdbebens der Magnitude 9 nutzlos wären. Ingenieure untersuchen die Standfestigkeit der Gebäude und kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Einige sagen voraus, dass eine Vielzahl großer Gebäude der Region, bei einem Megabeben zerstört werden würden. Andere sind der Meinung, dass vor allem ältere Gebäude aus Ziegelsteinen einstürzen würden.
Vorbereitung auf das Megabeben bei Seattle
Doch wie begegnet man der Bedrohung eines Megabebens dieser Größenordnung? Kann man sich darauf überhaupt vorbereiten? Sicherlich ist es sinnvoll den Ernstfall zu trainieren und sich vorsorglich Vorräte anzulegen. Im Falle des Überlebens wären diese sicherlich nützlich. Doch wenn die Prophezeiungen der Wissenschaftler eintreten sollten, wird es sehr viele Todesopfer geben. Wer auf Nummer sichergehen will, sollte die Region meiden.Weiterführender Link: Studie zu Fluid-Austritten an der Sascadia-Störungszone. Stand 2018. Foto © USGS