Grube Messel war ein Maar-Vulkan
Während des Erdzeitalters Eozän lagerten sich im Krater eines Maars Bitumen-haltige Tonsteine ab. Der mit Süßwasser gefüllte Krater bildete den Messel-See inmitten einer tropischen Landschaft: bedingt durch die Wanderung der Kontinentalplatten, lag Messel damals auf der geografischen Breite von Sardinien.Nach dem Aussterben der Dinosaurier an der Kreide-Tertiär-Grenze vor rund 65 Millionen Jahren war der Weg frei für die Verbreitung der Säugetiere. Bis zu diesem Zeitpunkt fristeten sie ein unbedeutendes Schattendasein. Wie eine Lawine überzogen die Warmblüter den Planeten und bereits nach 10 Millionen Jahren gab es über 130 unterschiedliche Gattungen. Der Messel-See bot ihnen ein hervorragendes Refugium. Tote Tiere sanken auf den Grund des Sees und wurden unter Luftabschluss im Schlamm eingebettet. Durch den langen Prozess der Fossilisation wandelte sich organisches Material in Anorganisches um und blieb so im Tonstein erhalten.
Sedimente der Grube Messel
Die Sedimente der Grube Messel enthalten einen hohen Anteil an Bitumen und wurden seit dem 19ten Jahrhundert als Öllagerstätte ausgebeutet. Zu dieser Zeit wurden bereits erste Fossilien gefunden. Mit den billigem Öl aus dem nahen Osten lohnte sich die Ölgewinnung aus dem Schiefer nicht mehr und die Grube wurde 1971 stillgelegt.Die Grube Messel wurde zu einem El Dorado für Paläontologen und Privatsammler. Trotzdem entschloss man sich die Grube mit Müll zu verfüllen. Rettungsgrabungen brachten immer neue bedeutende Funde ans Tageslicht, die internationales Interesse an der Grube weckten. Zudem leisteten Bürgerinitiativen erbitterten Widerstand gegen die Müllverfüllung. 1995 wurde die Grube Messel mit ihren Versteinerungen endgültig durch die UNSCO unter Schutz gestellt. Heute dürfen hier nur noch wissenschaftliche Grabungen durchgeführt werden. Dabei engagieren sich das Frankfurter Senckenberg Institut, das Hessische Landesmuseum Darmstadt und die Universität Würzburg in besonderen Maßen.
Das Messler Urpferdchen aus dem Ölschiefer
Die Messel-Fossilien galten trotz ihres außergewöhnlichen Erhaltungszustands lange Zeit als wertlos. Der Ölschiefer enthält einen hohen Wasseranteil. Trocknet er aus, zerfällt er und mit ihm alle Fossilien. Erst mit der Entwicklung einer Aufwendigen Präparationstechnik, der Transfer-Methode, bei der das Fossil komplett von Schiefer befreit und auf eine Kunststoffplatte umgebettet wird, war es möglich die Relikte der Vergangenheit auf unbegrenzte Zeit haltbar zu machen und zu erforschen.Detailgenau sind Besonderheiten im Körperbau, Mageninhalte, Hautschatten, ja sogar Farben im Ölschiefer überliefert. Sie bergen eine Fülle von Informationen für die Wissenschaft und ziehen die Bevölkerung durch ihre unvergleichliche Ästhetik an. Dazu kommt das spezifische Alter der Fossilien von ca. 49 Millionen Jahren. Sie sind Zeitzeugen der Evolution der modernen Säugetiere, die sich im Alttertiär zur weltweit vorherrschenden Tierklasse entwickelten. Viele Arten haben es nicht geschafft, manche sind uns noch sehr fremd, doch in einigen wenigen erkennen wir bereits ihre heutigen Nachfahren.
Die berühmtesten Funde aus Messel sind auch zum Markenzeichen der Grube geworden: die Urpferde. Bis heute sind über 70 Exemplare gefunden worden. Stammesgeschichtlich gehören sie zu einem frühen Seitenast in der Pferdeevolution. Mit ihrem gekrümmten Rücken und dem kurzen Hals ähnelte ihre Gestalt wohl eher heutigen Ducker-Antilopen als Pferden.