Die Erde bebt, Häuser stürzen ein- und das in Deutschland. Immer wieder kommt es auch bei uns, in einer Region, in der die Erdkruste eigentlich als stabil gilt, zu Erdbeben. Mitten auf der Europäischen Platte, weit weg von kontinentalen Plattenrändern, wurden in der Vergangenheit schwere Beben registriert, so zum Beispiel das Erdbeben in der Schweiz im Jahre 1356. Nach heutigen Schätzungen hatte das Beben mit dem Epizentrum in der Nähe von Basel eine Stärke von 7,4.
Das stärkste Erdbeben, das Deutschland in historischen Zeiten traf, war jenes vom 18. Februar 1756 in Düren bei Aachen. Das Beben hatte eine geschätzte Magnitude von 6,1 bis 6,4 und richtete große Zerstörungen an.
Erdbebenforscher erklären diese Intraplattenbeben heute so: Die Spannungen, die an den Plattenrändern entstehen, übertragen sich auf den gesamten starren Plattenkörper. Dadurch gerät das Innere unter starken Kompressionsdruck. Irgendwann entlädt sich dieser Druck in einem Erdbeben.
Erdbeben entstehen an geologischen Schwächezonen. Alte Brüche und Störungszonen im Gestein können dem Kompressionsdruck nachgeben.
Der deutsche Raum steht unter Spannungen, die durch das langsame Vorrücken der Afrikanischen Platte nach Norden ausgelöst werden. Durch diese enormen Kräfte wurden die Alpen über Jahrmillionen hinweg um viele Kilometer emporgehoben und wachsen auch heute noch um einige Millimeter pro Jahr an. Von dieser Hebung sind auch im geringerem Maße Süddeutschland und Ostfrankreich betroffen. Der zwischen ihnen liegende Oberrheingraben ist in dieses Großgewölbe eingebrochen und bildet heute eine geologische Schwachstelle. Darüber hinaus gibt es entlang des 300 km langen Oberrheingrabens, der zu einer größeren europäischen Grabenstruktur gehört, Riftingprozesse, bei denen sich die Riftschultern voneinander entfernen.
Beobachtungen in den letzten 30-40 Jahre haben gezeigt, das Erdbeben, die eine Magnitude von 3,0 auf der Richter Skala überschreiten, sich im Bereich des Oberrheingrabens und im Bereich der Niederrheinischen Bucht häuften. Das kann aber auch an einem Ausbau des seismischen Netzwerkes liegen, dass schwache Erdbeben genauer erfassen können.
Das Gebiet der Niederrheinischen Bucht ist bereits seit 65 Mio. Jahren tektonisch aktiv. So konnte es seit dieser Zeit zu Absenkungen von mehr als 1000 m kommen, die für die Braunkohlenbildung in dieser Region verantwortlich waren. Noch heute treten Beben in dieser Region besonders häufig auf. Sie werden jedoch wegen ihrer geringen Intensität nicht wahrgenommen.
Anders das Beben am 13. April 1992, das mit einer Stärke von 5,9 das gesamte Rheinland aus dem Schlaf riss. Sein Epizentrum lag in der Nähe von Roermond, wo zahlreiche Häuser beschädigt wurden. Eines der letzten spürbaren Erdbeben im Bereich der Niederrheinischen Bucht erschütterte am 07.03.2001 die Gegend von Aachen.
Auch auf der Schwäbischen Alb, der sogenannten Zollernalb, finden statistisch gesehen etwa alle 30 Jahre stärkere Erdbeben statt. Das stärkste bislang bekannte Beben auf der Alb ereignete sich 1911. Es wird aufgrund der schweren Schäden auf 6,3 geschätzt. Das letzte schwere Beben bei Tailfingen mit einer Stärke von 5,8 richtete 1978 einen Schaden von ca. 77 000 000 DM an.
Schäden entstehen auch durch künstlich ausgelöste Erdbeben und Bergsenkungen im Zusammenhang mit dem Bergbau. So sank das gesamte Ruhrgebiet um ca. einen Meter ab. Bei Basel verursachte eine Geothermie-Bohrung ein lokales Erdbeben der Stärke 3,4. Dabei entstanden keine Schäden, allerdings wurden viele Anwohner nervös und haben nun Angst vor stärkeren Beben.
Informationen über aktuelle Beben in Deutschland erfasst die Universität Köln in ihrer Bebenstation Bensberg.
Dieser Text stammt aus dem Jahr 2003 und wurde 2023 aktualisiert.